Letzter Kampf fürs Planschbecken

Bad Oeynhausen. Einen letzten Versuch starten Grüne, Linke und Unabhängige Wähler, um den geplanten Hallenbadneubau im Siel familienfreundlicher zu gestalten. Die drei Fraktionsvorsitzenden Volker Brand (Grüne), Andreas Korff (Linke) und Thomas Heilig (UW) appellieren an die Einsicht der Ratsmitglieder, am 2. Mai in der Ratssitzung doch noch dafür zu sorgen, dass der Neubau zumindest um ein Kinderbecken ergänzt wird. Sie fordern CDU und SPD auf, die Abstimmung über ihren Antrag in den Fraktionen frei zu geben und werden geheime Abstimmung beantragen. &bdquo;Wir wissen, dass es in den beiden großen Fraktionen Ratsmitglieder gibt, die unsere Auffassung teilen und gegen die Minimalvariante sind", sagt Brand. Mehrmals hatten Brand, Korff und Heilig in der Vergangenheit versucht, ihre Bündnispartner SPD und BBO davon zu überzeugen, sich ihrer Sicht der Dinge anzuschließen – ohne Erfolg. Die Bürger für Bad Oeynhausen (BBO) solidarisieren sich mit dem Stadtsportverband und dem Sportausschussvorsitzenden Oliver Thamm, die sich gegen ein Kinderbecken ausgesprochen haben und lehnen das &bdquo;Planschbecken" ab, weil es die Kosten für das Bad, das mit zehn Millionen Euro kalkuliert ist, um 1,7 Millionen Euro verteuern würde. Das bestätigt auf Anfrage der NW der Fraktionsvorsitzende der BBO Rainer Barg. Olaf Winkelmann, der Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten, hält nach wie vor die Lösung Sportbad für &bdquo;quadratisch, praktisch, gut" und sieht aktuell keinen Bedarf, die Debatte, die vor 19 Jahren begonnen hat, erneut zu eröffnen. Schon als Grüne und Linke vor mehr als zwei Jahren einen Beschluss des Sportausschusses für ein einfaches Sportbad kippen wollten, scheiterten Brand und Korff an ihren Bündnispartnern. Damals war gar von einem Allwetterbad im Siel die Rede, das auch die Zukunft des Freibades und dessen Sanierung mit berücksichtigte. Ein Vorschlag, der im Rat keine Mehrheit fand. Mit 28 Ja-Stimm^^en beschloss der Stadtrat im Oktober 2017, dass am Sielbad ein neues Hallenbad gebaut werden soll. UW, Linke und Teile der Grünen votierten mit insgesamt sieben Stimmen dagegen, sechs Ratsmitglieder enthielten sich, darunter auch die Fraktionsvorsitzenden Kurt Nagel (CDU) und Volker Brand (Grüne). Die Entscheidung für die Sparvariante sei auch dadurch zu erklären, dass man fast zwei Jahrzehnte über Planungen diskutiert habe, die man sich wegen der Haushaltssicherung eh nicht habe leisten können, erklärt Brand. Deshalb sei es im Grundsatz zu begrüßen, dass der Sportausschuss in Gütersloh ein Beispiel für ein solides und billiges Bad gefunden habe. Dieses wolle man nun sinnvoll ergänzen. Dafür suchen die drei Fraktionen auch eine Mehrheit im Rat. So ist es kein Geheimnis, dass Kurt Nagel kein Freund der Billigvariante ist. Der CDU-Fraktionschef findet für diese Meinung aber wohl keine Mehrheit in den eigenen Reihen, heißt es. Die Hoffnung, das Bad etwas familien- und kinderfreundlicher gestalten zu können, nährte Stadtwerkechef Andreas Schwarze Ende Februar 2018. Im Verwaltungsrat sprach er sich für ein Kinderbecken aus. Kritik aus der Politik kontert er mit dem Hinweis, dass nun die Stadtwerke als Betreiber der Bäder auch der Bauherr seien. Ende April kassierte der Verwaltungsrat diesen Vorstoß und beschloss einstimmig mit den Stimmen von Volker Brand und Thomas Heilig den Bau der Minimalvariante. Nur Kurt Nagel enthielt sich wieder. Schwarze begründete seine Kehrtwende mit einer Neuberechnung der Betriebskosten bei der &bdquo;Minimalvariante": Statt wie bisher kalkuliert, läge der zu erwartende jährliche Verlust nicht bei 801.000 Euro, sondern bei 923.000 Euro. Würde das Hallenbad mit Planschbecken gebaut, erwarten die Stadtwerke einen Jahresverlust von 1,08 Millionen Euro. Brand hadert mit seinem damaligen Votum im Verwaltungsrat, gibt aber zu bedenken, dass man das Projekt nicht habe stoppen wollen, sondern für eine sinnvolle Ergänzung plädiere. Die sei auch geboten, weil die Bali-Therme eben kein Familienbad sei. &bdquo;Die Bali-Therme ist etwas für Betuchte", sagt Brand. Korff ergänzt: &bdquo;Wer die Bali-Therme für kinderfreundlich hält, lebt in einer Traumwelt." Einen Streit innerhalb des Fünfer-Bündnisses aus SPD, Grünen, Linken, BBO und UW sehen die drei Fraktionsvorsitzenden nicht am Horizont heraufziehen. &bdquo;Es steht jedem frei, sich Mehrheiten zu suchen. Wir sind keine Koalition", sagt Brand. &bdquo;Es ist unverantwortlich ein Bad, das Jahrzehnte in Betrieb sein wird, so abgespeckt zu bauen", sagt Andreas Edler (Grüne). Das werde sich rächen. Die Fraktionsvorsitzenden verweisen auf die zugesagte Förderung des Bundes in Höhe von 1,8 Millionen Euro und die sprudelnden Steuereinnahmen. &bdquo;Wir haben das Geld", sagt Brand. Die drei Fraktionsvorsitzenden fordern Bürgermeister Achim Wilmsmeier und Stadtwerke-Vorstand Andreas Schwarze auf, sich &bdquo;deutlich" zu positionieren. Beide hätten wiederholt Sympathien für die familienfreundlichere Variante des Neubaus erkennen lassen, erklären die drei Fraktionsvorsitzenden.

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