
Oerlinghausen. Ein scheinbarer Widerspruch: Die Oerlinghauser Schützengesellschaft (OSG) hat eine rekordverdächtige Zahl neuer Mitglieder aufgenommen, dennoch sind einige Altersgruppen nur schwach vertreten. „Wir brauchen dringend Nachwuchs“, sagte der Vorsitzende Christian Landerbarthold bei der Generalversammlung im Kastanienkrug. Jetzt wurde eine Strategie entwickelt, um junge Leute zu gewinnen.
Lücken
„Mit dem Nachwuchs haben es die Schützen sicher etwas schwerer als andere Vereine“, sagte Landerbarthold. Dies treffe auf den gesamten Schützenkreis Bielefeld zu, wie er bei einer Zusammenkunft der Vorsitzenden erfahren hatte. „In Oerlinghausen stellen wir fest, dass wir zum Teil sehr große Lücken haben, vor allem in der Altersgruppe 35 plus.“ Es gehe letztlich um den Fortbestand der OSG, denn langfristig müssten auch wieder Führungspositionen besetzt werden. Landerbarthold rief die anwesenden 100 Mitglieder bei der Generalversammlung dazu auf, auch selbst junge Leute anzusprechen und für die Schützen zu gewinnen.
Konzept
Das Problem ist nicht neu. Bereits im Jahr 2010 wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit der Frage der Jugendarbeit beschäftigt. Sie richtet zum Beispiel während der Oerlinghauser Ferienspiele eine „Schützenolympiade“ mit anschließendem Zeltlager aus. Darüber hinaus hatten Jan Gnaß und Niklas Kramer die Aufgabe erhalten, eine Strategie zu entwickeln, um Jüngere an die Gesellschaft zu binden. Bei der Versammlung stellten sie ihr Konzept vor, das sich vor allem auf die Altersgruppe der 13- bis 18-Jährigen bezieht. „Es ist die Zeit zwischen den Kinder- und den Erwachsenenschützen“, erläuterte Gnaß. Geplant sind zum Beispiel Kegelabende, Ausflüge und eventuell ein eigenes Schützenfest speziell für Jugendliche. Sie sollen auf jeden Fall mitreden können, welche Angebote verwirklicht werden.
Bogensport
Seit acht Jahren bietet die OSG auch Bogensport an. Abteilungsleiter Frank Becker berichtete von zahlreichen Erfolgen bei der Kreis- und der Bezirksmeisterschaft. Zum Beispiel konnten junge Bogenschützen beim Wettbewerb um den Kreispokal drei erste Plätze erreichen. Der Vorsitzende Landerbarthold wertete dies als positives Zeichen. „Die Abteilung ist ein tolles Aushängeschild für unsere Gesellschaft“, sagte er. „Sie zieht vor allem Jugendliche an.“
Klassisches Schießen
Beim klassischen Schießen mit Luft- und Kleinkalibergewehr hingegen sehe es anders aus, meinte der Abteilungsleiter Udo Heidsiek. „Die Beteiligung könnte besser sein.“ Erste Plätze bei der Vereinsmeisterschaft der Sportschützen belegten Joy Kralmann, Sabine Gnaß, Gottfried Noschmann, Uwe Friedrich, Kerstin Irrgang, Sebastian Gnaß, Frank Dawitz, Timo Schilling und Hans-Joachim Müller.
Mitgliederzahl
Im Laufe des vergangenen Jahres hat die OSG 87 neue Mitglieder gewonnen. „So viele Neueintritte gab es noch nie“, meinte Geschäftsführer Markus Landerbarthold. „Aber wir sind auch noch nie so alt gewesen.“ Das Durchschnittsalter beträgt 44,6 Jahre. Die Mitgliederzahl erhöhte sich auf 1.079. Der Anstieg bei den Frauen betrug zwölf Prozent und fiel damit stärker aus als bei den Männern, die nur einen Zuwachs von drei Prozent erreichten.
Rückblick
In seinem Jahresbericht erinnerte der Vorsitzende Christian Landerbarthold an die Höhepunkte wie die Après-Ski-Party („der Steinbült bebte“), das Schützenfest (mit „Kaiserwetter“ und guter Beteiligung trotz der Ferienzeit) und die 30-jährige Patenschaft mit der Bundeswehrkompanie 5/212 in Augustdorf. 2023 sei sehr zufriedenstellend verlaufen. „Bei allen Veranstaltungen herrschte eine gute Atmosphäre, es gab keine unangenehmen Vorkommnisse und finanziell haben wir das Jahr mit einem ganz hervorragenden Ergebnis abgeschlossen.“

Schuldenfrei
Anhand der Bilanzzahlen belegte der scheidende Zahlmeister Christian Koch die Einschätzung zur finanziellen Situation. Seine positive Botschaft lautete: „Wir haben solide gewirtschaftet und konnten das Darlehen für den Neubau der Schützenhalle schon vorzeitig ablösen. Wir sind jetzt schuldenfrei.“ Nach zwölf Jahren zog sich Koch auf eigenen Wunsch von der Aufgabe des Kassenwarts zurück. Der Vorsitzende dankte ihm mit den Worten, er habe „auch in den schwierigsten Zeiten das Geld immer zusammengehalten.“ Zum neuen Zahlmeister wurde einstimmig Ralf Seibt gewählt.
Wahlen
Bei den erforderlichen Wahlen zum erweiterten Vorstand wurden die Offiziere Felix Baehr, Frank Becker, Sebastian Gnaß, Robin Grote, Udo Grothklags, Christian Koch, Lutz Krüger, Thomas Salitter und Tilman Schmandt gewählt. Mit dem Erreichen der Altersgrenze schied Dietmar Gnaß aus und wechselte in die Ehrenabteilung.
Frauen
Der stellvertretende Vorsitzende der Schützengesellschaft, Patrick Bockwinkel, teilte mit, dass die Arbeitsgruppe Mitgliederstruktur Vorschläge für Satzungsänderungen erarbeitet hat. Damit werden die weiblichen Mitglieder dieselben Rechte erhalten wie die männlichen Schützen. Bei einer außerordentlichen Generalversammlung soll in der zweiten Jahreshälfte darüber diskutiert werden.
Bundeswehr
In einem Grußwort dankte Bürgermeister (und OSG-Mitglied) Dirk Becker für die Pflege der Kontakte mit der Bundeswehr. „Ihr seid eine echte Stütze der Patenschaft mit Bundeswehrkompanie. Es sind echte Freundschaften entstanden“, sagte er. „Ich bin stolz auf euch.“