Thomas Meyer wurde Vizepräsident

Bad Oeynhausen. Im Winter ist Ruhe. Die Wildwasserbahn von Thomas Meyer lagert, zerlegt in unzählige Einzelteile, in Eidinghausen. Seine Achterbahn mit Doppellooping wartet in einer Halle in Hamburg auf den nächsten Einsatz. Langeweile hat der Bad Oeynhausener deshalb aber nicht: Am vergangenen Wochenende wurde der 39-Jährige zum Vizepräsidenten des Deutschen Schaustellerbundes gewählt.Er übernehme gern Verantwortung, begründet Meyer sein Engagement im Schaustellerbund, der 4.500 Mitglieder hat. &bdquo;Das hat aber auch viel mit Tradition zu tun“, sagt Meyer. Und verweist darauf, dass der Bruder seines Großvaters, Willy Steiger, im Januar 1950 zu den Mitbegründern des Deutschen Schaustellerbundes gehörte.Meyers Opa Adolf Steiger begründete nach dem Krieg den Bad Oeynhausener Zweig der Schaustellerfamilie. &bdquo;Mein Opa war handwerklich sehr begabt. Er hat 1947 eine Geisterbahn selbst gebaut“, sagt Meyer. Die Töchter des 2011 verstorbenen Adolf Steiger führten die Familientradition in die nächste Generation. Familie Rosenzweig betreibt heute das größte transportable Riesenrad, Thomas Meyers Eltern Ute und Hans setzten auf eine Wildwasserbahn. Da die aber nur im Sommer einsetzbar ist, seit der Jahrtausendwende aber auch große Fahrgeschäfte verstärkt auf Weihnachtsmärkten präsent sind, kauften die Meyers noch eine Achterbahn dazu.Die großen Fahrgeschäfte kommen vor allem auf den großen Volksfesten der Republik zum Einsatz: auf dem Münchner Oktoberfest, dem Cannstatter Wasen oder dem Hamburger Dom. Drei Heimspiele hatte die Wasserbahn auch schon auf dem Aqua-Magica-Gelände, 2004, 2008 und 2012. Wiederholung nicht ausgeschlossen. &bdquo;Aber es muss in den Plan passen“, sagt Meyer. Denn die zerlegte Wasserbahn füllt 40 Container, der Transport ist also enorm aufwendig. Die Loopingbahn wird in Bad Oeynhausen wohl nicht zu erleben sein. &bdquo;Sie ist mit 80 Metern Aufbaulänge zu groß für das Gartenschaugelände“, erklärt Meyer.Als Funktionär des Schaustellerbundes aber muss Meyer nicht nur die Interessen der ganz großen Fahrgeschäfte vertreten. Er ist im Präsidium des Verbandes für alle Berufsfragen zuständig. Dabei geht es vor allem um technische und rechtliche Belange. &bdquo;Zum Beispiel darum, wie aktuelle EU-Verordnungen mit der Technik alter, traditioneller Fahrgeschäfte in Einklang zu bringen sind“, sagt Meyer. &bdquo;Wir versuchen, die Rahmenbedingungen für die Schausteller so zu gestalten, dass sie für alle erträglich sind.“ Dazu suchen Meyer und seine Präsidiumskollegen auch immer wieder den Kontakt mit der Politik. &bdquo;Es hat noch keinen Kanzler und keine Kanzlerin gegeben, die unseren Verband nicht besucht hätten“, sagt Meyer.Ein Thema, das derzeit alle Schausteller bewegt, ist die Frage, welche Folgen der Terroranschlag in Berlin haben wird. Werden die Menschen künftig große Volksfeste meiden? &bdquo;Der Gedanke liegt nahe“, sagt Meyer. Der Terroranschlag von Berlin sei ja auch nicht einfach ein Angriff auf einen Weihnachtsmarkt gewesen, &bdquo;sondern ein Angriff auf unsere Art zu leben“, erklärt Meyer. Die Diskussion über die Folgen des Anschlages habe großen Raum auf der Verbandstagung in Bonn eingenommen. &bdquo;Man kann solche Feste nicht wirklich schützen“, weiß Meyer. &bdquo;Wir müssen mit Augenmaß einen Weg finden, für vernünftigen Schutz zu sorgen, ohne den Charakter der Volksfeste zu zerstören“, ist er überzeugt.Eine Modellachterbahn, Autokran, Stapler, Container: Ein Blick ins Kinderzimmer der beiden Meyer-Sprösslinge, 9 und 12 Jahre alt, zeigt: Hier wächst vermutlich die nächste Schaustellergeneration heran. Thomas Meyer und seine Frau Anni sind sich nicht sicher, ob sie sich darüber freuen sollen. Meyer weiß aber aus eigener Erfahrung: &bdquo;Es hilft, wenn man da rein geboren wurde.“

Meistgelesen