Passantin brutal zugerichtet: Weshalb ein Lemgoer (41) nach 13 Jahren gefasst wurde

Lemgo/ Detmold. 41 Jahre ist der Mann alt, der sich kommende Woche wegen mehrerer sexueller Übergriffe vor dem Landgericht Detmold verantworten muss. Teils liegen Jahre und sogar Jahrzehnte zwischen den Vorwürfen. Ein Fall hat besonderes Aufsehen erregt: Im Jahr 2012 soll der Lemgoer eine junge Frau in Detmold am Birkendamm vom Fahrrad gestoßen und sie brutal zugerichtet haben. Lange blieb der Fall unaufgeklärt, bis der mutmaßliche Täter etwa zehn Jahre später erneut zugeschlagen haben soll – und ihn seine DNA überführte. Trotz der Schwere der Vorwürfe wird der Sitzungssaal am Montag ungewöhnlich leer bleiben. Das hat prozessuale Gründe. Die komplette Verhandlung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dieses Vorgehen sticht heraus, weil sich gewöhnlich nur nicht volljährige Angeklagte hinter verschlossenen Türen verantworten. Die Erklärung wirkt bei einem 41 Jahre alten Mann bizarr. Zumindest auf den ersten Blick. Denn bei dem Verfahren geht es teils um Jugendstrafrecht. Jugendstrafrecht für erwachsenen Täter aus Kreis Lippe Weil der Angeklagte zu einem der vorgeworfenen Tatzeiträume noch minderjährig gewesen sein könnte, werden alle drei angeklagten Taten nicht öffentlich verhandelt. Der älteste Vorwurf ist schon mehr als 20 Jahre her: Zwischen Ende 2001 und Anfang 2004 soll der Lemgoer seiner inzwischen 34-jährigen Schwägerin gegenüber sexuell übergriffig geworden sein. Es ist der älteste von drei mutmaßlichen Sexualdelikten, die ihm vorgeworfen werden. Auch wenn der konkrete Tatzeitpunkt nicht feststeht, kann das Gericht nicht ausschließen, dass der Angeklagte bei diesem ersten Tatvorwurf erst 17 Jahre alt war, erklärt Landgerichtssprecher Wolfram Wormuth. Deshalb werde die Öffentlichkeit komplett ausgeschlossen, andernfalls müsste die Kammer die Beweisaufnahme und Plädoyers zerstückeln und das Publikum immer wieder herausschicken. Das erschwere den Verfahrensablauf. Dabei spielt es nach Angaben des Gerichts keine Rolle, dass der angeklagte Mann bei den anderen beiden Vorwürfen bereits 28 Jahre oder später sogar in seinen Enddreißigern gewesen ist. Der Vorwurf, der das ganze Verfahren gegen den Lemgoer ins Rollen gebracht hatte, soll zwischen Januar 2021 und Januar 2022 passiert sein. Damals soll der Mann sich an seine inzwischen 14 Jahre alte Tochter gekuschelt haben, ihr das Unterhemd hochgeschoben und sie sexuell missbraucht haben. Den Übergriff zeigte die Mutter im September 2024 an, heißt es vom Gericht. Verurteilt: Oerlinghauser missbraucht eigene Tochter Mutter von missbrauchtem Kind erinnert an Fall Bei ihrer Aussage bei der Polizei soll die Mutter dann den Fall am Birkendamm ins Spiel gebracht haben. Der Übergriff auf ihre Tochter habe der Frau die Situation im August 2012 wieder in Gedächtnis gerufen, erklärt Wormuth weiter, die sie damals ganz anders bewertet hatte. &bdquo;Sie hat sich erinnert, dass er ihr zwei Wochen später gebeichtet hatte, jemanden vom Fahrrad gestoßen zu haben“, sagt der Landgerichtssprecher. &bdquo;Ihr Ehemann soll damals aber beteuert haben, dass nichts weiter passiert sei.“ Auch als später das Phantombild herumgegangen sei, habe die schwangere Frau ihrem Mann geglaubt. Die Polizei nahm die Angaben der Mutter vergangenen Sommer ernst und ermittelte weiter. Relativ schnell landeten die Polizeibeamten dann laut Gericht einen Treffer in der Datenbank, der zu dem beschriebenen Vorfall passte. Eine damals sichergestellte DNA-Probe brachte Gewissheit und entlarvte den jetzt angeklagten Lemgoer als dringend tatverdächtig. Er kam in Untersuchungshaft. Lesen Sie auch: Herforder wegen Kindesmissbrauch und Körperverletzung vor Gericht Angeklagter aus Lemgo schweigt bisher Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, an einem Sommerabend im Jahr 2012 gegen 22 Uhr eine damals 21 Jahre alte Fahrradfahrerin mehrfach auf dem Birkendamm mit seinem eigenen Rad gerammt und sie anschließend vom Fahrrad gestoßen haben. Der Lemgoer soll der jungen Frau dann ins Gesicht geschlagen und sie eine dortige Böschung heruntergestoßen haben, um sich an ihr in sexueller Absicht zu vergehen. Als die Zeugin versucht habe zu entkommen, habe er weiter auf sie eingeschlagen. Einzig weil ein Zeuge damals die Schreie und Hilferufe der jungen Frau vernahm und sich lautstark bemerkbar machte, soll der Lemgoer von seinem Opfer abgelassen haben und mit dem Fahrrad geflüchtet sein. Alle Fahndungsmaßnahmen der Polizei blieben damals erfolglos. Fast 13 Jahre später muss sich der Lemgoer nun vor dem Landgericht Detmold verantworten. Sein Verteidiger Remzi Yalcin aus Detmold wollte sich auf Anfrage zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten nicht äußern. Der Prozess wird am 17. Februar verhandelt. Die Verhandlung ist nicht öffentlich.

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