Fällt auch der Weihnachtsmarkt aus? Noch gibt es Hoffnung

Bad Oeynhausen. Ute Lemoine verkauft derzeit Pizza auf der Düsseldorfer Rheinpromenade - mit Maske und unter Beachtung strenger Abstands- und Hygieneregeln. "Das ist mein Training für Bad Oeynhausen", sagt die Schaustellerin. Dort will sie im Winter wieder Glühwein und Punsch an der Eisbahn anbieten. Und noch besteht die Hoffnung, dass es auch im Corona-Jahr einen Weihnachtsmarkt geben wird. "Aber sicher nicht in der klassischen Form", schränkt Staatsbad-Geschäftsführerin Beate Krämer schon mal vorsorglich ein. Bis zum 31.Oktober sind sämtliche Großveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen untersagt, mit Blick auf die unsichere Lage wurden auch danach schon zahlreiche Feste und Events gestrichen. Das Bad Oeynhausener Weinfest im September zählt ebenso dazu wie das Löhner Oktoberfest. Da empfindet es Ute Lemoines Onkel Theo Rosenzweig, der seit Jahren für große Teile der Stände auf dem Inowroclaw Platz verantwortlich ist, schon als "gute Nachricht", dass der Weihnachtsmarkt noch nicht vorsorglich abgesagt wurde. Und in dem Zusammenhang betont er auch gleich: "Ich kann ganz kurzfristig reagieren, notfalls könnten wir auch alles aufbauen, wenn wir erst eine Woche vor dem Start eine Genehmigung bekommen". Auch der Eisbahn-Verleiher steht, so Ute Lemoine, bereit. Während seine Nichte bis Ende August in Düsseldorf arbeitet, muss sich Rosenzweig derzeit mit "tröstenden Gesprächen mit Kollegen" begnügen. Er hat sein Riesenrad verkauft, für das geplante neue berufliche Standbein im Veranstaltungsmanagement fehlt es in Coronazeiten an Aufträgen. In Bielefeld schon Vorverträge mit Schaustellern "Wir beobachten noch die weiteren Entwicklungen", erklärt Staatsbad-Geschäftsführerin Beate Krämer. Sie ist zwar erst seit wenigen Monaten im Amt, doch sei ihr die große Bedeutung, die die Veranstaltung nicht nur für die Schausteller, sondern auch für Bürger und Einzelhandel habe, sehr bewusst. Den "klassischen Weihnachtsmarkt wird es sicher nicht geben", stellt sie auf Anfrage der NW klar. Abstandsregeln und Hygienekonzepte würden sicher noch länger gelten und daher auf jeden Fall Einschränkungen zur Folge haben. Das vorweihnachtliche Angebot in der Stadt müsse aber auf jeden Fall attraktiv sein. Doch wie das unter Corona-Bedingungen geschaffen werden könnte, sei eine derzeit noch unbeantwortete Frage. Ihr Kollege Martin Knabenreich, Chef der Bielefeld Marketing, ist da optimistischer und schon ein kleines Stückchen weiter. Er spielt mit den Behörden schon mehrere Szenarien durch und hat sogar mit einigen Schaustellern bereits Vorverträge für den Bielefelder Weihnachtsmarkt abgeschlossen. "Man könnte das Gelände mit einem Zaun abgrenzen, um die Besucherzahl zu beschränken", zeigt Thomas Meyer ein Szenario auf. Er ist der Enkel von Schausteller-Urgestein Adolf Steiger, hat unter anderem selbst jahrelang eine riesige Wildwasserbahn betrieben und engagiert sich jetzt als stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Schaustellerverbandes. Zusammen mit mehr als 5.000 Kollegen und über 1.500 Fahrzeugen hat er in der letzten Woche an einer Kundgebung in Berlin teilgenommen und vor dem Brandenburger Tor die Erlaubnis für Kirmes- und Marktveranstaltungen gefordert, "damit wir mit unserer eigener Hände Arbeit wieder für unseren Lebensunterhalt sorgen können". In den Innenstädten herrsche wieder Gedränge, nur für die Schausteller gelte noch ein Berufsverbot. "Dabei können wir die gleichen Hygienestandards wie Cafés und Geschäfte bieten", ist Meyer überzeugt und verweist auf ein umfangreiches Konzept, das sein Verband erarbeitet hat. In Düsseldorf Schutzzäune aufgestellt Erste Lockerungen des Berufsverbotes hat es unter anderem in Düsseldorf und Dortmund gegeben. Dort durften Fahrgeschäfte und Verzehrbuden aufgestellt werden - allerdings ist die Besucherzahl beschränkt. Die Einhaltung wird gewährleistet, indem das Festgelände eingezäunt und Besucher nur mit einem Ticket Zutritt erhalten. Auch wenn damit neue Einnahmemöglichkeiten verbunden sind - zumindest für den Bad Oeynhausener Weihnachtsmarkt kommt ein Schutzzaun nach Ansicht von Schausteller-Sprecher Thomas Meyer nicht in Frage. Schließlich gebe es ein bewährtes Gesamtkonzept mit dem Einzelhandel. Meyer: "Schausteller und Geschäftsleute wollen gemeinsam viele Besucher in die City locken. Und dafür ist freies Flanieren unverzichtbar". Ein wichtiger Aspekt, den auch Beate Krämer sicher im Blick hat.

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