Kehrt marsch: Staatsbad-Umzug abgesagt

Bad Oeynhausen. Der neue Bürgermeister will im neuen Rat eine alte Entscheidung umdrehen. Er hat den geplanten Umzug der Staatsbad GmbH aus dem Kurpark in den Ostflügel des Bahnhofs gestoppt. Um das auch politisch umsetzen zu können, stützt sich Lars Bökenkröger auf eine neue Mehrheit im Rat. CDU und Grüne werden die Entscheidung im Rat mittragen, kündigten die Fraktionsvorsitzenden am Donnerstag beim Pressegespräch an. Es ist so etwas wie eine Vollbremsung auf der Zielgeraden. Im Empfangsgebäude des Nordbahnhofs sind die Sanierungsarbeiten in vollem Gange. Im westlichen Teil wird gerade der Untergrund für neue Fliesen vorbereitet. Dann sollte eigentlich der Umbau des Ostflügels folgen, in dem für das Staatsbad elf Arbeitsplätze mitsamt einer neuen Touristen-Information hergerichtet werden sollten. "Wir haben uns den Bahnhof noch mal angeschaut und gesehen, dass dort doch alles sehr beengt wäre", berichtet Bökenkröger. "Dort wäre eine Touristen-Information, die modernen Ansprüchen genügt, nicht möglich." So sei die Vorstellung, der Gast komme mit der Bahn in den Kurort und steuere dann erstmal die Tourist-Info an, überholt. "Wir sind sehr glücklich über diese Entscheidung" Was Beate Krämer, Geschäftsführerin der Staatsbad GmbH, bekräftigt. "Wir müssen die Gäste dort abholen, wo sie Zeit haben", sagt sie. Was im Bahnhof weniger, dafür aber am jetzigen Standort im Kurpark der Fall sei. "Die Größe und Weite des Kurparks machen auch die Lebensqualität Bad Oeynhausens deutlich. Der Park ist sehr authentisch, deshalb passt hier auch die Tourist-Info bestens hin", so die Staatsbad-Geschäftsführerin. Moderne Tourist-Infos böten viel Platz. "Sie sind eher als Erlebnisraum aufgestellt. Hier sollen sich die Gäste Inspiration holen, was sie in der Stadt unternehmen können", sagt Krämer. "Deshalb sind wir sehr glücklich über diese Entscheidung." Zudem würde ein Umzug ein Gebilde auseinanderreißen, "das dann kein gut funktionierendes Gefüge mehr wäre", sagt der Bürgermeister und meint das Zusammenspiel von Staatsbad GmbH und dem Eigenbetrieb Staatsbad, der für Pflege und Unterhalt des Parks und der Gebäude zuständig ist. Doch nur die Staatsbad GmbH sollte in den Bahnhof ziehen. "Für den Eigenbetrieb wäre dort kein Platz mehr", so Bökenkröger. "Wir waren ja sowieso dagegen" Das alles habe ihn dazu veranlasst, die Umzugspläne zu stoppen. Dafür muss der im Juli 2018 gefasste Beschluss des Stadtrates aufgehoben werden. Wofür es wiederum eine Mehrheit im neuen Rat geben muss. Die Bökenkröger bei seiner Fraktion, der CDU, und den Grünen gefunden hat. "Vor 15 Jahren wäre der Umzug der Tourist-Info in den Bahnhof vielleicht noch die richtige Entscheidung gewesen", sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Kurt Nagel. "Jetzt informieren sich die Leute vorab im Internet." Das Konzept des Umzugs in den Bahnhof sei 2018 "übers Knie gebrochen", so Nagel. Den alten Ratsbeschluss aufzuheben sei in der CDU-Fraktion unstrittig. "Wir waren ja sowieso dagegen", so Nagel. Das waren die Grünen 2018 nicht. "Aber wir haben damals im Fünferbündnis unter zwei Prämissen zugestimmt", erklärt Volker Brand. Erstens sollte für das Haus des Gastes eine neue, adäquate Nutzung gefunden werden. "Die sehe ich bis heute nicht", so der Vorsitzende der Grünen-Ratsfraktion. "Und zweitens sollten auch die Mitarbeiter, das Team des Staatsbades mit dem neuen Standort zufrieden sein." Auch das sehe er nicht. Allerdings wünsche sich seine Fraktion einen "kleinen Stützpunkt" des Staatsbades in Bahnhofsnähe, sagt Brand. "Der Gast muss auf jeden Fall auch im Bahnhof abgeholt werden, womöglich digital", so Bökenkrögers Überlegung. Abgesagter Umzug spart 120.000 Euro Für die eigentlich fürs Staatsbad vorgesehene Fläche habe Wirtschaftsförderer Patrick Zahn schon ernsthafte Interessenten gefunden, berichtet Bökenkröger, der Namen dazu aber noch nicht nennen will. Auch werde es durch den Planwechsel keine Verzögerung bei der Sanierung des Bahnhofs geben. "Die Gespräche mit möglichen Nutzern und den entsprechenden Umplanungen sollen Hand in Hand gehen", so Bökenkrögers Vorstellung. Planmäßig solle die Innensanierung des Empfangsgebäudes bis Mitte des Jahres abgeschlossen werden. Auch über eine Umgestaltung im Haus des Gastes werde man sich Gedanken machen. "Aber erst im nächsten Schritt", sagt Bökenkröger. Durch den Verzicht auf den Umzug könne das Staatsbad erst einmal sparen, rund 120.000 Euro. "Dies ist die Ouvertüre zu einer neuen politischen Zusammenarbeit", sagt Volker Brand zum bevorstehenden Zusammenwirken von CDU und Grünen im Rat. "Wir stehen kurz davor, dazu eine feste Vereinbarung zu treffen", erklärt Kurt Nagel. Dabei geht es offenbar um ein rein schwarz-grünes Ratsbündnis. "Es werden nur zwei Partner im Spiel sein", sagt Nagel. Der Ärger der Anderen Deutlich verärgert zeigen sich SPD und BBO (Bürger für Bad Oeynhausen) darüber, dass sie aus der Presse von Bökenkrögers Plänen erfahren haben. "Ich bin gelinde gesagt enttäuscht und halte Ihr Vorgehen für nicht angemessen", lautet die an Bökenkröger gerichtete Kritik des SPD-Fraktionsvorsitzenden Olaf Winkelmann. Die SPD hatte 2018 den Umzug des Staatsbades in den Bahnhof vorgeschlagen. Auch der Fraktionsvorsitzende der BBO, Reiner Barg, ärgerte sich über die Entscheidung, aber auch darüber, vorher nicht informiert worden zu sein. "Der Umzug ist wohlüberlegt. So wird die ganze Bahnhofsplanung über den Haufen geworfen", sagt Barg. Den Ärger der anderen Fraktionen kann Volker Brand zwar verstehen. "Aber wir haben darüber in der Gesellschafter-Versammlung der Staatsbad GmbH im Dezember diskutiert. Das kommt also nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel", sagt Brand. Und Kurt Nagel erklärt: "Wir sind jetzt im Zugzwang, diese Grundsatzentscheidung zu treffen." Zur Beschwerde von SPD und BBO, sie seien nicht informiert worden, sagt Nagel nur: "Das haben die mit uns doch in den vergangenen fünf Jahren auch so gemacht."

Meistgelesen