Flut im Haus und Heirat: Dieses Salzufler Paar fährt emotional Achterbahn

Bad Salzuflen. &bdquo;Wie viele Menschen uns in dieser schweren Zeit geholfen haben, auch fremde, das ist so toll und geradezu unglaublich.“ Max König (29) stockt bei dem Satz die Stimme, das Gefühl der Dankbarkeit ist überwältigend. Und seine emotionale Reise geht an diesem Freitag weiter. Dann will er seine langjährige Freundin Nathalie Witt (31) auf Gut Steinbeck in Wüsten standesamtlich heiraten. Es soll der schönste Tag ihres Lebens werden – fast direkt im Anschluss an viele schlimme Stunden. Das ist passiert: Sonntagmorgen, 0.45 Uhr, die Löschgruppe Wüsten der Freiwilligen Feuerwehr Bad Salzuflen wird zu einem Starkregeneinsatz im Dorf gerufen. Mit dabei sind auch Nathalie Witt und Max König, die beide Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr sind. Der 29-Jährige befreit mit weiteren Kameraden unter anderem die Kirchheider Straße von massivem Schlamm, der über die Felder vom Langenberg heruntergespült worden war. Seine Verlobte schenkt derweil warme Getränke im Gerätehaus für die stark geforderten Helfer aus. &bdquo;Auf die Straße ergossen sich Sturzfluten“ Gegen 3 Uhr in der Früh prasselt erneut Starkregen nieder. &bdquo;Auf die Straße ergossen sich Sturzfluten“, erinnert sich Max König. Dann erhielt er den Hinweis, dass auch sein eigenes Heim von Hochwasser betroffen sei. Das junge Paar hatte vor rund zwei Jahren ein Wohnhaus mit Geschäft, dem ehemaligen &bdquo;Blumenkörbchen“, an der unteren Kirchheider Straße gekauft und seitdem umgebaut und saniert. &bdquo;Alles in Eigenleistung“, sagt die 31-Jährige. Doch in der Nacht zu Sonntag müssen die beiden mit ansehen, wie ihr Lebenstraum buchstäblich absäuft. Hinter ihrem Haus, in dem sie seit Weihnachten im ersten Stock wohnen, bildete sich ein See, der vorher nicht da war. &bdquo;Das Wasser rauschte förmlich in unseren Keller und stieg rasend schnell bis unter die Decke“, so Nathalie Witt. &bdquo;Als Feuerwehrmann weiß man in dem Fall ja genau, was passiert“, sagt Max König. Doch das nun in seinem eigenen Haus mit anzusehen, war eine surreale Situation für ihn. Betondecke bricht Schnell stand zudem fest, dass die Kellerdecke gebrochen war. Die Hausherren hatten kurz zuvor 6,5 Tonnen Holzpellets gekauft und im Keller eingelagert. Das Fatale: Die Pellets sogen sich mit dem Hochwasser voll, breiteten sich aus und drückten mit ihrer Masse die Betondecke nach oben, bis diese brach. Dann hieß es erst mal &bdquo;alle Leute wegen Einsturzgefahr raus“, erzählt Max König. Ein Fachberater vom THW wurde angefordert, um die Situation einzuschätzen. Er gab ebenso eine Teilentwarnung wie später ein Statiker und ein Bauunternehmer. &bdquo;Das Haus kann wahrscheinlich so stehen bleiben, die Decke können wir austauschen“, sagt der 29-Jährige. Schadenshöhe unbekannt Binnen zwei Tagen gelang es mit zahlreichen freiwilligen Helfern, die verschlammten Kellerräume zu leeren. Der Müll, unter anderem die 6,5 Tonnen Pellets, füllte vier große Mulden. Bereits am Montag wurde die Elektrik im Schaltkasten im Keller erneuert, so dass mehrere Bautrockner ihr Werk aufnehmen konnten. Doch auch am Donnerstagnachmittag stand noch extrem feuchte Luft in den Räumen. Wie groß ist der Schaden insgesamt? Max König zuckt mit den Schultern: &bdquo;Keine Ahnung. Wenn ich jetzt eine Zahl sage, kann ich nur daneben liegen.“ Und jetzt kommt eine weitere Schicksalskomponente ins Spiel: &bdquo;Wir hatten zwar bereits ein Angebot für eine Elementarversicherung für unser Haus vorliegen, haben sie aber noch nicht abgeschlossen, weil wir noch abwarten wollten, ob wir wieder einen Mieter für die Geschäftsräume im Erdgeschoss finden“, sagt Max König. Mit anderen Worten: Der kapitale Wasserschaden ist nicht versichert. &bdquo;Unglaubliche Hilfsbereitschaft“ Das wiederum rief die Kameraden von der Löschgruppe auf den Plan, die mit Zustimmung der beiden Geschädigten eine Spendensammlung über eine Online-Plattform starteten. Hier hatten bis Donnerstagabend mehr als 630 Einzelspender zusammen rund 37.000 Euro eingezahlt. &bdquo;Das ist Wahnsinn und eine unglaubliche Hilfsbereitschaft. Wir könnten die Sanierungskosten niemals aus Eigenmitteln stemmen“, sagt Max König. Nathalie Witt erzählt: &bdquo;In den vergangenen Tagen kamen Menschen mit Umschlägen bei uns vorbei, die wir gar nicht kannten.“ Dadurch, dass das Paar in der Feuerwehr und auch anderswo gut vernetzt ist, hatte sich sein Schicksal in Wüsten und Umgebung schnell herumgesprochen. &bdquo;Auf dem Dorf halten die Menschen offenbar noch echt zusammen“, freut sich die 31-Jährige. Keine Party, aber eine Heirat Am Donnerstagabend stand das Paar noch mit Gummistiefeln und &bdquo;Hochwasser-Montur“ in ihrem arg gebeutelten Heim. An diesem Freitag geht es in gänzlich anderem Outfit zur standesamtlichen Trauung auf Gut Steinbeck. &bdquo;Wir hatten auch eine Gartenparty geplant. Die muss leider ausfallen, aber die Hochzeit findet statt. Trotz allem“, sagt der Bräutigam. Und seine Braut lächelt ihn dazu an. Hinter und vor Nathalie Witt und Max König liegen unvergessliche Tage. Wer die beiden ebenfalls unterstützen möchte, kann eine Mail an spende@feuerwehrbadsalzuflen.de schreiben. &bdquo;Wir melden uns dann mit weiteren Informationen zurück“, sagt Feuerwehr-Pressesprecher Daniel Hobein.

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