Streit um einen Dachschaden: Wer zahlt nach dem Sturm?

Bad Oeynhausen. Es war ein kräftiger Sturm, der durchs Werretal zog. Begleitet von einem ebensolchen Regenguss. Das ungemütliche Wetter brachte für Hartmut Nolting eine ungemütliche Nacht mit sich. "Ich wollte gerade zu Bett gehen, da stellte ich fest, dass die Matratze total nass war", berichtet der Werster. Grund: ein Wassereinbruch durch das Erkerdach in einem Schlafzimmer im ersten Stock. Am nächsten Tag informierte er seine Versicherung, in der sicheren Annahme, dass die den Schaden wohl regeln werde. "Denn gegen Sturmschäden bin ich ja versichert", so Nolting. Die Versicherung schickte erst mal einen Gutachter zu Nolting in die Ringstraße. Und der machte dem Hauseigentümer schon beim Weggehen wenig Hoffnung. "Das werden wir nicht übernehmen", habe er gesagt, so berichtet Nolting. Der auch anmerkt, dass er sich schon über das "Wir" des eigentlich unabhängigen Sachverständigen gewundert habe. "Risse und poröse Bitumenbahnen" Ein paar Tage später bestätigte die DEVK aus Hannover die Einschätzung des Fachmannes schriftlich. Nicht der Sturm sei Ursache des Schadens, sondern ein schadhaftes Dach. Durch das Einsickern von Wasser durch porös gewordene, nicht fachgerechte Bitumenbahnen auf dem Erkerdach seien die Undichtigkeiten entstanden. "Daher liegt die Voraussetzung für eine Leistungspflicht nicht vor", so das Fazit der Versicherung. Mit dem sich Nolting nicht abfinden mag. "Das Dach wurde vor zehn Jahren neu gemacht. Von einer Fachfirma", versichert er. Und verweist auf den Sturm, der dem Wassereinbruch unmittelbar vorausging. Was auch die DEVK nicht leugnet. Die Versicherung prüfte den Fall nach Anfrage der Neuen Westfälischen erneut - kam aber zu demselben Ergebnis wie beim ersten Mal. Das Dach sei in dem betreffenden Teil porös und weise Risse auf, teilt DEVK-Pressesprecherin Miriam Petersen mit. Ein Mangel an Instandsetzung, für den der Eigentümer verantwortlich sei. Schäden und Öffnungen, die durch den Sturm verursacht sein könnten, habe man nicht festgestellt. Die Pressesprecherin weist Hartmut Nolting auch auf die Möglichkeit hin, sich an den Versicherungsombudsmann in Berlin zu wenden. Teures Gegengutachten Rat in Streitfällen mit Versicherungen verspricht auch die Verbraucherzentrale. In einem Fall wie diesem aber bliebe dem Versicherungsnehmer vermutlich nur, ein eigenes Gutachten in Auftrag zu geben. "Das ist ein Beweisproblem", sagt Elke Weidenbach, Referentin für Versicherungsfragen bei der Verbraucherzentrale NRW. Die aber auch weiß: Solch ein Gutachten kostet. "Da ist man schnell bei einem vierstelligen Betrag", so schätzt die Juristin. Ein hohes finanzielles Risiko, das Hartmut Nolting da eingehen müsste, denn sein Schaden wird auf knapp 2.000 Euro geschätzt. Schäden durch Sturm und Regen häufen sich "Früher handhabten die Versicherungen solche Schäden eher locker bei der Regulierung", berichtet Elke Weidenbach. Inzwischen aber häuften sich solche Schäden, zum einen, weil viele Gebäude in die Jahre kommen und renovierungsbedürftig werden. "Aber auch, weil es verstärkt Schäden durch Sturm oder Starkregen gibt, die die Versicherungen stark belasten", sagt die Expertin der Verbraucherzentrale. "Da gucken die Versicherungen inzwischen genauer hin." Die Haltung seiner Versicherung ärgert Hartmut Nolting. "Mein Versicherungsvertreter hat mir immer gesagt: Du bist hundertprozentig versichert. Nur wenn man dann einen Schaden hat, heißt es: April, April", schimpft der Werster.

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