Weltfrauentag: Diese Salzufler Frauen haben kleine und große Spuren hinterlassen

Bad Salzuflen. Rund 200 aufwendige Porträts hat die Bielefelder Künstlerin Angelika Schneider-von Maydell, die gut 50 Jahre in Berlin gelebt und gewirkt hat, seit 2017 gefertigt – 81 von ihnen sind noch bis Mitte April in der hiesigen Wandelhalle zu sehen. &bdquo;Sheroes - Ikonen des zivilen Ungehorsams“ heißt die Ausstellung, die sich aus &bdquo;She“ für &bdquo;Sie“ und &bdquo;Heroes“ für &bdquo;Helden“ zusammensetzt. Und der Name ist Programm: Denn die Frauen, die gezeigt werden, haben &bdquo;etwas im Leben gezeigt, was bemerkenswert und vorbildhaft war“, erklärt die Künstlerin, die am heutigen &bdquo;Internationalen Frauentag“ auch selbst in der Wandelhalle zugegen sein wird. Lesen Sie auch: Weltfrauentag: Eine schmerzhafte Erinnerung, dass noch viel getan werden muss Von Revolutionärin Rosa Luxemburg über NS-Widerstandskämpferin Sophie Scholl bis hin zur Umweltaktivistin Greta Thunberg ist die Auswahl an Bildern bunt gemischt – mit einer Gemeinsamkeit: Allesamt sind es Frauen, &bdquo;die mit nichts als Standhaftigkeit und zivilem Ungehorsam mutig gegen Ausbeutung und Unterdrückung, Gewalt und organisierte Kriminalität für eine bessere Welt kämpfen“, heißt es im Ankündigungstext. Zwei Wochen pro Porträt Teils in Acryl, teils in aufwendiger Schabetechnik sind die Bilder, die Schneider-von Maydell von Vorlagen übernimmt, entstanden. Eigens für die Ausstellung in Bad Salzuflen hat sie sich aber noch eine Ergänzung überlegt und in Absprache mit dem Stadtarchiv acht weitere Frauen porträtiert, die nun in der Stadtbücherei ausgestellt sind. Es sind Salzuflerinnen, die sich entweder freigearbeitet haben oder aber vor Ort etwas in ihrem sozialen Umfeld, für die Stadt oder für andere Frauen geleistet haben und damit erwähnenswert sind. &bdquo;Das ist natürlich kein Vergleich zu einer Rosa Luxemburg oder einer Sophie Scholl“, ist die Künstlerin ehrlich. Daher habe sie die acht Salzufler Porträts auch bewusst von ihren eigentlichen &bdquo;Sheroes“ abgegrenzt – und ihnen einen silbernen statt einen goldenen Hintergrund verpasst. Aber wer sind die porträtierten Salzuflerinnen? Ein Überblick. Margarete Ruge 1946 zog mit Margarethe Ruge (1875-1965) die erste Frau in den Salzufler Stadtrat ein. &bdquo;Sie war für mich von den Salzuflerinnen am beeindruckendsten“, sagt Schneider-von Maydell. &bdquo;Wie sie da in den 1950er-Jahren in einem Tross von Männern sitzt – das finde ich sehr bemerkenswert.“ Ruge war CDU-Mitglied und wurde im heutigen Leopoldshöhe geboren, ihr Mann war Arzt. 1941 zog sie, inzwischen verwitwet, von Hannover in die Kurstadt. Ab der ersten Kommunalwahl im Jahr 1946 bis 1952 war sie Ratsfrau, 1958 zog sie nach Hannover. In ihrer Zeit in der Salzufler Politik engagierte sie sich vor allem im &bdquo;Flüchtlings- und Wohnungsausschuss“. Denn besonders das Problem der Wohnungsnot war damals groß. Pauline Hilburg Pauline Hilburg (1850-1944) trat 1872 dem Diakonissenhaus Sarepta in Bielefeld-Bethel bei und arbeitete dort zunächst in der Nähstube, der Krankenpflege und als Kindergärtnerin, hat Stadtarchivarin Sonja Beinlich recherchiert. Im Mai 1890 wurde sie in die 1875 gegründete Kinderheilanstalt Bethesda nach Salzuflen versetzt. Unter ihrer jahrzehntelangen Leitung expandierte das Haus stetig: So wurde 1903 das Knabenhaus errichtet, 1909 das Jugendheim und 1913 das neue Mädchenhaus. 1921 übergab sie die Leitung an Lina Rahlenbeck. Johanne Hoffmann Johanne Hoffmann (1870-1931) heiratete 1891 ihren Cousin Leberecht Hoffmann, der die &bdquo;Hoffmann’s Stärkefabriken“ um die Jahrhundertwende herum leitete, und bekam mit ihm sechs Kinder. Hoffmann saß jahrelang im Vorstand der Kinderheilanstalt Bethesda und engagierte sich laut Beinlich im &bdquo;Vaterländischen Frauenverein“, ab 1899 als Vorsitzende. Der Verein sammelte Spenden, unterstützte aber auch soziale Einrichtungen. In sogenannten Nähstunden wurde unter anderem Kleidung für die Kinderheilanstalt, das Krankenhaus oder die Kleinkinderschule beschafft oder hergestellt. Im Februar 1917 wurde auf Initiative des Vereins eine