Nacktschnecken-Plage im Museumshof und Kleingärten

Bad Oeynhausen. Nacktschnecken hinterlassen nicht nur glitschige Spuren, sie haben auch großen Appetit. Grünkohl mögen sie ebenso gerne wie Salat und Basilikum. Und vor allem lieben sie Feuchtigkeit. "Perfektes Schneckenwetter", so beschreibt Antje Brandt von der AG Natur und Umwelt den Sommer 2021. Nicht nur in ihrem Garten haben die gefräßigen Besucher deutlich mehr Spuren hinterlassen als in den trockenen Sommern zuvor. Volker und Gitta Auf dem Kampe werden im Museumsgarten ebenso von den vielen Nacktschnecken geplagt wie der 75-jährige Hobbygärtner Dieter Langenbruch auf seinem Privatgrundstück in Dehme. Das hat es natürlich auch früher schon gegeben und deshalb haben die Gärtner schon jede Menge ausprobiert, was man tun kann, um sein Gemüse zu schützen. Von ihren Erfahrungen könnten auch andere Gartenfreunde profitieren. Kaminasche und Kaffeesatz Von einem anderen Mitglied seines Freundeskreises Museumshof hat Volker Auf dem Kampe große Eimer mit Asche aus dem Holzkaminofen erhalten. "Hilft leider nur kurzfristig", kommentiert er die "Ascheduschen", die er rings um seine Kohlpflanzen verpulvert. Denn beim nächsten Regen ist alles wieder verschwunden. "Dasselbe gilt leider auch für Kaffeesatz", ergänzt Dieter Langenbruch. Immerhin sind die Reste aus dem Filter oder der Maschine auch ohne Freunde mit Kaminofen erhältlich. Schneckenkragen Etwas dauerhafter ist der Schutz, wenn man über die Pflanzen einen Kunststoff-Kragen setzt. Der gewölbte Rand erschwert den Schnecken den Zugang. "Auf etwa einen Euro", beziffert Langenbruch die Investition pro Stück. Mehr als 100 Pflanzen stehen in seinen Gemüsebeeten, da muss er schon sorgfältig überlegen, für welche er in die Tasche greift. Im Museumsgarten kommt der Kragen ebenso wie bei Antje Brandt aus grundsätzlichen Gründen nicht zum Einsatz: "Auf Plastik möchte man ja möglichst im eigenen Garten verzichten". Hochbeet Schnecken sind zwar langsam, können sich aber nicht nur auf flachem Boden bewegen. Deshalb sind auch die Salatpflanzen und der Strauchbasilikum in Langenbruchs Hochbeet vom Schneckenfraß gezeichnet. Die schmalen Luftspalten, mit denen Langenbruch für gute Belüftung des Bodens sorgt, haben sich im übrigen als Nachteil erwiesen: Sie haben den Schnecken das Hochklettern noch erleichtert. Bierfalle Der kühle Gerstensaft ist nicht nur bei Menschen beliebt, auch Schnecken mögen ihn. "Die können gut riechen", weiß Voker Auf dem Kampe und deshalb werden sie angelockt, wenn er Bier auf dem (befestigten) Boden verschüttet. "In der Lache ersaufen sie", ergänzt Langenbruch. Zur Nachahmung empfehlen aber beide die Bierfalle nicht: weil sie eben alle Schnecken aus dem Garten und zum Teil sogar aus benachbarten Grundstücken anlockt. "Die Bierfalle ist immer zu klein", sind sich die beiden Männer einig. Opferbeet Ähnlich wie bei der Bierfalle wird auch hier versucht, die Schnecken mit besonderem Genuss zu locken - und damit von Salat, Kohl, und Co. fernzuhalten. Tagetes werden beispielsweise auch gern von den Nacktschnecken verspeist. Auch hier gibt es aber ein Größenproblem. "Man braucht mindestens zwei Quadratmeter", sagt Langenbruch, ein kleineres Beet reiche nicht aus, den Appetit der Weichtiere zu stillen. Weder bei ihm noch bei Antje Brandt oder im Museumsgarten ist dieser zusätzliche Platz vorhanden. Schneckenkorn Der Wirkstoff Metaldehyd ist der Grund dafür, dass Schneckenkorn unter Biogärtnern und Naturfreunden keinen guten Ruf hat, denn bei unsachgemäßer Verwendung kann er auch beispielsweise Igeln gefährlich werden. Anders ist es mit Schneckenkorn aus Eisen-III-Phosphat. Das ist ein natürliches Mineral, das im Boden durch Mikroorganismen und organische Säuren in die für Pflanzen wichtigen Nährsalze Eisen und Phosphat umgewandelt wird. Als Wirkstoff im Schneckenkorn bewirkt das Eisen-III-Phosphat einen Fraßstopp, allerdings müssen die Weichtiere dafür eine relativ hohe Dosis fressen. "Wirkt, ist aber ziemlich teuer", bilanziert Gitta Auf dem Kampe und zeigt auf ihre Lippischen Palmen. Im Museumshof wächst eine ganz seltene Urform, deren Erhalt auch dem Landschaftsverband wichtig ist. Und dessen Mitarbeiter hat Gitta Auf dem Kampe dann zum umweltfreundlichen Schneckenkorn geraten. "Es wirkt am besten im Frühjahr, wenn die Natur noch nicht viel zartes Grün zu bieten hat. Später muss man flächendeckend streuen", weiß die Hobbygärtnerin mittlerweile. Igel und Schnegel Manche tierischen Gäste bereiten schneckengeplagten Hobbygärtnern große Freude, weil sie die Gelege der Nacktschnecken vernichten. Bei Dieter Langenbruch macht das ein Igel, und die Auf dem Kampes haben schon mehrere Tigerschnegel entdeckt. Auch sie gehören (im Gegensatz zu den gehäusetragenden Weinbergschnecken) zu den Nacktschnecken, fressen aber anders als die Verwandten nicht frische Blätter. "Die mögen alte Pflanzenreste und vor allem die Gelege anderer Schnecken", lobt Antje Brandt die tierischen Helfer. Zu denen sie im übrigen auch Laufkäfer und Larven der Glühwürmchen zählt. Mit einer naturnahen Gartengestaltung schafft man Lebensräume, in denen sich die tierischen Schneckenjäger wohlfühlen. Einsammeln Schnecken lieben nicht nur Feuchtigkeit, bevorzugt bei Dunkelheit machen sie sich auf dem Weg und hinterlassen dabei eine Schleimspur. "Mit Taschenlampe sind sie gut zu sehen", wissen Dieter Langenbruch und Volker Auf dem Kampe. Deshalb ist die bei ihren abendlichen Gartenrundgängen unverzichtbar - ebenso wie ein kleines Eimerchen, in dem die gefräßigen Schnecken zum Komposthaufen transportiert werden. Nicht zu vergessen die Handschuhe - Nacktschnecken sind ziemlich glitschig. Gelassenheit Ein echtes Allheilmittel gegen die Schneckenplage gibt es nicht - da sind sich die erfahrenen Hobbygärtner einig. Die Freude an der Gartenarbeit lassen sie sich aber dadurch nicht nehmen. Sie haben schließlich auch schon andere Schäden - etwa durch große Trockenheit oder Kohlweißlinge - erlebt und erkannt: "In der Natur muss man auch mit Misserfolgen leben". Außerdem gibt es mit Tomate und Kartoffel beispielsweise ja noch Pflanzen, die von Schnecken verschmäht werden. Und vielleicht scheint im nächsten Jahr auch wieder häufiger die Sonne.

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