Autos, Pornos und teurer Schmuck: Was Lemgos Feuerwehrtaucher alles aus dem Wasser holen

Lemgo. Zigarettenautomaten, Tresore, Pornosammlungen: Die Taucherstaffel der Freiwilligen Feuerwehr Lemgo zieht immer wieder Gegenstände aus den örtlichen Gewässern, die dort eigentlich nicht reingehören. Stephan Helms ist Leiter der Gruppe und hat in seinen 46 Dienstjahren schon so einiges gesehen. &bdquo;Geldkassetten und Kleintresore aus Einbrüchen sind der Standard. Das finden wir immer wieder“, berichtet der Feuerwehrtaucher. Die liegen auch gerne mal an ungewöhnlichen Stellen. Ein 250 Kilogramm schwerer Geldschrank wurde zum Beispiel aus einem Baggersee in Lage geborgen – wie der Tresor dort hingekommen ist, bleibt für Helms rätselhaft. Denn ein so schweres Objekt über den Rostensteg eines Schwimmbaggers zu befördern, sei schon eine sportliche Leistung – durch die aber keine nachhaltige Wirkung erzielt wurde: &bdquo;Als der Bagger mal ein paar Tage stillgestanden hat, konnte man den von oben sehen.“ Sicht unter Wasser ist oft schlecht Ähnlich sei es auch bei den Tresoren gewesen, die im März am Walkenfeld in Lemgo gefunden wurden. &bdquo;Im Winter ist das Wasser oft klarer“, erläutert Helms. Denn dann befänden sich weniger Schwebstoffe im Wasser, welche die Sicht während der wärmeren Jahreszeiten trüben. &bdquo;Dann wird es auch für uns immer schwieriger, etwas zu sehen“, berichtet der Feuerwehrmann. Bei den meisten Einsätzen ist die Sicht so schlecht, dass sich die Taucher mit den Händen vortasten müssen. Bei manchen Einsätzen werden die Taucher über die Amtshilfe von der Polizei angefordert, um einen bestimmten Gegenstand zu bergen. Das kommt besonders dann vor, wenn die Tauchereinheiten der Polizei selbst ausgebucht sind. Laut Helms gibt es nur drei dieser Einheiten in Nordrhein-Westfalen. Der Schatz im Hasselbachsee Für die Polizei holte Helms mit seinen Kameraden auch mal einen echten Schatz aus dem Wasser: Diebe hatten mehrere Tresore entwendet und in einem Waldstück entsorgt. Als ein Verdächtiger gefasst wurde, führte er die Ermittler zum Hasselbachsee, wo er und seine Komplizen Schmuckstücke versenkt hatten, die sie für wertlos hielten. Das Geschmeide fand sich auf dem Grund in drei Metern Tiefe auf einer Decke aus versunkenem Laub liegend wieder. &bdquo;Wir mussten nur noch einsammeln“, erinnert sich Helms, der den Wert der Stücke auf etwa 20.000 bis 30.000 Euro schätzt. &bdquo;Dass wir gezielt für jemanden nach etwas suchen, ist an sich aber selten“, ordnet Helms ein. Häufiger seien Zufallsfunde, da die Taucher für Übungseinheiten ohnehin häufig in den lippischen Gewässern unterwegs sind. In der Nähe von Brücken werden seit Jahrzehnten immer wieder Fahrräder gefunden. Doch auch Zigarettenautomaten und sogar Autos werden von Zeit zu Zeit geborgen. Das Hauptaufgabengebiet der Feuerwehrtaucher ist allerdings die Suche nach im Wasser verschwundenen Personen, für die aber häufig nur wenig Hoffnung auf Rettung besteht. &bdquo;Wenn wir von Lemgo nach Lage oder woanders an einen Baggersee gefahren sind, ist für denjenigen die Zeit um“, berichtet Helms. In solchen Situationen sei der Eigenschutz für die Taucher ein wichtiges Gebot, um nicht das eigene