Bad Salzuflen. Gegenüber vom Tierheim an der Ziegelstraße bauen die Stadtwerke ein Heizkraft- und ein Umspannwerk, die beide 2026 fertiggestellt werden sollen. Nun fürchtet die Einrichtung im Zuge der Arbeiten um ihre Existenz. Die Stadtwerke beruhigen.
„Wir sind sehr enttäuscht, dass wir erst so kurzfristig über die Bauarbeiten informiert worden sind“, sagt Stefan Quirini, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bad Salzuflen-Lemgo, der das Tierheim unterhält. Erst am 14. August habe ein Stadtwerke-Mitarbeiter beim Tierheim geklingelt und mitgeteilt, dass die Arbeiten wenige Tage später starten.
Im Zuge derer fallen auch die gut 20 Parkplätze auf der gegenüberliegenden Seite des Tierheims weg, die bisher genutzt werden konnten. Zwar bleiben etwa 20 Plätze auf der Seite des Tierheims, aber die reichten nicht aus. Menschen, die Spenden bringen, Besucher, Mitarbeiter, Gassigeher – im Laufe des Tages komme da viel zusammen.
Rangiermöglichkeiten am Tierheim eingeschränkt
Zwar ist rings um das Tierheim Platz, allerdings handelt es sich um geschützte Naturgebiete. Dort könnten sehr wahrscheinlich keine neuen Parkplätze angelegt werden, mal ganz abgesehen von den Kosten.
Ein weiteres großes Problem ist die direkte Zufahrt durch das Haupttor, durch das beispielsweise größere Futtermengen mit einem Transporter geliefert werden. Denn der Zaun, der das Grundstück, auf dem nun die Stadtwerke bauen, umgibt, soll dauerhaft näher an die Straße gesetzt werden.
Damit würden die Rangiermöglichkeiten so eingeschränkt, dass einige Autos nicht mehr in das Tor biegen können, fürchtet Quirini. Ohnehin sei die gesamte Verkehrssituation in der Ziegelstraße schon jetzt angespannt; Tierheimbesucher und durchfahrende Radler kämen sich öfters ins Gehege, berichtet Dr. Wolfgang Holtmann, Tierarzt und Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins. „Jetzt kommen erst Baufahrzeuge, später dann Wagen der Stadtwerke hinzu“, sagt er. Da entstehe eine brenzlige Verkehrssituation.

Tierheim-Mitarbeiter fühlen sich allein gelassen
Nicht zuletzt ist es der Lärm der Arbeiten und die Geräuschkulisse der entstehenden Stadtwerke-Gebäude, die Melanie Vogt, Leiterin des Hundehauses, Sorgen bereiten. Klar sei ja, dass sich die Stadtwerke an alle geltenden Regeln und Auflagen halten, aber leider falle das Tierheim hinten rüber. „Wir fühlen uns allein gelassen“, sagt Vogt.
Stefan Quirini verweist auf die angespannte finanzielle Lage. Man sei froh, die Anlage nach und nach in Schuss zu bringen, doch für größere Baumaßnahmen wie das Versetzen von Einfahrten, Zäunen und Parkplätzen fehle schlicht das Geld – auch für das Aufstellen von Lärmschutzwänden. Quirini: „Im Zweifelsfall müssen wir hier den Schlüssel umdrehen und sagen, das war’s. Für uns ist das existenzbedrohend.“
Und was sagen die Stadtwerke? „Die Belange des Tierheims sind uns wichtig. Wir sind definitiv gesprächsbereit“, betont Sprecher Johannes Dittmar. Man habe mittlerweile Kontakt aufgenommen.

Stadtwerke will Lösungen finden
Warum das Tierheim so spät informiert wurde? „Wir haben die Maßnahme aufgrund der großen Dimension bereits über diverse Kanäle angekündigt. Allerdings konnten wir erst nach der Baugenehmigung und Ausschreibung mit Details nach außen treten“, erklärt Dittmar.
In Bezug auf den zu versetzenden Zaun sagt er: „Wir prüfen mit der Baufirma und dem Tierheim, wie wir für beide Seiten einen Kompromiss finden.“ Zu den weiteren vom Tierheim genannten Problemen betont er: „Wir prüfen sämtliche Möglichkeiten und sind optimistisch, dass wir Lösungen finden.“ Eine erhöhte Unfallgefahr durch die Baumaßnahme entstehe übrigens nicht.
Stefan Quirini hofft, dass es zu einer gemeinsamen Ortsbegehung kommt, um die Lage zu besprechen. „Das wäre im Sinne einer guten Nachbarschaft wichtig.“