Hausverbot in Balitherme hat weitreichende Folgen

Bad Oeynhausen. Für ein halbes Jahr darf Christel Heintz die Bali Therme nicht betreten. Von dem Hausverbot ist auch ihr 76-jähriger Ehemann Hermann betroffen: Er ist zu 90 Prozent schwerbehindert und beim Besuch der Therme auf die Hilfe seiner Ehefrau angewiesen. Jetzt fragt er sich: Sind Behinderte in der Bali Therme noch erwünscht? Seit fast 20 Jahren besucht das Ehepaar Heintz regelmäßig die Bali Therme, seit neun Jahren sogar einmal wöchentlich. Hermann Heintz ist Mitglied des Vereins Bewegung, Sport, Gesundheit (BSG) und nutzt dessen Reha-Sport-Angebot. "Bislang ohne Beanstandungen und Unfreundlichkeiten", bilanziert er gegenüber nw.de. Nach dem Vorfall mit seiner Ehefrau sieht er das jetzt anders. Damals war er zu seiner Umkleidekabine gegangen, hatte dort vergeblich darauf gewartet, dass ihm seine Ehefrau beim Umziehen half. Die hatte an der Rezeption nach einem anderen Schrankschlüssel gefragt, weil der zugeteilte Schrank für die Tasche zu klein war. "Missmutig, unfreundlich und unhöflich" beschreibt Heintz das Verhalten der Mitarbeiterin, die seiner Ehefrau dann aus seiner Sicht auch noch völlig grundlos das sechsmonatige Hausverbot erteilte. Cornelius Nolte, Geschäftsführer der Bali Therme, hat den Vorfall nicht selbst miterlebt, ist aber von seiner Mitarbeiterin über den hitzigen Wortwechsel informiert worden und erklärt: "Hier wurde das Gastrecht überschritten". Und deshalb sei das Hausverbot durchaus berechtigt gewesen. Einzelheiten nennt er nicht, wohl aber Beispiele, die in der Vergangenheit schon bei anderen Gästen zu diesen Maßnahmen geführt haben: Lautstarke und persönliche Beschimpfungen gegen Mitarbeiter, die Missachtung des Rauchverbotes in der Therme oder das unerlaubte Fotografieren und Filmen in den Umkleidekabinen (nw.de berichtete). Im übrigen sei ein Hausverbot immer das letzte Mittel, oft reiche eine Entschuldigung schon aus, um den Vorfall aus der Welt zu schaffen. Das gelte im Übrigen auch für das Ehepaar Heintz. Nolte: "Ich stehe jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung". Zwei Therapiebecken zur exklusiven Nutzung Wichtig ist ihm der Hinweis, dass alle Gäste in der Bali Therme die gleichen Rechte und Pflichten haben. Den Vorwurf, Behinderte seien unerwünscht, hält er für völlig abwegig. Im Gegenteil, gerade die BSG-Mitglieder würden durchaus Vorzugsrechte genießen: Stundenweise stehen ihnen exklusiv zwei Therapiebecken für das Reha-Sportangebot zur Verfügung. Die neuen Eigentümer der Therme würden die Vereinbarung bei Bedarf überprüfen, sie aber nicht grundsätzlich infrage stellen. Nolte: "Die Mitglieder der BSG sind uns auch künftig immer herzlich willkommen." Holger Diekmann, Vorsitzender der BSG, hört das gerne, weist aber auch darauf hin, "dass die BSG kein Bittsteller, sondern guter Kunde ist". Für die Nutzung der Therapiebecken zahlen die Ortsgruppen Bad Oeynhausen, Löhne, Ennigloh und Herford pro Jahr rund 300.000 Euro. "Das ist ausschließlich für den Rehasport", betont Diekmann. Vergünstigungen bei den Eintrittspreisen für Schwimmen oder Sauna gibt es hingegen nicht mehr - mit der Überleitung des Staatsbades vom Land auf die Stadt wurden diese Privilegien, die BSG-Mitglieder früher in den Wittekind-Thermen genossen, gestrichen. Das Hausverbot gegen Christel Heintz kennt Diekmann. "Ich hätte mir mehr Rücksichtnahme von der Mitarbeiterin der Bali-Therme gewünscht", lautet sein vorsichtiger Kommentar. Im Übrigen ist er sich mit Nolte einig: "Alle BSG-Mitglieder müssen sich an die Hausordnung halten". Sorgen für die Zukunft macht ihm der Vorfall auch nicht. Diekmann: "Ich bin zuversichtlich, dass es weiter ein gutes Miteinander gibt". Und die BSG-Mitglieder weiter in der Therme erwünscht sind.

Meistgelesen