Darum erhalten diese litauischen Gangster nur eine milde Strafe

Bad Oeynhausen/Minden. Die Serie von Wohnungseinbrüchen setzte im vergangenen Juni unvermittelt ein. Rund 30 Fälle ordnete die Polizei in vier Wochen den unbekannten Tätern zu, darunter insgesamt elf in Bad Oeynhausen. Als am 8. Juli drei Männer auf frischer Tat ertappt wurden, hörten die Einbrüche dieser Art schlagartig auf. Doch hatte man die Serientäter? Nach einer Verhandlung am Freitag vor dem Schöffengericht Minden könnte es daran Zweifel geben. Oder reichen bisher nur die Beweise nicht weiter als bis zu einer Verurteilung in zwei Fällen und drei Einstellungen gegen zwei der Beschuldigten? Täter sind wie die Heuschrecken in die Häuser eingefallen Wie die Heuschrecken seien sie eingefallen und hätten das ganze Kreisgebiet heimgesucht, heißt es aus Polizeikreisen zu der Serie, die für Medienberichte und viel Unruhe in der Öffentlichkeit sorgte. Allein Bad Oeynhausen war neunmal an einem Wochenende das Ziel der Täter. Meistens nachts gingen sie ans üble Werk, hebelten Terrassentüren oder Fenster auf, stiegen auch durch unverschlossene Hintertüren oder Fenster auf Kipp ein. Es schien die Einbrecher nicht zu stören, ob jemand zu Hause war. Einige Geschädigte bemerkten erst am Morgen, dass sie ungebetenen "Besuch” gehabt hatten. Die Täter hinterließen nur wenige Spuren. Kaum Zeugen, keine Hinweise auf den Verbleib der Beute, uneindeutige Videoaufnahmen. Schnell wurde nur klar, dass es sich wohl um eine Bande aus dem Ausland handelte. Bis zur Nacht zum 9. Juli. Da meldete eine Frau aus Werste drei verdächtige Personen am Nachbarhaus. Die Polizei war schnell vor Ort und griff zu. Ein stark angetrunkener 44-jähriger Litauer wehrte sich vergeblich mit Pfefferspray gegen die Festnahme. Bei seinen 27- und 33-jährigen Landsleuten klickten klickten die Handschellen nach einer Jagd durch die Gärten. Handy-Anruf führt die Polizei zu den Tätern Als wenige Stunden später vom Provider ein Anruf eines bei einem früheren Einbruch gestohlenes Handys genau auf der Wohnadresse des Trios in Petershagen gemeldet wurde, erwirkte die Polizei einen Durchsuchungsbeschluss und überraschte die nachtaktiven Männer im Schlaf auf dem heruntergekommenen Anwesen. Gefunden wurden Beutestücke aus insgesamt fünf der zur Serie gerechneten Einbrüche. Handys, Schmuck, Laptop waren unter anderem den Gangstern in die Hände gefallen. Auch Banknoten, darunter nagelneue US-Dollar und seltene 2.000-Rubelscheine aus einem Einbruch an der Bergstraße in Bad Oeynhausen. DNA-Untersuchung ergibt einen Treffer Die Scheine wurden dem Landeskriminalamt zur DNA-Untersuchung gegeben und ergaben Treffer, die auf Grundlage der gesamten europäischen Bevölkerung aus fast 5 Trilliarden (4,93 mal 10 hoch 23) möglichen Kombinationen nur den beiden jetzt angeklagten Litauern zuzuordnen waren. Die Banknoten mit den DNA-Spuren wurden am Bett des 27-Jährigen in seinem Portemonnaie gefunden. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld sah nun genug Beweise für eine Anklage, wenigstens in den fünf Fällen, aus denen gefundene Beute zugeordnet werden konnte. Die anderen vermutlich zur Einbruchsserie gerechneten Fälle blieben in den Ermittlungsakten. Vor Gericht schrumpfte die Zahl der den beiden Angeklagten – der dritte ist verschwunden und wird als "gesondert Verfolgter” geführt – nachzuweisenden Taten auf zwei. Die drei anderen, zwei in der Kepler- und der Ringstraße in Werste, eine in Petershagen, endeten mit Einstellung des Verfahrens. Nicht nur weil sie in Bezug auf die Beute als geringer eingestuft wurde, sondern weil das Gericht bei schweigenden bzw. abstreitenden Angeklagten &bdquo;teilweise Beweislastschwierigkeiten” sah. Polizei: Viel Arbeit für wenig Lohn Nach mehreren Rechtsgesprächen traten Ankläger und ein Verteidiger dem Vorschlag des Gerichts zum niedrigeren Strafrahmen gegen ein Geständnis bei. Der 44-Jährige, der zu Beginn mit der Behauptung, er habe sich betrunken in der Adresse geirrt und könne das nicht gewesen sein, weil er in einem Getränkelager tagsüber schwer arbeiten müsse, jetzt aber gestand, wurde mit zehn Monaten Haft für den Einbruchsversuch und den Pfeffersprayeinsatz als Waffe bestraft, sein Alkoholpegel von 1,76 Promille wurde ihm zugutegehalten. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Sechs hat er dennoch absitzen müssen: in Untersuchungshaft. Der 27-Jährige kehrte in die JVA Herford zurück. Mit den DNA-Spuren auf den Geldscheinen sah das Gericht seine Beteiligung an einem Einbruch als erwiesen an. Auch wenn er behauptete, sein verschwundener Freund habe ihm die Banknoten gegen Euro getauscht. Neu oder selten waren auch die gestohlenen Scheine. Aufgrund der 2017 erhöhten Strafen für Wohnungseinbrüche verhängte das Gericht gegen ihn zwei Jahre und zwei Monate Haft – Bewährung ist da nicht möglich. In Geld- oder Arbeitsauflagen gegen die Litauer sah das Gericht wenig Sinn. Damit hat die Aufklärung der Einbruchserie im vergangenen Sommer nur zu einem Minimalerfolg geführt. Viel Arbeit, wenig Lohn für die Polizei. Von dem Gedanken, dass nicht nur die beiden bestraften Taten und die drei Einstellungen, sondern noch einige weitere zur Serie gehören und dass noch Hintermänner zum Umfeld des Litauertrios gehören könnten, will man sich nach Informationen von nw.de nicht völlig verabschieden.

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