Massenschlägerei am ZOB: Opfer verurteilt, Täter unbekannt

Bad Oeynhausen. Ein Beteiligter der Massenschlägerei am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Bad Oeynhausen ist inzwischen verurteilt worden, sein Bruder muss sich demnächst vor Gericht verantworten. Angeklagt worden sind die 17 und 18 Jahre alten Brüder aus Minden allerdings wegen anderer, heftigerer Gewalttaten. Die Strafverfahren wegen des Gewaltausbruchs in der Kurstadt sind nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Bielefeld mit Blick auf die zu erwartenden Urteile in diesen Gerichtsverfahren jedoch eingestellt worden. Zunächst galten die Brüder als Opfer der Massenschlägerei im November. Sie waren kurz zuvor im Siel von Unbekannten bedroht und mit Reizgas besprüht wurden. Dabei sollen auch Schüsse gefallen sein. Die Polizei stellte später bei ihnen eine Schreckschusswaffe sicher. Aus dem Streit entwickelte sich ein heftiger Schlagabtausch in der Innenstadt, wo bis zu 30 junge Männer auf beiden Seiten die Fäuste fliegen ließen. Die Ermittlungen der Polizei richteten sich später jedoch vor allem gegen die Brüder aus Minden. Es stellte sich nämlich heraus, dass die beiden selbst einiges auf dem Kerbholz hatten. Offenbar sind sie am Mittwoch, 18. November 2020, im Siel von Rivalen abgezogen worden und riefen deshalb ihre Anhänger zur Hilfe. Tumult am ZOB Die Polizei erkannte am ZOB eine Tumultlage, in der zwei Gruppen gewaltsam gegeneinander und gegen die Beamten antraten. Der jüngere Bruder versuchte dabei offenbar, den älteren aus dem Gewahrsam der Polizei zu befreien. Der Tumult beschäftigte auch das Innenministerium in Düsseldorf. Die Ermittler vor Ort schrieben fünf Strafanzeigen wegen Körperverletzung, Raub, Drogen, Widerstand gegen Polizeibeamte und versuchter Gefangenenbefreiung. Aus Sicht der Polizei waren die beiden gewalttätigen Männer-Gruppen am ZOB letztlich nur durch ein Merkmal zu unterscheiden: Die einen stammen allesamt aus libanesischen Familien, die anderen allesamt aus syrischen. Hinweise auf Clankriminalität stellte die Polizei jedoch nicht fest. Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bielefeld, Moritz Kutkuhn, erklärt auf Anfrage der NW, dass nach der Massenschlägerei die Strafverfahren wegen Waffenbesitz, Drogen und einfacher Körperverletzungen, aber auch wegen versuchter Gefangenenbefreiung und Widerstands gegen Polizeibeamte eingestellt wurden. Die meisten dieser Verfahren – abgesehen vom Raub – richteten sich gegen die Brüder aus Minden. Jugendstrafe mit Warnschussarrest Diese jungen Männer sind vor der Massenschlägerei am ZOB in Bad Oeynhausen bereits in Minden mit härteren Gewalttaten aufgefallen. Der ältere Bruder ist dafür bereits verurteilt worden. Nach Überzeugung des Jugendschöffengerichts hat der 18-Jährige im Mai 2019 am ZOB in Minden einem anderen jungen Mann ein Messer in den Rücken gerammt. Er ist rechtskräftig wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Mit Blick auf dieses Urteil hat die Staatsanwaltschaft seine Strafverfahren zur Massenschlägerei in Bad Oeynhausen jedoch eingestellt. Der jüngere Bruder muss sich demnächst auch vorm Jugendschöffengericht Minden verantworten. Angeklagt ist eine gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung in der Mindener Innenstadt. Auch sein Strafverfahren aus Bad Oeynhausen wegen versuchter Gefangenenbefreiung und Widerstands gegen Polizisten hat die Staatsanwaltschaft mit Blick auf das zu erwartende Urteil vorläufig eingestellt. Nach wie vor ist unklar, gegen wen die Brüder aus Minden am ZOB in Bad Oeynhausen die Fäuste erhoben. Die mutmaßlichen Opfer schilderten der Polizei damals einen Raub im Siel und lieferten Hinweise auf mutmaßliche Täter. Die Polizei hat dann ein Strafverfahren gegen Unbekannt eingeleitet, das jedoch ergebnislos geblieben ist. Die Staatsanwaltschaft hat auch dieses Verfahren vorläufig eingestellt. Die mutmaßlichen Opfer, die beiden Brüder aus Minden, sind damit die einzigen, die neun Monate nach der Massenschlägerei, allerdings für ganz andere Straftaten, zur Verantwortung gezogen werden. Der ältere Bruder hat ein Jahr und acht Monate Jugendstrafe bekommen. Die Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt, weil es die erste Verurteilung für den Mindener war. Drei Wochen Warnschussarrest muss der 18-Jährige allerdings absitzen. Und 900 Euro Schadenswiedergutmachung leisten. Das Urteil ist rechtskräftig. Der Prozess über den jüngeren Bruder soll noch im September beginnen.

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