Handball-Bundesliga

TBV Lemgo Lippe trauert um ehemaligen Handball-Nationalspieler

Neun Jahre lang zählte Jörg Krewinkel zu den Anführern beim lippischen Handball-Bundesligisten. Nach seiner Sportlaufbahn machte er in der Schweiz Karriere in der Lichtbranche.

Sein letztes Spiel in der Lipperlandhalle bestritt Jörg Krewinkel (links) am 4. Juni 2006 an der Seite von Sigurdur Sveinsson und Cord Manhenke zu Ehren von Volker Zerbe. | © Jörg Hagemann

03.11.2024 | 03.11.2024, 14:29

Lemgo. Das ist eine Nachricht, die viele der langjährigen Fans des TBV Lemgo Lippe traurig macht. Jörg Krewinkel ist tot. Der ehemalige Rückraumspieler wurde nur 60 Jahre alt.

Über den TuS Wellinghofen und Regionalligist VfL Eintracht Hagen war der gebürtige Dortmunder im Alter von 20 Jahren ins Lipperland gewechselt, wo er zwischen 1985 und 1994 eine Schlüsselrolle beim TBV bekleidete. Er war sozusagen ein Vorvorgänger von Tim Suton oder Lukas Hutecek.

1989/1990 bester TBV-Torschütze

Eine seiner besten Saisons spielte Krewinkel 1989/1990, als er mit 146/38 Toren in 30 Spielen vereinsintern bester Lemgoer Torschütze war. Die Play-Off-Spiele, in denen der TBV sensationell Spitzenreiter TuSEM Essen ausschaltete und im Halbfinale dem späteren Meister TV Großwallstadt erst in der Verlängerung unterlag, zählten zu den schönsten Erlebnissen des Leaders. Mit 251 Einsätzen steht er auf Rang zwölf der dienstältesten Lemgoer Bundesligaspieler.

In den neun Jahren beim TBV Lemgo hatte Jörg Krewinkel die Rolle als Führungsspielers inne. - © Jörg Hagemann
In den neun Jahren beim TBV Lemgo hatte Jörg Krewinkel die Rolle als Führungsspielers inne. | © Jörg Hagemann

Im Januar 1989 berief ihn Bundestrainer Petre Ivanescu beim Ostseepokal in Osterode gegen die Sowjetunion (20:26) erstmals in die Nationalmannschaft. Auch unter Nachfolger Horst Bredemeier zählte Krewinkel in der Folge weiter zum A-Team des DHB, das seinerzeit in die C-Kategorie abgestiegen war.

Im Dezember 1985 stemmte sich Jörg Krewinkel zusammen mit Jürgen "Eddy" Franke (rechts) vergeblich gegen die 7:20-Niederlage in der Essener Grugahalle. - © Jörg Hagemann
Im Dezember 1985 stemmte sich Jörg Krewinkel zusammen mit Jürgen "Eddy" Franke (rechts) vergeblich gegen die 7:20-Niederlage in der Essener Grugahalle. | © Jörg Hagemann

Ein historisches Länderspiel erlebte Jörg Krewinkel am 7. Februar 1990 in der Berliner Deutschlandhalle gegen die DDR (17:22), denn im Hintergrund wurde der Zusammenschluss der beiden deutschen Handballverbände vereinbart. Seine internationale Karriere endete im Dezember 1990 mit seinem 17. Länderspieleinsatz auf Island in Reykjavik, wohin es ihn aus einem besonderen Grund häufig zurückzog. Die innige Freundschaft zum einstigen Lemgoer Bundesligatorschützenkönig Sigurdur Sveinsson, den er noch wenige Wochen vor seinem Tod besuchte, hielt weit über die Handballkarriere hinaus.

Silberne Vereinsehrennadel des TBV

Als der TBV 1994 mit Daniel Stephan eines der verheißungsvollsten deutschen Talente verpflichtete, endete nach neun Jahren Krewinkels Lemgoer Zeit. TBV-Vizepräsident Paul-Gerhard Reimann zeichnete ihn beim 26:18 über den TV Niederwürzbach mit der silbernen Vereinsehrennadel aus, da Krewinkel „einen wesentlichen Beitrag geleistet hat, dass der TBV 1994 zu den Spitzenmannschaften in der Bundesliga gehört“. Doch „Krehe“ ging im Groll, zeigte sich öffentlich enttäuscht von Trainer Lajos Mocsai.

Während der TBV mit dem DHB-Pokalsieg 1995 und den Europapokaltriumph 1996 erste Titel einheimste, spielte Krewinkel von 1994 bis 1997 noch drei Jahre lang 2. Liga bei der TSG Bielefeld und feilte parallel an seiner beruflichen Karriere. In zehn Jahren als Lichtdesigner für Zumtobel Staff in Lemgo entwickelte er eine Leidenschaft für stilvolle Beleuchtung und wechselte ins Zumtobel-Hauptquartier in die Schweiz. 2002 machte er sich selbstständig und brachte mit seinem Unternehmen Lichtkompetenz in Zürich 22 Jahre lang hochkarätige Projekte in der ganzen Welt zum Leuchten.

Jörg Krewinkel als CEO seines Unternehmens Lichtkompetenz. - © Lichtkompetenz
Jörg Krewinkel als CEO seines Unternehmens Lichtkompetenz. | © Lichtkompetenz

Letztmalig in der Lipperlandhalle griff Jörg Krewinkel 2006 beim Abschiedsspiel von Volker Zerbe an den Ball. Nun ist der plötzliche Abschied endgültig. Traurig und irgendwie charakteristisch: Wie einst auf dem Spielfeld ist Jörg Krewinkel vorangegangen.