Lippische Experten geben Tipps: Wann sich eine Wärmepumpe lohnt

Kreis Lippe. Öl, Gas, Strom, Holz, Fernwärme: Die Auswahl an Energieträgern ist derzeit groß. Insbesondere, da seit Beginn des Jahres das Gebäudeenergie-Gesetz (GEG) in der Welt ist - nach bekanntermaßen längerem Hin und Her. Dazu steigende Gaspreise und die CO2-Abgabe. Manch ein Hausbesitzer fragt sich, ob der Umstieg von Öl oder Gas auf eine Wärmepumpe - zumindest zusätzlich - sinnvoll ist, gilt die doch automatisch als klimafreundlich. Doch ganz so einfach ist das nicht. Es gibt einiges zu beachten. Temperatur Die sei bei Wärmepumpen wichtig, betont Matthias Ansbach, Energieberater der Verbraucherzentrale in Detmold. Die sogenannte Vorlauftemperatur ist die Temperatur des Heizwassers, das in die Heizkörper oder die Fußbodenheizung fließt. Und je höher die sein soll, desto mehr Energie muss aufgewendet werden, zumindest von einer Wärmepumpe. &bdquo;Wichtig ist, dass die Vorlauftemperatur niedrig ist, also am besten unter 50 Grad Celsius.“ Bei Fußbodenheizungen seien es 35 Grad Celsius. Von der Vorlauftemperatur hänge schlussendlich der Stromverbrauch der Wärmepumpe ab, ergänzt Anna Lisa Davidovic, Sprecherin der Stadtwerke Bad Salzuflen. Heizkörper Eine Fußbodenheizung hat also eine geringere Systemtemperatur, &bdquo;weshalb sie bei jedem Heizungssystem, aber gerade bei der Wärmepumpe von Vorteil ist“, wie Ansbach erklärt. Die sei aber nicht zwingend notwendig. Wer in seinem Haus keine Fußbodenheizung hat und nachträglich auch keine einbauen lassen will, könne auch alte Heizkörper gegen neue austauschen. Dämmung Was der Energieberater als noch viel wichtiger ansehe, sei das Thema Dämmung. Auch hierdurch lasse sich die Systemtemperatur senken, denn: Ist das Haus gut gedämmt, seien die verbauten Heizkörper überdimensioniert - und die Temperatur könne gesenkt werden. Generell sehe er die Dämmung als Schlüssel, denn: &bdquo;Wenn ich nichts verbrauche, ist es fast egal, was ich als Energie nutze.“ Verbrauch Laut Anna Lisa Davidovic, Sprecherin der Stadtwerke Bad Salzuflen, verbraucht eine Wärmepumpe (als alleinige Heizung) beispielsweise für ein Einfamilienhaus mit vierköpfiger Familie bei einer Fußbodenheizung inklusive Warmwasserbereitung im Jahr durchschnittlich etwa 6.000 Kilowattstunden (kWh) Strom. &bdquo;Sind noch Heizkörper verbaut, wird eine deutlich höhere Vorlauftemperatur benötigt. Das schmälert die Effizienz der Wärmepumpe. Man liegt dann bei einem Strombedarf von rund 8.000 kWh.“ Zum Vergleich: In einem Neubau mit aktuellen Dämmstandards reichten hingegen etwa 4.000 kWh Strom für den Wärmepumpenbetrieb samt Warmwasserbereitung aus. Stromtarif &bdquo;Das Heizen mit Strom ist nur dann günstiger, wenn die Wärmepumpe effizient läuft und eventuell von einer Photovoltaikanlage unterstützt wird“, sagt Ansbach. Während Erdgas pro kWh zwischen 10 und 14 Cent liegt in Lippe, kostet Strom etwa 30 bis 39 Cent. Die meisten Versorger bieten einen gesonderten, etwas günstigeren Wärmepumpen-Tarif an, etwa vier bis neun Cent unter dem Normalpreis - je nach Tarif und Anbieter. Das liege, erklärt Michael Wippermann, Geschäftsführer der Stadtwerke Lage, daran, &bdquo; dass die Wärmepumpe als steuerbare Last ein besonders niedriges Netznutzungsentgelt hat“. Aber: &bdquo;Die Wärmepumpe muss einen eigenen Zähler haben, um den besseren Preis zu bekommen.“ Sperrzeit und Deckelung Für den Wärmepumpen-Tarif gibt es eine Bedingung: &bdquo;Dass innerhalb der Sperrzeiten für die Wärmepumpe kein Strom entnommen werden kann“, erklärt Maren Staczan, Pressesprecherin der Stadtwerke Lemgo. Die Sperrzeiten sollen demnach eine Überlastung des Stromnetzes verhindern, der Versorger kann sie festlegen. Dirk Middendorf, Geschäftsführer der Blomberger Versorgungsbetriebe (BVB), berichtet von einem neuen System: Der Anbieter soll die Leistung der Wärmepumpe drosseln können. So soll - wie mit den Sperrzeiten - eine Überlastung des Netzes verhindert werden. &bdquo;Dabei wird eine Mindestleistung der Wärmepumpe von 4,2 Kilowatt gewährleistet. Das gilt auch für Wallboxen oder Klimaanlagen.“ Und dafür gibt es dann einen Rabatt auf den Strompreis. Krux an der Sache: Es bräuchte ein Steuerelement, das es noch nicht gibt, sagt Middendorf. Hybride Systeme &bdquo;Oftmals werden bei älteren Gebäuden kombinierte Systeme verbaut, sogenannte Hybridsysteme“, erklärt Energieberater Ansbach. &bdquo;Wärmepumpe für die Grundbeheizung und Warmwasser, Spitzenlast über Gas.“ Doch Dirk Middendorf gibt zu bedenken, dass dann zwei Heizungen bezahlt würden - ohne Zusicherung, ob diese Wärmepumpe im Alleinbetrieb auch in ein paar Jahren noch ausreiche. Keine Pflicht zum sofortigen Heizungstausch Nach dem Gebäudeenergie-Gesetz (GEG) muss die Heizung zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden. Gilt für Neubauten sofort, für Bestandsgebäude gibt es &bdquo;großzügige Übergangsfristen“ bis 2028. Doch was, wenn das gas- oder ölgespeiste Stück im Keller den Geist aufgibt? Eine Reparatur ist erlaubt, sofern möglich. Es besteht keine Pflicht zum sofortigen Tausch von Gas- oder Ölkessel. Wärmepumpen gelten automatisch als klimafreundlich, da sie Energie aus der Umgebungsluft nutzen. Selbst, wenn der Strom, mit dem sie betrieben werden, gar nicht &bdquo;grün“ ist, erklärt BVB-Geschäftsführer Dirk Middendorf. Weitere Alternativen seien Fernwärme oder eine Pelletheizung - wobei der Rohstoff Holz endlich ist. Die Empfehlung, welche Heizungsanlage es im Ernstfall werden soll, liege an den Voraussetzungen des Hauses, betont Energieberater Matthias Ansbach: &bdquo;Vielleicht bereits teilweise energetisch saniert, eine Photovoltaik oder ähnliches vorhanden et cetera.“ Das müsse ganz individuell betrachtet werden, ergänzt Dirk Middendorf.

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