Bad Oeynhausen

"Linksradikales Milieu": Kritik an Parklichter-Auftritt der Antilopen Gang

In einem Offenen Brief bezeichnet Günter Schlüter von der Löhner-Bürger-Allianz (LBA) die Künstler als linksradikal. Band, Veranstalter und Bürgermeister beziehen Stellung

In der Kritik: Die Antilopen Gang tritt zum ersten Mal beim Parklichterkonzert auf. | © Robert Eikelpoth

Angelina Kuhlmann
01.07.2018 | 01.07.2018, 19:25

Bad Oeynhausen/Löhne. Er sei fassungslos, schreibt Günter Schlüter in seinem offenen Brief an Bürgermeister Achim Wilmsmeier. Der Unmut des 2. Vorsitzenden der Wählergemeinschaft Löhner-Bürger-Allianz (LBA) gilt dem Auftritt der Band „Antilopen Gang" bei den Bad Oeynhausener Parklichtern. Sein Schreiben findet sich jeweils auf der Website und dem Facebook-Auftritt der LBA veröffentlicht. Als Überschrift steht die Frage „Linksfaschistischer Rassismus als Parklichter-Konzept?"

"Deutschland verrecke"

Zeilen wie „Deutschland verrecke", „Deutschland ist Dreck" und „Atombombe auf Deutschland, damit endlich Ruhe im Karton ist" gibt Schlüter als Beispiele aus Liedern der deutschen Hip-Hop-Gruppe an. An Achim Wilmsmeier richtet er die Frage, ob ihm bekannt sei, dass die Musiker aus dem „linksradikalen Milieu" stammen. Die Band selbst dementiert auf NW-Anfrage, dass die ersten beiden Textzeilen überhaupt existieren. Neben den Künstlern SDP und Bausa, ist die Antilopen Gang in diesem Jahr einer der Hauptact beim Freitagskonzert der „Parklichter".

Gegen die Demokratie?

Die Liedtexte der „Gang" nehme er wortwörtlich, sagt Günter Schlüter im NW-Gespräch. Wenn jemand darüber singe, Deutschland vernichten zu wollen, dann drücke er damit seine Abneigung gegen Deutschland aus. „Radikal sind die, die gegen unsere demokratische Ordnung sprechen", sagt er. „Ich finde diese Musik radikalisiert." Ob er denn die Zeilen der Band nicht auch eher als Metaphern und Überspitzungen wahrnehme, mit der die Band auf gesellschaftliche Probleme hinweisen will? „Nein, das nehme ich schon wortwörtlich", so Schlüter. Für ihn gehöre so etwas nicht auf die Parklichter-Bühne, nur in abgeschwächter Form. Schlüter: „Den künstlerischen Ausdruck müsste man einengen." Mit Meinungsfreiheit und Gesellschaftskritik habe die Musik der Antilopen Gang nichts zutun, sie würden zu Gewalttaten aufrufen.

Auf dem Bielefelder Campus Festival: Die Band 2017. - © Sarah Jonek
Auf dem Bielefelder Campus Festival: Die Band 2017. | © Sarah Jonek

"Jeder hat seine Meinung"

An der von Schlüter angestoßenen Diskussion, will sich Staatsbad Geschäftsführer Peter Adler nicht beteiligen. „Jeder hat seine Meinung. Man kann sich in der Kunst immer streiten", sagt er. Man bemühe sich bei den Parklichtern einen „unterschiedlichen Musikmix" auf die Bühne zu bringen. In diesem Jahr ginge man da in Richtung Rap. Adler: „Das sind häufig sozialkritische Texte. Da gibt es die einen, die finden das gut und die anderen, die finden das nicht gut." Mit der Antilopen Gang habe man eine Band, die gerade bei jungen Menschen angesagt ist und diese begeistert. Letzten Endes hätten die Antilopen auch 2015 einen Preis von allen ARD-Jugendradios erhalten.

Fehlende Absprache bei der LBA

Konsequenzen fordert Günter Schlüter in seinem Brief keine. Er wolle lediglich, dass der Bürgermeister „darüber nachdenkt". Besuchen wolle er, so seine Aussage im Brief, die Veranstaltung nun nicht mehr.

Ob zwischen den Bezeichnungen linksfaschistisch und rassistisch oder linksradikal nicht ein sehr großer Unterschied liege? „Das habe ich da gar nicht drüber geschrieben, das war der Administrator", erklärt Schlüter. In der aktuellen Fassung des Offenen Briefes auf der Facebookseite der LBA steht der Begriff trotzdem weiterhin. Ebenso wie auf der Website. Das unter dem Beitrag Kommentare gelöscht wurden, davon wisse er nichts, so Schlüter. Das könne ja ebenfalls nur der Administrator bearbeiten. Er hätte lediglich mit seinem privaten Profil auf Kommentare geantwortet.

Achim Wilmsmeier (SPD) teilt mit, dass das Staatsbad aufgrund der Vorwürfe sofort Kontakt mit der zuständigen Konzertagentur aufgenommen hätte. „Beide sind überzeugt, dass kein Extremismus-Vorwurf angebracht ist", so Wilmsmeier. „Es steht Herrn Schlüter frei, seine persönliche Meinung und Einschätzung in einem offenen Brief zu äußern." Er vertraue aber dem Veranstalter-Team und spreche sich für Toleranz aus. Wilmsmeier: „Wir sprechen von einer Band und gehen davon aus, dass umso mehr alle die Kunstfreiheit respektieren." Er ist sich sicher, dass die Parklichter wieder „ein voller Erfolg" werden.

Antilopen dementieren

Auch die Antilopen Gang bezieht klar Stellung zum offenen Brief von Günter Schlüter: „Die Textzeilen ’Deutschland ist scheiße, Deutschland ist Dreck, Deutschland verrecke’ kommen in keinem unserer Lieder vor und entspringen komplett der nicht uninteressanten Fantasie der Löhner Bürger Allianz. Wir nehmen diese Anregung dankbar auf und werden die charmant gedichteten Zeilen gerne in einem zukünftigen Song verwenden."

Dieser Artikel bezieht sich auf die erste Version des offenen Briefes auf den Seiten der LBA. Mittlerweile wurden die Artikel mehrmals geändert (Anmerkung der Redaktion).