Diagnose FSME: Wie eine Dörentruperin fast ihr Leben durch einen Zeckenbiss verlor

Kreis Lippe. Ein kleiner Biss kann ein ganzes Leben verändern. Genau das hat Cornelia Bathe aus Dörentrup selbst erlebt. Drei Jahre ist es inzwischen her, dass die heute 59-Jährige in den heimischen Wäldern von einer Zecke gebissen wird und an der gefährlichen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erkrankt. Sie überlebt damals nur knapp – und kämpft sich Stück für Stück zurück ins Leben. Bis heute kann die Dörentruperin die Folgen nicht ganz abschütteln. Dennoch ist Cornelia Bathe froh und dankbar über den Weg, den sie bis hierhin zurückgelegt hat. &bdquo;Es ist noch etwas Luft nach oben, aber mir geht es schon viel besser“, sagt die Dörentruperin. Ihr Lebensmut dringt selbst durchs Telefon durch. Dabei war der Weg bis hierhin alles andere als einfach. Mehrere Wochen lag die heute 59-Jährige damals im künstlichen Koma, etwa vier Monate wurde Cornelia Bathe stationär im Klinikum Lippe behandelt und unterstützt. Angefangen hatte alles mit Kopfschmerzen etwa drei Monate nach dem eigentlichen Zeckenbiss im Frühjahr. Was dann folgte, hätte niemand so recht für möglich gehalten. Die Patientin musste wieder selbstständig atmen, sprechen und laufen lernen. Sie gilt noch heute als einer der sehr seltenen Fälle. Lottogewinn versus gefährlicher Zeckenbiss &bdquo;Entweder man hat einen 6er im Lotto oder eben solch einen Zeckenbiss – ich hatte leider den Zeckenbiss“, sagt Cornelia Bathe und muss lachen. Den Humor hat sie nicht verloren. Auch wenn es nach ihrer Einlieferung Ende August 2022 viele Momente gab, die kaum ertragbar waren. Das tückische Virus hatte in einer zweiten Symptom-Welle durch Entzündungen von Hirnhaut und Gehirn bis zu Ausfällen des Nervensystems und damit einhergehenden Lähmungen von Armen und Beinen geführt. Heute wirkt der Horror von damals weit weg. Dennoch gebe es zwischendurch auch Tage, da sehe es in ihr etwas düsterer aus, sagt Cornelia Bathe, aber diese Phasen gingen schnell wieder vorbei. &bdquo;Ich kämpfe jeden Tag“, sagt sie. &bdquo;Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können, darum sehe ich nach vorn.“ Wenn man sieht, wie weit sie es geschafft hat, wundert diese Sichtweise nicht. Beim letzten Gespräch mit dieser Redaktion im Sommer 2023 schien Cornelia Bathe auf dem Flur des Lemgoer Krankenhauses noch jeder einzelne Schritt am Rollator endlos viel Kraft zu kosten. Damals waren diese ersten wieder erlernten Schritte nach monatelangem Kampf ein enormer Erfolg für die Patientin, eine mindestens genauso anstrengende Etappe hat die Dörentruperin seitdem gemeinsam mit Ehemann Bernd Bathe wieder zurückgelegt, sagt sie heute. Dörentruperin kann sich zu Hause wieder frei bewegen Mit Erfolg. Heute könne sich Bathe ohne Hilfsmittel zu Hause fortbewegen, nur bei Spaziergängen draußen greife sie auf den Rollator zurück. Alleine aus dem Haus geht die Dörentruperin aber nicht, dafür sei sie noch zu unsicher auf den Beinen. Sich zu bücken und dann wieder hochzukommen, falle ihr ebenfalls schwer. &bdquo;Für mich ist es schon eine große Selbstständigkeit, dass ich inzwischen wieder alleine ins Bett gehen, mich duschen und anziehen kann.“ Sich diese Normalität zurückzuholen, sei ein langer Weg gewesen. &bdquo;Es hat ewig gedauert, bis ich mir selbst den Wasserkocher befüllen und den fertigen Tee von A nach B schleppen konnte“, sagt Bathe. &bdquo;Für viele ist das ganz selbstverständlich, mich hat es viel Kraft gekostet, das wieder zu erlernen.“ Genau deshalb ist Cornelia Bathe froh über die kleinen Dinge im Alltag, die sie inzwischen wieder ganz alleine hinbekommt. Zeit zum Ausruhen sei eh nicht, sagt die Dörentruperin. Auch drei Jahre nach dem gefährlichen Zeckenbiss bekommt die ehemalige FSME-Patientin zweimal wöchentlich Physio- sowie Ergotherapie. Sie müsse dranbleiben, weiter an sich arbeiten, das hätten die Ärzte gesagt, die Bathe von Anfang an auf dem Weg begleiteten. &bdquo;Es könnte gut sein, dass es wieder schlimmer wird, wenn ich aufhören würde.“ Das riskieren will niemand. Bleibende Schäden durch Zeckenbiss am Kleinhirn Auf MRT-Bildern hätte man im vergangenen Jahr festgestellt, dass die Viren bleibende Schäden am Kleinhirn verursacht haben. &bdquo;Deswegen kann ich den linken Arm wahrscheinlich nicht so gut bewegen.“ Außerdem falle der 59-Jährigen immer noch das Sehen schwer, weil die Bilder sich vor ihren Augen doppelten und nicht zusammenspielten. Selbst Auto zu fahren, sei daher bisher tabu. Der Biss des kleinen Wesens beeinflusst ihr Leben also nachhaltig. Ihr gesamtes familiäres Umfeld habe sich daher gegen FSME impfen lassen, sagt Bathe – selbst Prof. Dr. Christoph Redecker, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Klinikum Lippe in Lemgo, nahm den außergewöhnlichen Fall damals zum Anlass, um sich ebenfalls den Impfschutz gegen die von Zecken übertragbare Krankheit zu holen. Cornelia Bathe selbst wurde von der Gefahr in den heimischen Wäldern überrascht. &bdquo;Ich habe mir über so etwas damals gar keine Gedanken gemacht“, sagt sie. Jetzt bestimmt der Zeckenbiss weiterhin ihr Leben. Doch unterkriegen lässt sich die Dörentruperin davon nicht.

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