Neue Pläne zum Ausbau der Strecke Löhne-Hameln

Bad Oeynhausen. Auf der Südbahn herrscht Ruhe nach dem Wintersturm &bdquo;Tristan“. Seit Sonntag sind deutlich weniger Züge über die Gleise gerollt. Die Schranken am Bahnübergang Detmolder Straße haben sich längere Zeit nicht geschlossen, Autos sind ungehindert über die Schienen geschlittert. Doch die winterliche Ruhe auf dem Gleis trügt. In Berlin gibt es offenbar neue Pläne zum Ausbau der Strecke Löhne-Hameln. Die Südbahn ist für ein Förderprogramm mit einem geradezu elektrisierenden Namen angemeldet. Es heißt: &bdquo;Elektrische Güterbahn“. Das bestätigt der Bahn-Beauftragte der Bundesregierung, Enak Ferlemann (CDU), auf eine Kleine Anfrage mehrerer Grünen-Abgeordneter, darunter der Bielefelder Abgeordneten Britta Haßelmann. Die OWL-Grünen haben sich klar für einen Ausbau ausgesprochen, um Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen. Güterzug durchs Kurgebiet Was bedeutet das für Bad Oeynhausen? Seit dem Bau der Nordumgehung rumpeln die Lastwagen nicht mehr quer durch die Stadt, demnächst aber elektrische Güterzüge durchs Kurgebiet? Das Ministerium hat Antworten auf weitere Fragen der NW zum Förderprogramm und den Chancen auf Verwirklichung in Aussicht gestellt, aber bis Redaktionsschluss nicht geantwortet. Derzeit fahren vor allem Personenzüge über die eingleisige Strecke. Die Nordwestbahn fährt normalerweise tagsüber mit einem Dieseltriebwagen durch die Stadt. Güterzüge sind im Kurgebiet bisher selten gesehene Störenfriede. Nach aktueller Auskunft der Düsseldorfer Pressestelle der Deutschen Bahn sind 2019 gar keine und 2020 &bdquo;zwei bis fünf Güterzüge“ im Durchschnitt pro Monat über die malerische Eisenbahnstrecke von Löhne über Bad Oeynhausen, Vlotho und Rinteln nach Hameln gerollt. Quantensprung für die Eisenbahn Die Überraschung über neue Pläne zur Elektrifizierung der Südbahn hält sich bei Thomas Dippert vom Verkehrsclub Minden-Lübbecke-Herford in Grenzen. Die Bundesregierung habe das &bdquo;Zeitalter der Schiene“ ausgerufen, argumentiert Dippert. Nach 40 Jahren Stillstand komme man &bdquo;nur mit einem Quantensprung“ voran. Mit Blick auf das &bdquo;Nadelöhr“ der Nordbahn zwischen Minden und Wunstorf und den Knotenpunkt Hannover auf der europäischen West-Ost-Eisenbahnmagistrale findet Dippert eine &bdquo;qualifizierte Ausweichstrecke“ auf der Südbahn für den Güterverkehr durchaus überlegenswert. Dippert: &bdquo;Güterbahn gibts nur mit Fahrdraht.“ Auf der weiteren Strecke ist die Elektrifizierung von Hameln bis Elze bereits beschlossene Sache. Nur das Teilstück zwischen Löhne und Hameln hat keinen Strom. Die neue Hochspannungsleitung im Kurgebiet von Bad Oeynhausen und über der viel befahrenen Detmolder Straße könnte allerdings eine Herausforderung werden. Schon jeder Schrankenschluss sorgt im Feierabendverkehr für Chaos. Wie würde das erst mit einer elektrifizierten Kreuzung? Bei Kostenanalyse durchgefallen Eigentlich hat das Verkehrsministerium den Plänen zur Elektrifizierung der Südbahn längst eine Absage erteilt. Laut Gutachten zum Bundesverkehrswegeplan 2030 wären die Kosten einer Elektrifizierung doppelt so hoch wie der Nutzen. Das spricht klar dagegen. Allerdings haben die Gutachter bei dieser alten Untersuchung nicht nur die Kosten für den Fahrdraht zwischen Löhne und Hameln, sondern auch weiter bis Wolfsburg ausgerechnet. Strom auf der Südbahn würde dem Schienen-Nahverkehr neues Leben einhauchen. Die Nachbarstädte Löhne und Porta Westfalica haben bereits Interesse bekundet, weitere Haltestellen entlang der Südbahn einzurichten: in Gohfeld, Möllbergen oder Veltheim. Voraussetzung dafür wären jedoch Züge mit deutlich mehr Bumms unter der Haube. Weitere acht Jahre Diesel Elektrische Antriebe können deutlich schneller beschleunigen und holen so die Wartezeit an neuen Haltestellen wieder rein. Dippert macht sich deshalb für Akku-Triebwagen stark, die ohne Fahrdraht auskommen und in Löhne und Hameln Strom tanken können. Doch diese Pläne liegen vorerst auf Eis, weil die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) gerade erst die Dieseltriebwagen der Nordwestbahn für weitere acht Jahre gebucht hat. Der Bad Oeynhausener Thomas Dippert, der für die Grünen im Mindener Kreistag sitzt, kennt die Debatten in der grünen Ratsfraktion und die Resolution im Stadtrat. Er spricht deshalb ausdrücklich nur für den VCD, nimmt aber kein Blatt vor den Mund: Wenn der Fahrdraht komme, müsse sich die Stadt &bdquo;auf mehr Güterverkehr einstellen“. Zugleich verweist Dippert auf die Chancen für den Nahverkehr: &bdquo;Jeder Personenzug nimmt dem Güterzug Platz weg.“

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