Zu Gast auf dem Hof Diekmann

Bad Oeynhausen. Wenn Andreas Diekmann mit seiner Schütte kommt, ist der 50-Jährige begehrt. Gleich mehrere Dutzend Bullen liegen ihm dann zu Füßen. Schlecken genüsslich die Körnermischung auf. Seit 1994 bewirtschaften Anke und Andreas Diekmann den Bauernhof an der Eidinghausener Straße. 91 Bullen stehen bei ihnen im Stall sowie 200 Schweine. Es ist ein Hof mit Geschichte, den Anke und Andreas Diekmann bewirtschaften. 1630 wurde das Anwesen in Eidinghausen erstmals erwähnt, 1682 zählte er 82 Morgen, fünf Pferde, fünf Kühe, zwei Rinder und vier Schweine. &bdquo;Damals war es der Hof Kemena, später übernahmen Delkeskamps", hat Andreas Diekmann in Erfahrung gebracht. Zu letzteren zählt auch seine Ehefrau Anke, die auf dem Hof groß geworden ist. Heute arbeiten Diekmanns in ganz anderen Dimensionen. Sie setzen seit einigen Jahren auf die Bullenmast – und bauen das Futter dafür auf den eigenen Feldern an. &bdquo;In Zeiten der BSE-Krise hatten wir noch acht Bullen im Stall – da haben wir schon überlegt, was wir machen", sagt Andreas Diekmann rückblickend. Viele Betriebe hätten damals aufgegeben. Diekmanns bauten dagegen ihren Hof aus: &bdquo;Die Anbindehaltung der Bullen war nicht mehr artgerecht, also haben wir 2002 überlegt, einen neuen offenen Stall zu bauen." Dort stehen die Tiere seit zwölf Jahren auf Stroh statt auf Gülle. Fürs Vieh besser, für die Bauernfamilie zusätzliche Arbeit. Denn es muss ausgemistet werden. Vor fünf Jahren dann begann eine schwierige Zeit. Nachdem die beiden verurteilten Brandstifter Betty S. und Joel V. für 28 Überfälle und 39 Brandstiftungen verantwortlich gemacht werden konnten, war klar, dass sie auch auf dem Hof von Diekmanns zündelten. Der Schaden damals: knapp 300.000 Euro. Das Feuer auf dem Hof hatte sich von den angezündeten 100 Strohballen auf einen offenen Stall ausgebreitet, in dem 60 Jungbullen untergebracht waren. 50 Tiere mussten daraufhin aufgrund der Brandverletzungen notgeschlachtet werden. &bdquo;Wir sind quasi wieder bei Null angefangen", erinnert sich Andreas Diekmann an die unschöne Zeit. &bdquo;Das war eine lange Durststrecke für uns." Anderthalb Jahre bleiben die Tiere im Schnitt auf dem Hof. Blonde d’Aquitaine heißt die Rasse, für die sich Anke und Andreas Diekmann entschieden haben. &bdquo;Das Fleisch ist viel zarter und nicht so fett", weiß Anke Diekmann. &bdquo;Der Braten ist bestimmt eine gute Stunde eher fertig", hat die 49-Jährige beobachtet, die selbstverständlich auch einen von ihren Bullen in der Truhe liegen hat. &bdquo;Wir liefern an eine Landschlachterei im Raum Hannover", sagt Andreas Diekmann. Geschlachtet werden die Tiere beim Lieferanten: der liefert die sechs Monate alten Bullen, die draußen groß geworden sind, und holt sie anderthalb Jahre später wieder ab. Dann wiegen die Tiere gut eine Tonne, von der ausgeschlachtet rund 550 Kilogramm Fleisch übrig bleiben. Einmal im Jahr ist Familienurlaub angesagt Das Futter für die Tiere kommt von den eigenen Getreideflächen. &bdquo;Da weiß ich, was ich hab’", winkt der 50-Jährige ab. 50 Hektar Acker- und Grünland bewirtschaftet Familie Diekmann. Zugekauft werden lediglich Sojaschrot als Energielieferant und Mineralfutter. Und das wird über Nacht mittels Computer zu Bullenfutter gemischt. In diesem Jahr haben Diekmanns aber auch ein Feld ihrer Ländereien für einen Maissortenversuch zur Verfügung gestellt. &bdquo;Auf dem Schaufeld wurden verschiedene Sorten Silo- und Körnermais im Demoversuch angebaut." Ein ergiebiges Jahr war es für Mais allerdings nicht: &bdquo;Durch die Trockenheit war das Ergebnis nicht so toll." Die Arbeit auf dem Hof ist trotz der vielen Technik nicht weniger geworden. Jetzt, wenn die Arbeiten auf den Äckern beendet und das Frühjahr noch weit sind, wird das erledigt, was im Sommer hinten anstehen musste. Und es stehen Reparaturen an. &bdquo;Das meiste mache ich selber – das spart Geld", sagt der 50-Jährige. Denn die Kosten würden immer weiter steigen: egal ob Tierarzt oder Versicherung. Zeit nimmt aber auch der Schriftkram in Anspruch. &bdquo;Die Dokumentation ist durchaus aufwendig." Nur einmal im Jahr ist Familienurlaub angesagt: Über Silvester geht es sieben Tage zum Skilaufen. Dann schmeißt die Verwandtschaft den Betrieb. &bdquo;Dafür muss aber alles bis ins Letzte vorbereitet werden." Noch haben Anke und Andreas Diekmann Zeit, bis sie sich aufs Altenteil zurückziehen. Aber die nächste Generation steht in den Startlöchern. Sohn Marcel (15) züchtet erfolgreich Sachsenenten und überlegt, nach der Schule in die landwirtschaftliche Richtung zu gehen. Wobei die Eltern durchaus Wert darauf legen, dass sich der Nachwuchs alle Wege offen hält. Denn: &bdquo;Oeynhausen wird von den Höfen immer kleingliederig bleiben, da wird es niemals große Dimensionen geben", sagt Diekmann ab, der noch immer mit Herzblut bei der Sache ist. Und die Liebe zur Landwirtschaft, die vermittelt er gerne auch Schulklassen. &bdquo;Die können unseren Hof besichtigen", lädt er ein.

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