Was bei der Leitstelle der Polizei abläuft, wenn der Notruf eingeht

Kreis Minden-Lübbecke. Rot blinkende Lampen an jedem der vier Schreibtische signalisierende eingehende Notrufe. Die vier Notrufplätze der Polizeileitstelle sind täglich rund um die Uhr besetzt. &bdquo;Die Mitarbeiter sind auch als Erstsprecher in Krisensituationen wie Geiselnahmen oder Suizidandrohungen ausgebildet", sagt Polizeisprecher Ralf Steinmeyer. Auf ihren Monitoren können sie jederzeit sehen, wo welche Streifenwagenbesatzungen, Mitarbeiter der Kriminalwache, des Verkehrsdienstes, die zivilen Einsatztrupps sowie die Diensthundeführer gerade im Einsatz sind. Die zentrale Einsatzkoordination sowie die Zentralisierung der Kriminalpolizei und die Nichtbesetzung der Wache in den Nachtstunden sorgt vor allem in Bad Oeynhausen und im Altkreis Lübbecke immer wieder für Diskussionen. Wache wurden in den Nachtstunden von den Bürgern kaum frequentiert &bdquo;Sicherlich können seit 2017 in Nachtstunden in der Bad Oeynhausener Wache keine Anzeigen mehr erstattet werden, aber das wurde vorher von den Bürgern in dieser Zeit auch kaum wahrgenommen", so Steinmeyer. Pro Jahr werden 30.000 bis 32.000 Einsätze im gesamten Kreisgebiet von der Mindener Leitstelle der Polizei koordiniert. Rein rechnerisch macht das pro Tag etwa 87 Einsätze, die von den Mitarbeitern der Polizeileitstelle priorisiert und koordiniert werden. Allein in Bad Oeynhausen hatte die Polizei in den vergangenen drei Jahren im Durchschnitt pro Jahr 6.000 Einsätze, die durch Anrufe aus der Bevölkerung veranlasst wurden. &bdquo;Die Zahl der Notrufe und Anrufe, die in unserer Leitstelle eingehen, ist ungleich höher", sagt Volker Pfeiffer, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter des Führungs- und Lagedienstes. Denn oft würden wegen eines Anlasses – etwa bei Unfällen – mehrere Anrufe eingehen. Bei großen Einsätzen kommt Verstärkung aus der Nachbarschaft &bdquo;Anrufe mit Einsatzstichworten wie &bdquo;Unfall mit Verletzten", &bdquo;Gefahr für das Leben" oder &bdquo;Täter vor Ort" haben oberste Priorität", so Pfeiffer. Die verfügbaren Einsatzkräfte, die am &bdquo;nächsten dran" sind, würden zuerst zum Einsatzort geschickt. Bei größeren Einsatzlagen kann die Leitstelle auch Unterstützung aus dem Kreis Herford, Niedersachsen und sogar aus dem Ruhrgebiet anfordern. &bdquo;Jüngste Beispiele dafür sind die Vermisstenfälle in Dehme und Oberlübbe", führt Pfeiffer aus. Den 72-jährige Bad Oeynhausener, der seit Silvester vermisst wurde, suchte die Minden-Lübbecker Polizei per Hubschrauber, mit der Unterstützung der Wasserschutzpolizei und von drei Bereitschaftszügen aus Essen sowie einer Tauchgruppe aus Bochum. Wie sich später herausstelle vergeblich. Der Leichnam wurde zehn Tage später aus der Weser geborgen. Auch die intensive Suche nach dem vermissten Oberlübber endete Anfang mit der traurigen Gewissheit. Der Notruf 110 ist immer die erste Wahl Der Polizeinotruf 110 sei bei Notfällen, Einbrüchen, aber auch bei Unfallfluchten auf Parkplätzen immer die erste Wahl. Jeder Anruf werde ernst genommen. Anzeigen könnten dann auch bei den Beamten vor Ort erstattet werden oder in jeder Polizeidienststelle. Ansprechpartner für die Bürger vor Ort sind zudem die 32 Bezirksdienstbeamten, davon sind fünf in Bad Oeynhausen stationiert. Viele Notrufe, die bei der Kreisleitstelle eingehen, werden von den beiden Autobahnen – der A2 und der A30 – abgesetzt. &bdquo;Hier ist eigentlich die Autobahnpolizei Bielefeld zuständig, aber natürlich werden von der Leitstelle die am nahesten positionierten Streifenwagen an den Unfallort geschickt", erläutert der Erste Polizeihauptkommissar Friedhelm Buchholz (Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz). Umstrukturierung liefert immer noch Diskussionsstoff Stoff für Diskussionen – vor allem im politischen Raum – liefert seit der Umstrukturierung der Kreispolizei im Jahr 2017 nicht nur die Nichtbesetzung der Polizeiwachen in Bad Oeynhausen und Lübbecke in den Nachtstunden, sondern auch die Zentralisierung der Kriminalpolizei in Minden. Anfang des Jahres hatte die Lübbecker CDU die Rückkehr der Kriminalwache und die Wiedereinführung der 24-Stunden-Wache gefordert. Auf diesen Zug ist auch der grüne Landratskandidat Siegfried Gutsche (Lübbecke) aufgesprungen. Pragmatischer schätzt Kurt Nagel, Vorsitzender der Bad Oeynhausener CDU-Fraktion, auf NW-Anfrage die Situation ein: &bdquo;Auch aus unserer Sicht wäre es wünschenswert, wenn die Bad Oeynhausener Polizeiwache auch wieder nachts besetzt wäre. Aber angesichts der personellen Situation wird das in absehbarer Zeit nicht passieren. Auch eine neue Landrätin oder ein neuer Landrat wird sich keine neuen Polizisten schnitzen können." "Wir müssen mit dem vorhandenen Personal auskommen" &bdquo;Wir haben uns die Situation nicht ausgesucht", sagt Volker Pfeiffer, &bdquo;wir müssen mit dem vorhandenen Personal auskommen. So ist nun einmal die Wirklichkeit." Seit der Zentralisierung der Kriminalpolizei am Standort Minden habe sich die personelle Ausstattung nicht wesentlich verändert. Und so sei eine Wiederbesetzung der Kriminalkommissariate in Bad Oeynhausen und Lübbecke keine Option. &bdquo;Für das Sicherheitsgefühl ist nicht entscheidend, ob die kriminalpolizeilichen Ermittlungen von Bad Oeynhausen oder Minden aus geführt werden. Wichtig für die Opfer von Straftaten ist vielmehr die Aufklärung des Deliktes", fügt Polizeisprecher Ralf Steinmeyer hinzu. Seit der Bündelung der Kriminalbeamten an einem Ort habe sich die Effektivität und Flexibilität bei der Bekämpfung aktueller Kriminalitätsphänomene gesteigert, führt Steinmeyer weiter aus.

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