Spucke im Automuseum Bad Oeynhausen überführt Einbrecher

Bad Oeynhausen. Das Auto- und Technikmuseum in Rehme wird auch viele Jahre nach der Schließung immer wieder von ungebetenen Gästen heimgesucht. Bewegungsunfähige Panzer, flügellahme Flugzeuge, eine Dampflokomotive ohne Dampf oder der verblassende englische Doppeldeckerbus entfalten eine Anziehungskraft, der offenbar nur schwer zu widerstehen ist. Die Museumshallen dahinter stehen leer. Eigentlich gibts hier nichts zu holen. Drei Männer sind am 11. Februar 2018 trotzdem eingestiegen. Das Trio klaubte zusammen, was sie fanden, und legte die Beute in kleinen Häufchen zum Abtransport bereit. Dann wurden sie offenbar gestört. Der Eigentümer bemerkte einen stillen Alarm und rief die Polizei. Die Beamten eilten herbei, fanden zwar niemanden im Gebäude, entdeckten aber ein parkendes Auto in der Nähe. Drinnen saßen drei speisende Männer, die sich offenbar kurz zuvor mit Fastfood eingedeckt hatten. Eine Speichelprobe führt zum Einbrecher Zwei Jahre, drei Monate und drei Tage später muss sich einer der scheinbar arglosen drei Schnellesser vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Einbruchs und versuchten Diebstahls verantworten. Eine DNA-Spur aus dem Innern des Automuseums führte zu ihm. Der Mann hatte offenbar mehrmals auf den Fußboden gespuckt. Der Einbrecher mit dem verräterischen Speichelfluss ist teilweise geständig. Es ist ein 33-jähriger, drahtiger Mann mit blonden Haaren, aus Deidesheim, einer Winzerstadt in Rheinland-Pfalz, die auf halber Strecke zwischen Kaiserslautern und Mannheim liegt. In Bad Oeynhausen hat er nur vorübergehend gewohnt. Trotz der etwa 4,5 Stunden Autofahrt ist der Angeklagte zum Prozess erschienen. Damals war er arbeitslos, jetzt hat er eine gute Stelle, die er offenbar nicht verlieren will. Einbruch aus Langeweile? Ja, erklärt er freimütig, an diesem Sonntag sei er vor dem Automuseum gewesen. Doch dann wird es kompliziert. Die Polnisch-Übersetzerin hat arge Mühe, den verschlungenen Pfaden seiner Erklärungen zu folgen. Zusammengefasst: Die zwei anderen kennt er nur flüchtig beim Vornamen. Sie waren mit einem Autoverkäufer vorm Automuseum verabredet, um einen Gebrauchtwagen zu kaufen und abzuschleppen. Und er war der einzige mit Führerschein. Der Verkäufer ließ sich jedoch nicht blicken und deshalb habe einer der Kumpels vorgeschlagen, sich stattdessen das Museum doch mal von der anderen Seite des Zauns anzuschauen. Sie seien dann eine Weile im Gebäude herumgelaufen, hätten alles besichtigt und angefangen, ein paar Sachen zu sammeln und vor die Tür zu legen. Dann seien sie jedoch hungrig geworden und erst einmal zu McDonald's gefahren. Angeklagter nennt die Namen der mutmaßlichen Mittäter Der Richter hakt nach und will die Namen der Begleiter wissen. Marcin und Krzysztof hießen die, erinnert sich der Angeklagte. Telefonnummern weiß er angeblich nicht. &bdquo;Die Polizei müsste die Daten haben." Was er mit den Sachen angefangen wollte? Da zuckt der Angeklagte bloß mit den Schultern: &bdquo;Keine Ahnung." Der Eigentümer des Museums beschreibt die Beute, bereitgelegt auf einem Handkarren: &bdquo;Farbeimer, Uniformmützen bis hin zu Zündzeitverstellgeräten für alte Autos" - alles, was nicht niet- und nagelfest war. Das meiste war wohl nicht viel wert, der Schaden deutlich größer: Mehrere Türen und Schlösser am und im Gebäude wurden aufgebrochen und Fenster aufgehebelt. Beziffern kann der Eigentümer den Schaden nicht. Seine Mitarbeiter hätten das repariert. Stiller Alarm - weil der Strom gekappt worden ist Die Einbrecher sabotierten auch den Hauptstromkasten, weshalb die Alarmanlage keinen Saft mehr hatte und der Eigentümer bloß einen stillen Alarm aufs Handy bekam. Das verschaffte den Tätern womöglich genügend Zeit zu verschwinden: &bdquo;Wir hatten einige Aufbrüche in den letzten Jahren, aber nur einen, bei dem DNA gesichert werden konnte", sagt der Eigentümer. Diesen Beweis führt auch der Staatsanwalt in seinem Plädoyer an. Die Erklärungen des Angeklagten überzeugen ihn nicht: &bdquo;Haben Sie nicht viel eher im Auto abgewartet, ob jemand Wind von der Sache bekommen hat?" Das Vorgehen des Trios sei &bdquo;fast professionell". Der Angeklagte widersprach: Die Tat sei nicht geplant gewesen, er hätte auch gar nicht genug Platz gehabt für alle Sachen, die zum Abtransport bereit lagen. Er habe aber verstanden, dass es ein Fehler war und bitte um eine milde Strafe. Und er versprach: &bdquo;Es wird nicht mehr dazu kommen." Ohne Geständnis ins Gefängnis Der Richter verurteilte den Einbrecher aus Deidesheim wie von der Staatsanwaltschaft gefordert zu zehn Monaten Haft, die zur Bewährung ausgesetzt werden. Außerdem muss er 4.000 Euro zahlen. Den Einbruch habe der Angeklagte zwar zugegeben, durch die DNA-Spur sei er jedoch längst überführt. &bdquo;Sie sind da nicht hineingeraten", sagte er Richter und stellte klar: &bdquo;Wenn sie nicht geständig gewesen wären, hätte ich sie eingesperrt."

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