Wie herzkranke Kinder das Weihnachtsfest mit ihren Familien feiern

Bad Oeynhausen. Der Weihnachtsbaum ist in diesem Jahr verwaist. Und trotzdem sorgt er im Elternhaus am Kurpark für ein bisschen weihnachtliche Atmosphäre. Dieses Jahr ist auch dort vieles anders. Das Fest der Feste müssen die Eltern der herzkranken Kinder allein in dem Apartment feiern. Besuch ist im Ronald McDonald Haus nicht erlaubt. Wohl aber der Besuch beim kranken Kind im Herzzentrum. "Dort am Bett des Patientenkindes findet immer das meiste Weihnachten statt", weiß Hausleiterin Stefanie Kruse. Seit 15 Jahren kümmert sie sich um die Belange von Eltern und Geschwisterkindern. Und musste in diesem Jahr gleich doppelt auf das Team von 32 Ehrenamtlichen verzichten. Lediglich im Sommer war ein Drittel von ihnen im Einsatz. "Menschlich ist da derzeit eine ganz große Lücke", sagt Kruse. Bescherung unterm Baum nach Absprache Weihnachtsbäume, ein großes Herz, Geschenke und Lichterhäuser versprühen schon beim Betreten des Hauses eine heimelige Atmosphäre. Schließlich soll das Elternhaus auch in Coronazeiten ein Zuhause auf Zeit sein. Ein Zuhause, in dem dieses Jahr aber genau wie im richtigen Zuhause einiges anders ist als sonst. Kein Besuch von außen, maximal zwei Personen aus zwei Haushalten in einem Raum und - keine gemeinsame Weihnachtsfeier. "Weihnachten wird einsam", bilanziert Stefanie Kruse. Jede Familie feiere allein. Ohne Verwandtenbesuch. Die Bescherung unterm großen Baum, die ist natürlich auch im Coronajahr möglich. Nach Absprache. Und mit Termin. "Wir haben drei Bäume, das sollte klappen", ist die Hausleiterin überzeugt. Zudem gebe es überall Separees im Elternhaus, in die sich die Familien zurückziehen könnten. 32 Ehrenamtler müssen draußen bleiben Zwölf Familien wohnen derzeit im Elternhaus. Normalerweise kümmern sich drei Angestellte und 32 Ehrenamtliche um deren Wohl. "Im Lockdown machen wir drei nun alles allein", sagt Kruse. Niemand kümmere sich um Reinigung, um die Küche, die Wäsche oder den Garten. "Das decken wir sonst über die Ehrenamtler ab." Nun müssen Kruse und ihr Team zusammen mit den Eltern ran. "Von den Familien gibt es immer wieder Hilfsangebote." Die verbringen teilweise Monate im Haus: "Eine Familie ist seit Februar bei uns", berichtet die Hausleiterin. Sie alle haben Verständnis für die derzeitige Situation: "Es zählt nur das Wohl des Kindes - alles andere wird hintenan gestellt. Auch Weihnachten", weiß Stefanie Kruse. Somit würden die Anordnungen, die die Coronaschutzverordnung mit sich bringe, nie infrage gestellt. "Den Eltern ist bewusst, wie wichtig die Maßnahmen sind. Da wird dann Weihnachten mal anders - oder eben unwichtig." Damit die Zeit ein bisschen schöner wird, haben sich Stefanie Kruse und ihr Team einiges überlegt. Zum Beispiel den Riesen-Adventskalender. "Für jede Familie gab es im Dezember jeden Tag ein Geschenk", sagt sie. Entweder aus den Spenden, die das Haus bekomme, oder auch Dinge, die von den Ehrenamtlern gebastelt oder genäht wurden. "Sie unterstützen uns von zuhause aus, bringen Kuchen, Kekse oder Blumen vorbei. Und haben für den Kalender zum Beispiel Sorgenfresser genäht." Am heutigen Heiligabend wartet dann noch einmal ein Geschenk auf die zwölf Familien: "Für jede gibt es ein großes Weihnachtsgeschenk." Was drin ist, das bleibt - noch - Stefanie Kruses Geheimnis. Nähe mal anders Sie waren einfallsreich und kreativ. Sind an Grenzen gestoßen. Haben aber auch viel Neues entdeckt. "Natürlich fehlt die Gemeinschaft im Haus. Die gemeinsame Feier, das Sich-Halt-Geben", bilanziert Stefanie Kruse. "Das versuchen wir aber trotzdem - auf Abstand. Durch die Coronaerfahrungen versuchen wir, viel bewusster mit den Menschen umzugehen. Man sieht, was wegbricht. Und versucht Nähe mal anders." Stefanie Kruse selbst ist seit 15 Jahren Hausleiterin im McDonald-Elternhaus. "Immer noch mit Leidenschaft" sei sie dabei. "Ich liebe diese Arbeit einfach." Dieses Gefühl des Gebrauchtwerdens: "Das hier ist für mich mein Weihnachten."

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