Bad Oeynhausen. Es wurde gefeiert, getanzt und geküsst. Es wurden noch einmal Freundschaften geschlossen. Bis in die frühen Sonntag Morgenstunden haben Hunderte Besucher die letzte Party im Amarillo gefeiert. Um kurz nach neun Uhr schloss Betreiber Björn Birkefeld dann die Türen. Für immer am Standort an der Leiter.
Doch erst einmal von vorne: Bereits um 20.30 Uhr stehen am Samstagabend Hunderte Besucher vor der Kultdiskothek. Bis zur Eidinghausener Straße. „Wahnsinn“, kann Björn Birkefeld seine Freude über den riesigen Ansturm gar nicht richtig in Worte fassen. „Das sind die Besucher, die uns jahrelang die Treue gehalten haben“, ist sich der 32-Jährige sicher.
Und tatsächlich. Larissa Höcker, Tamara Dörbaum und Nadine Backs sind die ersten drei Gäste, die pünktlich um 22 Uhr in den Partyschuppen gelassen werden. Bereits anderthalb Stunden stehen die Freundinnen vor dem Amarillo. In Eiseskälte. „Das ist es uns wert“, sagt Tamara Dörbaum. Die 31-Jährige gehörte zu den Stammgästen in den vergangen zehn Jahren. Mindestens einmal pro Woche feierte sie auf der Tanzfläche. Verbrachte dort lustige Abende, lernte neue Leute kennen. Besonders die familiäre Atmosphäre zog sie immer wieder an. „Jetzt bin ich bereit für eine Beziehung“, sagt Dörbaum mit einem Augenzwinkern.
Und tatsächlich. Inhaber Björn Birkefeld begrüßt die ersten Gäste am Eingang persönlich. Familiäre Stimmung kommt auf. Auch Mitarbeiter Milan Dudic steht bereit. Den 67-Jährigen kennt im Amarillo jeder Gast. Und Dudic kennt jeden. Küsschen rechts, Küsschen links. „Schön, dass du da bist“, begrüßt er die weiblichen Gäste. Vom ersten Tag an ist er dabei. Immer im Gepäck: Fliege, weißes Hemd und Anzug. „Das muss sein“, sagt Milan Dudic und begrüßt schon den nächsten Gast.
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Die sind etwas jünger. Dürfen erst seit zwei Jahren ins Amarillo gehen. Sind aber trotzdem riesige Fans. Marcel Fründ und Friederike Bens. Auch sie standen fast eine ganze Stunde vor der Diskothek an. Doch es hat sich gelohnt. „Die Stimmung ist jetzt schon super“, sagt der 20-jährige Fründ. Und auch Freundin Bens strahlt über das ganze Gesicht. „Das wird unser Abend“, ist sich die 18-Jährige sicher. Man merkt, das Amarillo hat Generationen geprägt.
Das mag auch an der Musikauswahl liegen. Denn hier kam jeder auf seine Kosten. DJ Diegro alias Dieter Groenewand legt seit 2006 in dem beliebten Club auf. Ein bis drei Mal pro Monat. Von Klassikern über Techno und Schlager bis hin zu den neuesten Chartliedern – die DJ’s um Groenewand sprechen mit ihrer Musikauswahl jeden Gast an. „Wir mussten uns immer auf das Publikum einlassen. Das hat Spaß gemacht“, sagt der 34-Jährige.
Unter den Feierlustigen steht auch Betreiber Birkefeld. Von Wehmut ist bei ihm noch nichts zu spüren. Einmal möchte der 32-Jährige noch Vollgas geben. Und ganz endgültig ist der Abschied dann ja auch nicht. „Wir machen weiter“, verkündet er im Gespräch mit der NW. „Nur eine passende Location muss noch gefunden werden“, sagt Birkefeld und legt dann selber als DJ ein aller letztes Mal im alten Standort auf. Einen besseren letzten Song hätte er nicht auswählen können. „Es ist Zeit zu gehen“ von Unheilig schallt es aus den Lautsprechern über die Tanzfläche.
Die drei Freundinnen Larissa Höcker, Tamara Dörbaum und Nadine Backs geben auf der Tanzfläche noch einmal alles. Hände werden in die Luft gerissen, der Abschied wird gefeiert. Das Lied endet und das Licht geht aus. Höcker, Dörbaum und Backs sind auch die letzten Drei, die ihre Stammdisco an diesem frühen Sonntagmorgen verlassen. Ein bewegender Abschied. Zum Glück aber nur ein Abschied auf Zeit. Denn die Party geht weiter.
