Knoblauchpresse aufs Auge: Familien-Trio soll Bauhelfer verprügelt haben

Bad Oeynhausen. Die Dolmetscherin für Rumänisch zögert einen Moment und schaut den Zeugen fragend an, doch der bleibt dabei: Mit der Knoblauchpresse habe ihn sein Zimmernachbar in der Küche der Gemeinschaftswohnung angegriffen. Als der Bauhelfer dann zurückschlagen wollte, um sich "wie richtige Männer" zu prügeln, sei der Kontrahent jedoch geflohen, habe sich in seinem Zimmer verschanzt und seine Familie zur Hilfe gerufen. Die drei hätten dann wenig später in der Küche, im Flur und im Treppenhaus auf ihn eingetreten und geprügelt. Und sein Zimmernachbar habe ihn mit einer Garderobenstange auf den Kopf geschlagen. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat die drei Familienmitglieder, den hauptangeklagten Zimmernachbarn (40), dessen Schwester (38) und deren Ehemann (44), aus Bad Oeynhausen am Dienstag wegen gemeinschaftlicher, gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Ihr mutmaßliches Opfer erlitt eine Platzwunde am Kopf, ein Veilchen am linken Auge und Prellungen. Für die Angeklagten droht bei einer Verurteilung eine Haftstrafe. Noch ist aber völlig unklar, ob sich diese Anklage beweisen lässt. Alle drei bestreiten die Vorwürfe. Der Richter kennt den Zeugen - als Angeklagten Klar ist: Das spätere Prügelopfer war am 5. April wohl ziemlich betrunken. Der 37-jährige Bauhelfer beschreibt seinen damaligen Zustand selbst bloß als "angetrunken". Unter dem Einfluss von Alkohol ist der Mann in der Vergangenheit aber bereits als aggressiv aufgefallen und musste sich wegen Randale an einem Streifenwagen jüngst vor dem gleichen Richter verantworten. Diesmal ist der Bauhelfer jedoch das vermeintliche Opfer und spricht als Zeuge vor Gericht. Der Streit der beiden Männer entwickelte sich offenbar in der Küche der Gemeinschaftswohnung in der Walderseestraße. Mit dem Hauptangeklagten habe er sich ein Wortduell geliefert, bis dieser ihm die Knoblauchpresse ans Auge geschlagen habe. Auf Nachfragen ist sich der Bauhelfer dann aber nicht mehr sicher. Es könnte auch ein hölzerner Rührstab für Maisbrei gewesen sein. Nur bei der Gardinenstange bleibt sich der Zeuge treu. Die sei etwa einen Meter lang und aus Eisen gewesen. Damit habe der Hauptangeklagte auf seinen Kopf geschlagen. Die Polizei suchte damals eine Dachlatte als Tatwerkzeug Der Verteidiger des Hauptangeklagten findet von einer Gardinenstange aber keine Zeile in den Ermittlungsakten. Die Polizisten haben damals offenbar eine Dachlatte als Tatwerkzeug gesucht. Die Unstimmigkeiten könnten auch damit zusammenhängen, dass das vermeintliche Opfer nie direkt mit der Polizei gesprochen hat. Das arbeitet der Verteidiger mühsam heraus. Als die Polizei am Abend des 5. April in der Walderseestraße eintraf, war die Schwester des mutmaßlichen Opfers bereits vor Ort und übersetzte den Beamten. Und den schriftlichen Zeugenbericht verfasste Wochen später ein nicht näher genannter Deutscher. Angeblich ein ehemaliger Arbeitskollege, der den Bauhelfer häufiger zu bezahlten Gartenarbeiten mitnahm. Beide hatten sich bei Bauarbeiten "für den Albaner" kennengelernt, wie der Zeuge erzählt. Der Hauptangeklagte erklärt über seinen Verteidiger, dass er sich zwar mit dem Geschädigten gestritten habe. Als er sich in sein Zimmer zurückziehen wollte, habe der ihm jedoch die Tür eingetreten. Der Verteidiger zeigt ein Foto der Tür mit einem zwei-Fuß-großen Loch. Schwester und Schwager seien nicht dabei gewesen. Und die Tür wurde noch am selben Abend erneuert. Die mitangeklagte Schwester will nur die Scherben zusammengefegt haben Die Schwester hat zwar einen Streit an der Walderseestraße erlebt, aber mit umgekehrten Vorzeichen. Ihr Bruder habe sie gerufen, weil sie die Schwester des Betrunkenen kannte. Die Frauen sollten wohl mäßigend auf die Männer einwirken. Dann sei sie aber selbst von dem mutmaßlichen Opfer geschubst und wüst beschimpft worden. Der Betrunkene habe außerdem eine Bierflasche dicht an ihrem Kopf vorbei geworfen. Sie habe die Scherben zusammengefegt und sei dann mit ihrem Ehemann noch vor dem Eintreffen der Polizei nach Hause gefahren: "Mein Junge musste am nächsten Tag in die Schule." Der Prozess soll am 27. November mit weiteren Zeugen fortgesetzt werden.

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