Oerlinghausens Probleme mit dem Schulbusverkehr

Schüler drängen sich in überfüllten Bussen

Eltern halten die Situation für untragbar. Sie hoffen, dass die Busunternehmen reagieren und sich die Lage nach den Herbstferien entspannt.

Mirjam und Jakob Dreher, Daniel und Anita Regehr (v. l.) haben schon oft erlebt, dass die Busse an der Haltestelle Adolf-Sültemeier-Straße in der Südstadt zu voll sind. Sie hoffen, dass sich die Situation entspannt. | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
18.10.2024 | 18.10.2024, 08:23

Oerlinghausen. Freitagmittag, 13 Uhr. Heinz-Sielmann-Schule (HSS) und Niklas-Luhmann-Gymnasium (NLG) haben zeitgleich Unterrichtsschluss. An der Bushaltestelle Schulzentrum knubbelt es sich. Schülerinnen und Schüler drängen in die nach und nach eintreffenden Busse der Linien 932, 34, 39, 931 und 769. Die Sitzplätze sind schnell besetzt, die Gänge voll. Immer wieder kommt es, insbesondere am Morgen, vor, dass Schüler stehengelassen werden, dass Busse zu spät kommen und damit auch die Kinder und Jugendlichen zum Unterricht. Das könne so nicht weitergehen, finden Eltern: Sie dringen darauf, dass eine Lösung gefunden wird.

Mirjam und Jakob Dreher, Daniel und Anita Regehr stehen mit ihren Kindern morgens um kurz nach 7 Uhr an der Haltestelle Ecke Adolf-Sültemeier-Straße. „Oft sind die Busse hier schon voll“, berichtet Daniel Regehr und weiß, dass andere Eltern ihre Kinder deshalb zur Haltestelle Segelflugplatz bringen, damit sie sicher sein können, dass es noch einen Platz gibt. Manchmal, bestätigt Jakob Dreher, seien die Busse so überfüllt, dass die Türen erst nach mehrmaligen Versuchen geschlossen werden können. Das sei auch aus Sicherheitsgründen nicht vertretbar, sagen die Eltern. Die Situation habe sich seit dem Beginn dieses Schuljahres verschärft.

„Es kommt auf die Linie an“, sagt Christian Landerbarthold. Der HSS-Leiter hat sich die Situation an den Haltestellen angeschaut und hält sie für „teilweise grenzwertig“. Es könne nicht sein, dass Busse ständig ausfallen und Schüler stehengelassen würden. Gerade für Fünftklässler sei das unzumutbar. Die Bedenken seien an den Schulträger und die BVO weitergegeben worden. Landerbarthold weiß, dass sich die Schülerzahlen stark erhöht haben, dass es zu wenige Busfahrer gibt, dass die Lage noch schwieriger wird, wenn die wenigen Fahrer krankheitsbedingt ausfallen.

Dass Linien deshalb ausfallen, könne dennoch nicht sein. Es müsse optimiert werden. Die Lösung könnten aus seiner Sicht größere Busse sein. Zumindest auf den Strecken, die nicht durch die schmale Straße der Innenstadt führen. „Der ÖPNV muss so gestaltet werden, dass die Fahrzeiten angepasst werden“, fordert Landerbarthold.

Auch Katrin Tebben, Leiterin des NLG, bestätigt, dass Schülerinnen und Schüler wegen überfüllter Busse nicht mitgenommen werden konnten. Mobiel habe Beobachter geschickt. Die Empfehlung lautete, auf andere Linien auszuweichen, auch mal einen Bus zu nehmen, der etwas früher fährt. Ihr Eindruck: „Es scheint etwas besser geworden zu sein.“

Solche Probleme habe es auch schon im vergangenen Jahr gegeben, sagt Ulrike Petersen. „Gerade zu den Stoßzeiten waren die Busse viel zu voll“, weiß die Leiterin der Helpuper Grundschule. Mittlerweile gebe es einen zweiten Bus, einen sogenannten Verstärkerbus. „Da ist relativ schnell reagiert worden“, lobt Petersen. Auch mittags fahren zwei Busse der Linie 932 und halten am Schulzentrum Oerlinghausen.

„Wir können keinen zweiten Bus aus dem Ärmel schütteln“

Beim Grundschulverbund Oerlinghausen sind reine Schulbusse im Einsatz. „Das ist unser großer Vorteil“, bestätigt Leiter Markus Landerbarthold. Sicherlich bestehe mit der Tunnelsperrung und anderen Baustellen momentan eine besondere Situation, so dass es auch hier zu Verschiebungen kommen könne. Hier sei aber ein Ende absehbar. Derzeit werde darüber beraten, einzelne Haltestellen zu verlegen, um mehr Großzügigkeit zu schaffen. Nach den Herbstferien, das kündigt Markus Landerbarthold an, werden alle Kinder des Grundschulverbundes eine Busschule durchlaufen, um sie für das Verhalten zu sensibilisieren. Bei 16 Klassen sei das zwar ein enormer Aufwand, aber einer, der sich lohne.

Die Familien Dreher und Regehr, deren Kinder weiterführende Schulen, vor allem in Bielefeld, besuchen, bemängeln neben den zu vollen Bussen, dass die Ticketkontrolle fehlt und dass viele Angebote in der Mobiel-App unrealistisch seien. So werde dort unter anderem auf die Limo verwiesen. Die aber fahre nicht, wenn es gleichzeitig eine Busverbindung gebe.

Daniel Regehr hat sich schriftlich an Mobiel gewandt. Die Antwort: Für die Strecke nach Bielefeld gebe es aktuell keine alternative Fahrt. Schülerinnen und Schüler, die von der Südstadt zu den Oerlinghauser Schulen fahren, sollten bevorzugt die Linie 39 nutzen. „Dadurch sollte sich die Situation entspannen“, heißt es. Mobiel verspricht, an verschiedenen Tagen mit Service-Teams vor Ort zu sein, „um die Lage zu begutachten und gegebenenfalls weitere Maßnahmen einzuleiten“.

Um Verständnis wird geworben, „dass wir kurzfristig keinen zweiten Bus oder Gelenkbus aus dem Ärmel schütteln können, gerade in der Morgenspitze haben wir bereits 100 Prozent unserer Fahrzeuge auf Strecke“. Die Eltern hoffen dennoch, dass sich die Situation nach den Herbstferien langfristig entspannt.