Schulen und Kitas: Kompromiss für Luftfilter in Sicht

Bad Oeynhausen. Einen Tag nach dem Ende der Sommerferien wollen die Bad Oeynhausener Kommunalpolitiker darüber beraten - und möglichst auch entscheiden - ob für Schulen und Kitas der Kurstadt mobile Luftfiltergeräte angeschafft werden sollen. Für die Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung (ASE) am Donnerstag, 19. August, zeichnet sich ein breiter Konsens für eine Kompromisslösung ab, die mit der Hoffnung verbunden ist, die Bedingungen für den Präsenzunterricht an den Schulen unter Coronabedingungen zumindest ein wenig zu verbessern. Ein Allheilmittel aber seien diese Geräte sicher nicht, betonen die Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD und Grünen unisono. Geführt wird die Debatte auch vor dem Hintergrund des neuen Förderprogramms, das das Land Mitte Juli aufgelegt hat. Über 90 Millionen Euro stehen darin für die Kommunen in NRW zur Finanzierung von mobilen Luftfiltern in Schulen und Kitas bereit. Doch allzu viel wird Bad Oeynhausen aus diesem Fördertopf voraussichtlich nicht profitieren, so lassen die Erklärungen des Ersten Beigeordneten Georg Busse erwarten. Aus einem ersten Fördertopf des Landes war nur ein Bruchteil der bereitgestellten Millionen abgerufen worden, weil die Mittel nur für Klassenräume vorgesehen waren, die gar nicht auf natürlichem Weg zu lüften sind. "Wir haben nur Klassen, die gut zu lüften sind" Und auch dieses erneute Förderangebot des Landes ist an Bedingungen geknüpft, die die Kurstadt kaum erfüllt. "Gefördert werden nur Räume der Kategorie 2", weiß Busse. Das sind Räume mit Fenstern, die nur kippbar sind, oder nur Lüftungsklappen "mit minimalem Querschnitt" haben, so die Erläuterung auf der Homepage des NRW-Heimatministeriums. Solche Bedingungen aber gibt es offenbar an den Bad Oeynhausener Schulen und Kindertagesstätten gar nicht. "Wir haben nur Klassenräume der Kategorie 1, die gut zu lüften sind", sagt Busse. Allerdings seinen die genauen Förderbedingungen des Landes noch gar nicht bekannt, so der Beigeordnete. Ganz so kategorisch sehen das die Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD und Grünen nicht. "Wir haben durchaus Räume in Kitas und in Weiterbildungseinrichtungen, die schlecht über Fenster zu belüften sind", ist Olaf Winkelmann (SPD) überzeugt. Und auch Volker Brand (Grüne), selbst Lehrer an der Europaschule, sagt: "Ich kenne auch Klassenräume, in denen die Fenster schlecht zu öffnen sind. Dort sollten wir noch einmal genau hinschauen." Flächendeckend, also pauschal in allen Klassenräumen und womöglich auch in den Kitas, sollte man die mobilen Luftfilter aber nicht vorsehen, so der Grüne. Dieter Hinzmann, Gebäudemanager der Stadt, hatte bei der Debatte über das Thema Ende Juni im Rat vorsichtig geschätzt, dass dann in den Bad Oeynhausener Schulen etwa 450 Räume zu versorgen seien. "Wir sollten einen Gang zurückschalten" Auch Kurt Nagel (CDU) erteilt einer flächendeckenden Lösung eine Absage. Das, so seine Einschätzung, würde für die Stadt eine Investition im Millionenbereich mit unbekanntem Nutzen bedeuten. "Wir sollten einen Gang zurückschalten", rät er mit Blick auf die kommende ASE-Sitzung. In der er von der Stadtverwaltung konkrete Hinweise darauf erwarte, welche Räume schlecht zu lüften seien, und auch, mit welchen Kosten pro Raum für mobile Luftfilter zu rechnen wäre. "Dort, wo das natürliche Lüften schwierig ist, sollten wir dann aber auch handeln", sagt Nagel. "Und zwar schnell." Weshalb alle drei Fraktionsvorsitzenden auch auf eine Entscheidung am 19. August hoffen. Die Haltung der drei Fraktionschefs decke sich mit seinen Vorstellungen, sagt Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU). Der ebenso wie Winkelmann, Nagel und Brand betont: "Klar ist, dass solche Lüftungsgeräte nur ein zusätzliches Element dort sein können, wo das Lüften über die Fenster schwierig ist". Nach seiner ersten groben Einschätzung könne dies auf zehn bis 20 Räume in Bad Oeynhausen zutreffen. Gütersloh stattet 500 Klassenzimmer mit Filtern aus In Gütersloh ging der Rat in der vergangenen Woche allerdings einen anderen Weg. Er beschloss, für 500 Klassenräume mobile Luftfilter anzuschaffen. Und auch Kai Abruszat, Bürgermeister von Stemwede, soll angekündigt haben, die Schulen der Stadt flächendeckend mit Filtergeräten auszustatten. "Die übrigen Kommunen im Kreis sind sich aber weitgehend einig in ihrer Vorgehensweise", sagt Bökenkröger nach einem Abstimmungsgespräch unter den Hauptverwaltungsbeamten. "Da müssen wir ehrlich bleiben" Konsens besteht darin, dass das Lüften mit offenem Fenster immer noch die beste Methode sei, der Verbreitung des Corona-Virus' in Schulen und Kitas zu begegnen - wo immer das möglich ist. "Kombiniert mit Abstandhalten und Masketragen", sagt Winkelmann. "Die mobilen Anlagen allein reichen nicht", bestätigt auch Nagel. "Da müssen wir ehrlich bleiben, auch gegenüber den Eltern, und nicht die Erwartung wecken: Wenn wir für jede Klasse ein mobiles Filtergerät anschaffen, wäre der Präsenzunterricht gesichert", warnt Volker Brand. Das sähe bei fest eingebauten, großen Lüftungsanlagen für ganze Gebäude mit zentraler Filterung womöglich anders aus. Bei Schulneubauten und Grundsanierungen würden solche Luftfilteranlagen mit eingeplant, hatte Georg Busse schon im Rat Ende Juni versichert. Auch dafür gibt es ein Förderprogramm des Bundes. "Aber kurzfristig sind solche Großanlagen natürlich nicht umzusetzen", sagt Nagel. Der ASE wird sich mit dem Thema voraussichtlich am Donnerstag, 19. August, ab 18 Uhr im Bürgerhaus Rehme befassen.

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