Harsche Kritik am Bewerberverfahren der CDU in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Am Morgen danach ist der Sieger nicht mal verkatert. Nein, groß gefeiert habe er nicht - bis auf ein kleines Gläschen mit seiner Frau, beteuert Lars Bökenkröger. Die Freude darüber, dass der CDU-Stadtverband ihn am Donnerstagabend zum Bürgermeisterkandidaten kürte, ist Bökenkröger aber auch zwölf Stunden später noch deutlich anzuhören. "Das war ein schönes Ergebnis, ein deutliches Ergebnis, das mir nun auch Rückenwind für den Wahlkampf gibt", sagt der 45-Jährige. Entsprechend enttäuschend dürfte das Ergebnis für seine Gegenkandidatin Sonja Gerlach gewesen sein - und für den Vorsitzenden des CDU Stadtverbandes, Kurt Nagel. Nagel hatte zu Beginn der Versammlung im Pavillon der Volksbank an der Eidinghausener Straße berichtet, dass er schon vor rund einem Jahr mit Sonja Gerlach über eine Kandidatur gesprochen habe. Zwischenzeitlich habe es außerdem drei männliche Bewerber gegeben, von denen zwei ihre Bewerbung zurückgezogen hätten. Übrig blieben die Ministerialdirigentin im Bundes-Bildungsministerium und Lars Bökenkröger, Pressesprecher der OWL GmbH. Auch wenn diverse Namen in der Stadt kursierten, habe er die bewusst nie bestätigt, sagte Nagel. "Ich kenne Sie ja gar nicht" Genau das aber kritisierten einige CDU-Mitglieder. Hans-Peter Kuhnen, ehemaliger Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat, bemängelte diese Geheimhaltung. "Ich kenne Sie ja gar nicht", sagte Kuhnen zu Sonja Gerlach. Er habe praktisch gerade erst erfahren, dass die promovierte Juristin sich als Bürgermeister-Kandidatin bewerbe. "Ich hoffe", sagte Kuhnen in Richtung des Stadtverbandsvorsitzenden Kurt Nagel, "dass das künftig offener gestaltet wird." Nagel begründete, dass ihn die Kandidaten um Diskretion gebeten hätten. Er versprach für die Zukunft: "Wir werden nicht mauern". Immerhin hatte Lars Bökenkröger schon vor knapp einem Jahr politische Ambitionen angemeldet: &bdquo;Ich will Politik gestalten. In welcher Position, das muss ich noch sehen", hatte Bökenkröger im Februar nw.de gesagt. Und in den vergangenen Wochen sei er bei den Ortsunionen und bei Veranstaltungen unterwegs gewesen, berichtete Bökenkröger. Eine solche Tour durch die Ortsvereine machte Sonja Gerlach nicht. "Letzte Woche war ich in Eidinghausen", berichtete Bökenkröger. Eidinghausen ist der Heimatstadtteil seiner Gegenkandidatin. "Dort hat man mich herauskomplimentiert." Woraus Bökenkröger ableitete, dass er ein Mann sei, "der auch mal dahin geht, wo es unbequem ist." "Geht es nur darum, jemandem einen gut dotierten Posten anzudienen?" Überraschend oft stand auch Kurt Nagel im Fokus der Diskussionsrunde, die doch eigentlich eine Fragerunde an die beiden Bewerber sein sollte. Auch Bad Oeynhausens ehemaliger Bürgermeister Dieter Fürste kritisierte das Bewerberverfahren massiv. "Stimmt es, dass es heute darum geht, jemandem einen gut dotierten Posten anzudienen?", fragte Fürste. Gerlach nahm den Ball auf. "Ich bekomme schon jetzt die gleiche Besoldung wie der Bad Oeynhausener Bürgermeister. Und zwar lebenslänglich", sagte sie. Ihr gehe es um die Stadt - und die CDU. Und auch Bökenkröger versicherte, dass es ihm um die Zukunft seiner Heimatstadt gehe. "Wenn ich Bürgermeister werde, gibt es für mich kein Netz und keinen doppelten Boden." Denn er ist kein Beamter. Ratsmitglied Friedrich Schiermeyer wollte von Sonja Gerlach wissen: "Stimmt es, dass man Ihnen zugesichert hat, dass Sie hier allein oder höchstens gegen einen weniger aussichtsreichen Gegenkandidaten antreten müssen?" "Nein", sagte Gerlach. Und Kurt Nagel versicherte: "So etwas habe ich selbstverständlich keinem Kandidaten in Aussicht gestellt." Und schließlich habe der CDU-Vorstand der Versammlung ausdrücklich keine Wahlempfehlung gegeben. "Das geht hier ja in eine ganz falsche Richtung" Der teils harsche Ton gefiel nicht allen Versammlungsteilnehmern. Kreistagsmitglied Michael Großkurth forderte die Rückkehr zur Sachlichkeit. "Das geht hier ja in eine ganz falsche Richtung", konstatierte er. Kreis-Landwirt Rainer Meyer forderte gar den Schluss der Debatte. Das aber lehnte die Mehrheit der CDU-Mitglieder ab. Sollte Schiermeyer mit den erwähnten "weniger aussichtsreichen Gegenkandidaten" Lars Bökenkröger gemeint haben, so dürfte ihn das Ergebnis der Abstimmung überrascht haben. Denn 37 der 65 anwesenden Parteimitglieder stimmten für Bökenkröger, 27 für Gerlach. Ein CDU-Mitglied enthielt sich der Stimme. So wenig, wie Bökenkröger seine Freude verbergen konnte, so wenig konnte Sonja Gerlach ihre Enttäuschung verleugnen. "Jeder Stadtverband kriegt den Kandidaten, den er haben will", sagte sie nw.de. Und: "Der Abend spricht für sich."

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