Selbstversuch Lasertag: Mit dem Infrarot-Schwert durch die Dunkelheit

Bad Oeynhausen.Yoda. Ein kleiner, grüner Alien. So ähnlich fühle ich mich auch, als mich am laufenden Band eine Horde Grundschüler außer Gefecht setzt. Sie kommen von überall. Und haben den Vorteil, dass ich über sie hinwegsehe. Während ich mich durch das Labyrinth an der Königstraße kämpfe, lauern sie hinter Vorhängen, Mauervorsprüngen oder erwischen mich durchs Fenster. Willkommen in der Welt des Lasertag. Eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit. Vor allem, bei 35 Grad im Schatten. Doch es sind 15 Minuten, die absolut Spaß bringen. Und mit Schießerei rein gar nichts zu tun haben. Seit zwei Jahren gibt es Lasertag an der Königstraße Seit zwei Jahren gibt es die Lasertag- und Neon-Golf-Arena an der Königstraße. Anfang 2018 hatte der Hannoveraner Alexander Hildebrandt zusammen mit seinem Kompagnon Frank Ketelsen eine mehr als 1.500 Quadratmeter große Fabrikhalle – unmittelbar neben der Kletterhalle &bdquo;Felsmeister" – saniert. Bewusst hatten sich die beiden, die in Hannover und Göttingen ähnliche Projekte betreiben, für die Region entschieden. Zwei Jahre nach dem Start hatte auch bei ihnen Corona den Betrieb vollständig lahmgelegt. Inzwischen aber ist die Resonanz wieder gestiegen. "Ungefähr 50 Prozent Auslastung", sagt Standortleiter Yannic Schmitz, seien derzeit aufgrund der Hygienevorschriften möglich. Und wurden vor allem in den Ferien erreicht. Apropos Ferien: Vermutlich war der letzte Ferientag nicht ideal für einen Anfänger wie mich. Egal. Immerhin habe ich am Ende deutlich besser abgeschnitten als der Chef. Und der war immerhin beim Bund. Typischer Anfängerfehler in den ersten Sekunden Ich dagegen war früher ein typisches Mädchen. Schwerter oder Pistolen fanden sich in meiner Spielzeugkiste nicht. Und somit ist das moderne Räuber-und-Gendarm-Spiel für mich absolutes Neuland. Wie ein blutiger Anfänger präsentiere ich mich auch gleich in den ersten Sekunden. Ich bin verzweifelt. Mein Schwert will nicht so, wie ich will. Es leuchtet nur sporadisch. Was mir entgangen ist: Ich stehe unter Dauerfeuer aus meinem Rücken. Und somit versetzt jeder Treffer mich in einen fünfsekündigen Pausenmodus. Anfängerfehler. Aber dann geht's los. Als Yoda. Der kleine grüne Jedi, der heute zum Team Gelb gehört. Darin sind echte Profis. Und eben der Kollege und ich. Pech für die anderen. Das Ziel: Andere mit dem Lichtstrahl treffen Das simple Prinzip: Man muss in einem verwinkelten Parcours mit einem Lichtstrahl andere Spieler treffen. Das Spiel an sich ist eigentlich uralt. In Deutschland aber erst seit wenigen Jahren angekommen. In anderen Ländern flammte der Trend schon in den poppigen 90ern auf. In Deutschland dürfte die US-Serie &bdquo;How I Met Your Mother" zum Boom beigetragen haben. In der Sitcom kann man Barney Stinson immer wieder beim Lasertag zusehen. Es geht um Fangen und gefangen werden "Auf wen muss ich denn schießen", will ich vor dem Start von Yannic Schmitz wissen, als der uns in die Feinheiten des Lasertag einführt. "Und was ist, wenn ich nach fünf Sekunden tot bin?" Ich werde sofort korrigiert. "Also von Waffen und Tod spricht hier schon mal niemand", betont er. Es gehe eher um Fangen und Gefangen werden. Es wird zudem nicht mit Laserlicht gezielt, sondern mit harmlosem Infrarot-Licht. Das ist das gleiche Prinzip wie bei der heimischen TV-Fernbedienung. Eine sehr komplexe Fernbedienung. Phaser nennen sie das Ding, das nicht Waffe heißen darf, aber so aussieht. Es werde auch nicht &bdquo;geschossen", sondern die Weste der Gegner werde &bdquo;markiert", sagt Schmitz. Das Vokabular ist pazifistentauglich. Hinter dem Freizeit-Spaß steckt eine sehr ausgeklügelte Technologie. Das wird mir klar, als Schmitz mir eine der Westen überstreift. 2.000 Euro kostet jede. Die Ausrüstung mit der aufwändigen drahtlosen Übertragungstechnik kommt aus Australien. Auf dem Phaser an den High-Tech-Westen ist der jeweilige Name der Spielfigur aufgedruckt. Für die nächsten 15 Minuten werde ich &bdquo;Yoda" sein. Damit bin ich zufrieden. Klingt unbesiegbar. 25 Spielmodi für den Alltag An diesem letzten Ferientag sind es vor allem Grundschüler, die meine Gegner sind. Schwieriger wird's dann Sonntagabend: "Dann treffen sich hier die Profis", sagt Schmitz. Und die wählen ganz andere Spielmodi als wir. "Insgesamt können 70 Varianten eingestellt werden, wir arbeiten hier in erster Linie mit 25", erklärt er. So auch bei dieser Runde. Dem Mannschaftsspiel. Die wichtigsten Regeln: Den Phaser stets mit beiden Händen halten. Nicht rennen, nicht springen, nicht auf die Hindernisse klettern. Ins Schwitzen kommt man auch so, warnt Yannic Schmitz. Vor allem bei den derzeitigen Temperaturen. Der Kollege und ich gehören zum Team Gelb. Es gilt also, alle Roten, Blauen und Grünen zu fangen. Und davon gibt es viele. Zu viele. Irgendwo lauert immer einer der Anderen. Doch ich fuchse mich ein. Und werde gar nicht mehr so häufig deaktiviert, wie in den ersten Sekunden. Tatsächlich gelingt sogar mir der ein oder andere Treffer. Die Punktzahl, die am Phaser angezeigt wird, steigt langsam aber stetig. Sichere Ecken gibt es nicht Aggression empfinde ich nicht, eher Reizüberflutung. Und Angst, dass gleich wieder ein Roter oder Blauer ums Eck kommen oder mich von irgendwoher erwischen. Sichere Ecken gibt es wohl nicht. Ich bin mit Umschauen, Ducken und Zielen erst einmal völlig überfordert. Trotzdem steigt die Punktzahl. Ich ahne, dass das nur mit der Strategie zusammen hängen kann, die der Standortleiter mir ans Herz gelegt hat: Nicht nur auf die Kontrahenten anzulegen, sondern auch die unbeweglichen Ziele anzuvisieren, die verteilt in der Arena an der Decke hängen. Das gibt jedes Mal gleich 1.000 Punkte. Am Ende sind es etwas mehr als 14.000 Punkte. Platz 14 - bei 19 Spielern. "Gar nicht so schlecht", lobt Schmitz. Immerhin. Ein kleines Lob des Standortleiters. Und im NW-internen Ranking vorne. Einzig und allein das zählt. Gewonnen gegen den Chef. Der fordert Revanche. Kann er haben. Das Spiel hat mich fasziniert. Was Lasertag ausmacht, ist auch das, was eine Schneeballschlacht interessant macht: Es ist ein Schabernack.

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