Anwohner wollen Tempo 30 an Werster Straße in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Einst, da war die Werster Straße der Bypass für die Stadtautobahn Mindener Straße. Regelmäßig stauten sich freitagnachmittags die Autos von der Blöbaum-Kreuzung bis zurück nach Werste hinein. Mit Eröffnung der Nordumgehung sank zwar der Verkehr um gut 4.000 Fahrzeuge, doch die Geschwindigkeit stieg. Auch quälen sich immer noch 40-Tonner durch den Ort. Anwohner versuchen seit Monaten, bei den Behörden Gehör zu finden. Ralf Wojahn, Dietmar Mirgeler, Rainer Siekmann, Thomas Steinmeier und Mareike Poggemöller gehören zur neuen Anliegergemeinschaft Werster Straße. Sie wollen mit Stadt und Politik über mögliche Lösungen ins Gespräch kommen. Die Resonanz auf der Gegenseite ist bisher allerdings verhalten. Dabei sitzt den Anliegern die Zeit im Nacken. Sie sorgen sich, dass mit dem Rückbau von Mindener Straße und Kanalstraße der Verkehr erneut verdrängt wird. Nach Werste. "Am liebsten wäre uns, wenn der gesamte Durchgangsverkehr aus dem Quartier Werste herausgehalten wird", sagt Rainer Siekmann. Vorschläge, wie das gehen könnte, bringen Siekmann und Co. mit: "Durchfahrtverbot für Lastwagen aller Art, eine Veränderung der Ampelschaltungen mit Vorrang für Fußgänger und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h als Pilotprojekt oder Modellversuch". "Dann wackelt das ganze Haus" Es sind vor allem die großen Firmen an der Brückenstraße, deren Lastwagen immer wieder über die Werster Straße donnern. "Des Nachts haben die hier freie Bahn - dann wackelt das ganze Haus", beschreibt Thomas Steinmeier die Situation vor Ort. Risse in seinem Gebäude und dem seiner Nachbarn sind die Folge. "Die Stadt könnte - wie unsere Nachbarn in Löhne - das Gespräch mit den Firmen suchen", schlägt Rainer Siekmann vor. "Dort ist es doch auch machbar, dass Hermes nicht mehr die Weihestraße nutzt." Werster Straße, Ringstraße, Kirchstraße und Gohfelder Poststraße könnten für Lkw gesperrt werden - und das wäre bereits an der A30-Abfahrt kenntlich zu machen. "Zulieferverkehr für den WEZ zum Beispiel ausgenommen." Vom Westen her, so der Vorschlag, könne das Verbot an der Dornenbreite beginnen: "Dann kann das Industriegebiet von der Autobahn aus erreicht werden", schlägt Siekmann vor. Hinzu kommen die langen Wartezeiten für Querungswillige an den drei Fußgängerampeln im Ortskern: "Der Autoverkehr hat Vorfahrt", hat Mareike Poggemöller beobachtet, wenn sie mit ihrem Sohn Aiden unterwegs ist. Nicht selten werde zudem noch bei Rot gefahren. Auch seien die Grünphasen für Fußgänger viel zu kurz. "Und die Ampel ist ab 20 Uhr gänzlich aus." Oftmals sei das lebensgefährlich. Zumal gerade die Ampel in Höhe von Harren Hof von vielen Grundschulkindern genutzt werde. "Stadt sollte sich für Bürger engagieren" Bereits im Februar hatte Rainer Siekmann die Einwohnerfragestunde in der Ratssitzung genutzt, das Anliegen der Werster vorzutragen. Im Sommer dann folgte ein Treffen in der Wandelhalle mit dem damaligen Bürgermeister Achim Wilmsmeier (SPD) und Teilen der SPD. Passiert sei seitdem nichts. "Aber wir Bürger erwarten von der Stadtverwaltung, dass diese sich für uns engagiert und für unsere Interessen einsetzt", bringt es Dietmar Mirgeler auf den Punkt. Auch wenn die Vorschläge aus ihren Reihen im Rathaus vielleicht mit einem Lächeln abgetan würden: "Wir sind keine Verkehrsexperten. Deshalb erwarten wir von der Stadt, dass sie Lösungen für unsere Probleme hat." Denn die Sorgen der Werster müssten durchaus ernst genommen werden: "Die alte Strecke ist im Gedächtnis - wenn es dann durch den Rückbau der Mindener dort langsamer geht, suchen sich alle wieder den Weg durch Werste", formuliert Siekmann die Befürchtungen. "Zumal die Ortsdurchfahrt dreimal so viele Ampeln hat wie die Werster." Straßen NRW sieht derzeit keinen Handlungsbedarf: "Die Werster Straße ist eine Landesstraße - und dazu gedacht, regionalen und überregionalen Verkehr aufzunehmen", erklärt Pressesprecher Sven Johanning auf NW-Anfrage. Er verspricht aber eine Fahrbahnsanierung, allerdings frühestens 2023. Wenn alle anderen Baustellen durch sind. "Die Werster Straße wird niemals eine Anwohnerstraße", winkt auch Jens Grove vom städtischen Infrastrukturmanagement ab. "Sie wird durch viele Firmen immer eine Bedeutung haben", sagt er bei der Vorstellung der Ergebnisse der Verkehrszählung. Eine Gefahr, dass sich die Autofahrer nach dem Rückbau der Mindener Straße wieder durch Werste quälen, sieht er nicht: "Die Werster Straße bietet keinen Zeitgewinn." Hoffnung auf Bürgermeister und Politik Nun hoffen auf die Werster Anlieger auf die politischen Parteien: "Vielleicht möchte von denen jemand das Thema aufgreifen und uns kontaktieren", bietet Rainer Siekmann an. Auch der neue Bürgermeister sei gern gesehen. "Wir sind zu produktiven Gesprächen bereit", sagt auch Dietmar Mirgeler.

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