Stadt Bad Oeynhausen will 30 Bäume an der Werre für neuen Radweg roden

Bad Oeynhausen. Zwischen Sielbad und Werre steht ein kleines Wäldchen, das dem Willen der Stadtverwaltung nach womöglich schon im nächsten Winter Besuch von der Kettensäge bekommen wird. Für die Begradigung und den Ausbau des Werreradweges auf 2,50 Meter Breite sollen zwischen Sielbad und Haus der Jugend mehr als 30 Bäume über 50 Zentimeter Stammumfang fallen, sowie zahlreiche Büsche. Der Ausschuss für Stadtentwicklung hat die Baumfällung bereits am 28. Juli 2018 einstimmig beschlossen. Doch nun regt sich Protest. Thomas Dippert, passionierter Radfahrer und Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), lobt am Freitag bei einem Termin vor Ort ausdrücklich den Ausbau des Radweges: "Teile davon sind sehr gut gelungen." Die Aktion mit der Kettensäge jedoch kritisiert er vehement: "Das ist ein völlig unnötiger Kahlschlag", sagt Dippert. Außerdem bemängelt der Radfahrer und Umweltschützer die Planungsunterlagen. Aus den Skizzen sei nicht klar zu erkennen, welche Bäume wo genau stehen und gefällt werden müssen. Seiner Bitte zu einem Ortstermin sei die Stadtverwaltung noch nicht nachgekommen. Der Radweg könnte um die Bäume herum geführt werden Der neue, ausgebaute Radweg könnte eigentlich auch um die meisten Bäume herum geführt werden, argumentiert Dippert. Die neue Trasse wolle nämlich zugleich die bestehenden Steigungen und Kurven ausgleichen, die er für vertretbar hält. Dippert hat für den BUND eine geharnischte Stellungnahme verfasst und fristgerecht an den Kreis Minden-Lübbecke geschickt. Der Kreis hatte vor vier Wochen den BUND um Stellungnahme zu den Plänen der Stadt Bad Oeynhausen gebeten. Dippert hat die Pläne nach eigenen Angaben vor 14 Tagen bekommen und ausgewertet. Seit langem kämpft Dippert, der auch für den Verkehrsclub Deutschland spricht, für den Ausbau des Werreradweges und die Entschärfung der Unterführung an der Eidinghausener Straße. Über den nun vorliegenden Plänen schüttelt er den Kopf: "Wenn drei Bäume dafür gefällt werden müssen gut - aber doch keine 30!" Die Politiker hatten nichts an den Fällungen auszusetzen Der Ausschuss für Stadtentwicklung des Stadtrates hat die Pläne jedoch bereits einstimmig am 28. Juni 2018 beschlossen. Einen Tag zuvor hat sich der Ausschuss vor Ort ein Bild gemacht, erklärte Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich auf Anfrage. Offenbar hatten die Politiker sämtlicher im Rat vertretenen Parteien nichts an den Baumfällungen auszusetzen. In der Niederschrift der Ausschusssitzung ist nichts davon vermerkt. Bei dem Ortstermin einen Tag vor der Sitzung soll die geplante Trasse dem Vernehmen nach mit Sägespäne in dem kleinen Waldstück markiert worden sein. Die Späne waren Tage später noch zu sehen. Das Hauptaugenmerk der Politiker lag auf der vielleicht "gefährlichsten Stelle im Bad Oeynhausener Radwegenetz" wie SPD-Fraktionsvorsitzender Olaf Winkelmann in der NW zitiert wurde. Den einzigen Änderungsvorschlag hatte das Grünen-Ratsmitglied Andreas Edler: Er schlug den Bau einer Stahl-Stegkonstruktion vor und der Ausschuss folgte ihm. Ersatz soll am Kokturkanal gepflanzt werden Nach Einschätzung des BUND sind die geplanten Eingriffe in die Natur massiv. "Die Stadt will zum Ausgleich 28 Bäume und 700 Sträucher neupflanzen", sagt Dippert. Das werde jedoch nicht wieder am Werre-Ufer an derselben Stelle erfolgen. Nach den Stadt-Plänen wird das Ufer der Werre nämlich mit Winkelstützen neu angelegt. Dadurch hat die Werre bei Hochwasser weniger Platz und steigt womöglich schneller an. Die Wasserbau-Ingenieure wollen deshalb den Mündungsbereich des Karbaches ausweiten, um neuen Raum für Hochwasser zu schaffen. Beides ließe sich nach Ansicht von Thomas Dippert anders regeln. Die Wurzeln der Bäume hielten auf einem Großteil der Strecke schließlich die Böschung zusammen und wenn die Bäume nicht gefällt werden, behalte die Werre ihren Spielraum bei Hochwasser. Dippert lehnt Winkelstützen aber nicht grundsätzlich ab. "In dem Bereich, wo jetzt das Geländer ist, sind sie sicher nötig." Wo die 28 Bäume und 700 Sträucher hinkommen sollen, war Dippert unklar. Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich deutete am Freitag jedoch an, dass der Kokturkanal dadurch erheblich aufgewertet werden könnte. Die Planungsingenieure sehen nach Angaben von Dippert Maßnahmen im Gegenwert von über 10.000 Euro vor. Der Radwegebau auf etwa 500 Metern Strecke wird von der Stadtverwaltung inzwischen mit 790.000 Euro angegeben. Der Löwenanteil entfällt dabei wohl auf die Stahl-Steg-Konstuktion unter der Brücke der Eidinghausener Straße. In der öffentlichen Ausschusssitzung hatte der Planungsingenieur die Konstruktion auf etwa eine halbe Million Euro geschätzt.

Meistgelesen