Säuglings- und Kleinkinderfürsorgestelle im Hoffmann-Stift eingerichtet – in wöchentlichen Sprechstunden führten Johanne Hoffmann, ihre Schwägerin Frieda Edeling und ein Arzt pro Jahr rund 2.000 Mütterberatungen durch. Friederike Edeling Friederike (Frieda) Edeling (1861-1937) war die Schwägerin von Johanne Hoffmann. Sie heiratete den Berufsoffizier Carl Edeling und verließ mit ihm zunächst Bad Salzuflen, die beiden bekamen zwei Kinder. Nach dem Tod ihres Mannes kehrte sie 1895 nach Salzuflen zurück und begann sich ehrenamtlich zu engagieren – über Jahrzehnte unter anderem im Hoffmann-Stift. Besonders intensiv kümmerte sich Edeling um Frauen der Arbeiterschaft, indem sie die firmeneigene Näh- und Flickschule betreute. Zudem war sie in der Säugling- und Kinderfürsorge sowie in der Altenpflege tätig. Mia Hunecke Maria Hunecke (1906-1993), die alle nur als &bdquo;Mia“ kannten, unternahm nach dem Tod ihres Mannes Theodor 1955 die Leitung des Modegeschäftes &bdquo;Th. Hunecke“ am Schliepsteiner Tor und machte es bald zum Modezentrum für Bad Salzuflen und Umgebung. Zudem brachte sich Hunecke laut Sonja Beinlich ins soziale Leben der Stadt ein. Sie soll eine Respektsperson, aber auch eine &bdquo;herzensgute Frau“ gewesen sein, erinnert sich ihr Neffe. So beschäftigte sie ihre Verkäuferinnen langfristig und ließ ihnen auch mal etwas zukommen, wenn das Geschäft erfolgreich war. Zudem soll sie großzügig gewesen sein und viel gespendet haben. Im Ambiente von &bdquo;Th. Huneke“ ist heute das Modegeschäft &bdquo;Freistil“ zu finden. Janina Klassen Janina Klassen wurde 1953 in Bad Salzuflen geboren. Sie studierte Musikwissenschaft, Germanistik, Philosophie und Italienisch und war zunächst freiberuflich als Autorin, Dramaturgin und Herausgeberin tätig. 1999 wurde Klassen Professorin für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik in Freiburg. 2009 schrieb sie eine Biografie über Clara Schumann, 2019 erhielt sie den Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau mit Pianistin Ragna Schirmer. Sie publizierte Beiträge zu Musik, Musikkonzepten, -Sprachtheorie und Genderfragen. Ute Frevert Die Historikerin wurde 1954 in Schötmar geboren. Sie studierte Geschichte und Sozialwissenschaften und forscht zu Neueren, Neuesten, Sozial-, Geschlechtergeschichte. Seit 2008 ist sie Direktorin des Forschungsbereichs &bdquo;Geschichte der Gefühle“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Seit 2023 ist sie Präsidentin der &bdquo;Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland“. Leonie Baumann Die Diplompädagogin, Kuratorin und Autorin wurde 1954 in der Kurstadt geboren. Seit 1985 arbeitet sie in verschiedenen kulturellen Bereichen in Berlin. Von 1991 bis 2011 war Baumann Geschäftsführerin der &bdquo;Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst“ sowie bis 2021 Rektorin der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Zudem war sie Vorsitzende in unterschiedlichen Kulturorganisationen. Seit 2022 ist sie Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds. Treffen und Workshop mit der Künstlerin Die Ausstellung &bdquo;Sheroes“ ist im Zuge der Reihe &bdquo;SalzuflerFrauenPower“ von Volkshochschule und Gleichstellungsstelle in die Kurstadt geholt worden. Sie läuft noch bis 15. April in der Wandelhalle und ist täglich zu den Öffnungszeiten von 9 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. Ab 1. April kostet der Eintritt in den Kurpark 4 Euro. Die Porträts der acht Salzuflerinnen sind in der Stadtbücherei an der Osterstraße zu den Öffnungszeiten zu sehen. Die Bielefelder Künstlerin Angelika Schneider-von Maydell steht am heutigen &bdquo;Internationalen Frauentag“ ab 14 Uhr in der Wandelhalle für Gespräche bereit. Zudem bietet sie Samstag und Sonntag, 16. und 17. März, einen Mal- und Zeichenworkshop an. Dabei darf jede Frau egal ob Jung oder Alt eigene Porträts anfertigen, die Materialien werden gestellt. Der Kursus läuft am Samstag von 13 bis 16 und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr in der Volkshochschule an der Hermannstraße 32. Der Eintritt ist frei.

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