Leben in Gefahr zu bringen. Personensuchen sind die Hauptaufgabe Zwar gebe es auch Fälle, die glücklich verlaufen, dabei handele es sich meist um Unfälle auf zugefrorenen Gewässern. &bdquo;Es ist meist so, dass wir gar nicht wissen, was passiert ist. Ob wir tauchen müssen oder als Schwimmretter in den Einsatz gehen“, so Helms weiter. Das entscheide sich in der Regel erst vor Ort. &bdquo;Wenn wir tauchen müssen, können wir eh keinen retten. Aber als Schwimmretter kann man schon auch Erfolg haben“, erläutert Helms. Etwa fünf bis acht Personensuchen führt die Taucherstaffel pro Jahr durch – im Kreis Lippe, aber auch darüber hinaus. In der Region gibt es vergleichbare Einheiten nur in Paderborn und Petershagen - deren Mitglieder wurden laut Helms zu einem großen Teil in Lemgo ausgebildet. Wer Feuerwehrtaucher werden möchte, benötigt eine Feuerwehrgrundausbildung und muss eine zweijährige Zusatzausbildung absolvieren. &bdquo;Das ist schon eine Menge, wenn man das alles nebenbei macht“, erläutert Helms. Denn auch der normale Feuerwehrdienst muss während dieser Zeit weiter geleistet werden. Nachwuchssorgen plagen die Taucherstaffel aber nicht. Gefährliche Relikte Zum Ausbilder geschult wurde Helms 1989 in Frankfurt am Main. &bdquo;Deshalb habe ich damals auch ein paar Tage Unterricht beim Kampfmittelräumdienst bekommen“, berichtet der Feuerwehrmann. Denn in Großstädten, die im Zweiten Weltkrieg bombardiert wurden, finden sich deutlich mehr gefährliche Relikte in den Gewässern, als es in Lippe der Fall ist. Besonders gefährlich sind sogenannte Eierhandgranaten, meist aus amerikanischer Produktion, deren Zünder nach Jahren im Wasser extrem empfindlich ist. &bdquo;Bei so etwas ist sogar der Kampfmittelräumdienst sehr, sehr vorsichtig“, berichtet Helms. Amerikanische Panzerfäuste und Granaten hat die Lemgoer Feuerwehr auch schon nach einem Wohnungsbrand unter dem Holzfußboden gefunden. Aber auch Kleinkaliber-Gewehre werden immer wieder ans Tageslicht befördert. An der Langenbrücker Mühle wurde vor einigen Jahren bei Bauarbeiten eine Gewehrgranate aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt. &bdquo;Das Ding hat 200 Meter Splitterwirkung und ist noch mordsgefährlich“, berichtet Helms. Skurriler Fund im Ententeich In den Försterteichen finden die Taucher bei ihren Übungen nur selten etwas Spannendes. Doch im Ententeich auf dem Lemgoer Wall machten die Feuerwehrleute vor wenigen Wochen eine besonders skurrile Entdeckung in einem versenkten Müllsack: &bdquo;Da war ein Kleintresor mit Sexspielzeug drin. Es lag aber noch eine Aktentasche dabei, mit Sprachzeugnissen von Flüchtlingen, die zur Universitätsreife reichen.“ Ob die Akten aus einem Diebstahl oder Einbruch stammen, kann Helms nicht sagen. Auf schlüpfriges Material stoßen die Taucher häufiger: &bdquo;Wir finden in letzter Zeit öfters Pornosammlungen. Ich frage mich, ob die Leute alle ins Kloster gegangen sind“, scherzt der Leiter der Taucherstaffel, der im kommenden Jahr seinen Abschied nehmen wird – mit 67 Jahren ist generell Schluss mit dem aktiven Dienst bei der Feuerwehr. Langweilig sei ihm in seinen über vier Jahrzehnten im Dienst nie gewesen.

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