Rechter Influencer: Tintruper Haus bleibt Tim Kellners "Männer-WG"

Blomberg. Die Stadt Blomberg verzichtet auf ihr Vorkaufsrecht für Tim Kellners Haus im Tintruper Vogtweg 6. Das hat die Verwaltung jetzt dem rechten Influencer geschrieben. Dieser hatte gemeinsam mit anderen Männern das Haus gekauft, um es als Clubhaus für den Motorradclub Brothers Guard (BGMC) zu nutzen. Die Stadt hatte sich selbst das Haus sichern wollen, aber jetzt zurückgezogen. &bdquo;Wir haben diese Entscheidung nach intensiver Prüfung getroffen“, sagt Bürgermeister Christoph Dolle. Aber: &bdquo;Wir beobachten weiterhin die Entwicklungen und die Veranstaltungen dort und prüfen, welche weiteren Möglichkeiten die Stadt hat, um den Bedürfnissen der Anwohner Rechnung zu tragen“, betont Dolle. Nachdem ihm der Kreis Lippe die Nutzung als Clubhaus verboten hatte, hatte Tim Kellner sein Club-Transparent an der Fassade abgehängt und das nächste Clubtreffen kurzerhand zu einer privaten Geburtstagsfeier umdeklariert. Hunderte Gäste in Tintrup Allerdings liegen dem Blomberger Bündnis Hinweise darauf vor, dass weder die Veranstaltung Mitte September noch die am 4. Oktober nach der Gerichtsverhandlung gegen den Influencer vor dem Amtsgericht tatsächlich einen privaten Charakter hatten. Wie berichtet, hatte Tim Kellner die Teilnehmer der flankierenden Kundgebung auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz neben dem Gerichtsgebäude ausdrücklich eingeladen, mit ihm nach Tintrup zu kommen, und Hunderte folgten der Einladung. Dazu schreibt das Blomberger Bündnis: "Einmal mehr entstand der Eindruck, dass die Zuständigkeiten zwischen Ordnungsamt und Polizei vorher nicht eindeutig geklärt wurden. Über Stunden konnten Autos der geschätzt 300 Besucher in den schmalen Straßen des Ortes und mitten auf Gehwegen parken. Die Menschen versammelten sich zeitweise zu Dutzenden auf der Straße, ohne dass dies als unangemeldete Versammlung im öffentlichen Raum geahndet wurde." Zwar seien die außen sichtbaren Schilder des Clubhauses nach der Nutzungsuntersagung entfernt worden. "Jedem Besucher war aber sofort ersichtlich, Gast im Clubhaus des BGMC zu sein. An den Wänden hing vielfach der Schriftzug des Motorradclubs, und die Menschen drängten sich zwischen im Haus abgestellten Motorrädern zur Bier- und zur Essensausgabe. Hier wie auch am großen Merchandising-Stand bedienten die Clubmitglieder in ihren Kutten die Gäste." Da stelle sich auch die Frage nach dem Brandschutz. Blomberger Bündnis fordert Schutz "Zum Leidwesen und großen Ärgernis" besonders der direkten Anwohner sei von einer dauerhaften und sichtbaren Polizeipräsenz nichts zu bemerken gewesen. "Anwohner mussten selbst dafür sorgen, dass ihre Einfahrten frei bleiben und zeigten sich in großer Sorge, wer hier alles gerade in ihr Dorf einfällt. In benachbarten Vorgärten wurde wild uriniert", schreibt das Bündnis in einer Presseerklärung. "Anstatt dass Demokratiefeinde und gewaltaffine Rechtsextremisten zum wiederholten Male und vollkommen ungehindert ihre Treffen abhalten können, haben die Menschen in Tintrup endlich einen sichtbaren und wirksamen Schutz verdient." Das beziehen die Mitglieder des Blomberger Bündnisses nicht nur auf die Veranstaltung am 4. Oktober: "Zwischen den offenen Abenden, die alle 14 Tage stattfinden, sind dort ausschließlich Clubtätigkeiten zu beobachten. Es treffen sich dort selten in der Woche, meist am Wochenende, Menschen, die zum BGMC gehören. Das Haus wird also entgegen der Nutzungsuntersagung weiterhin als Clubhaus genutzt." Dazu sagt Verwaltungsvorstand Dr. Ute Röder vom Kreis, die auch zuständig für die Bauaufsicht ist: "Wir beobachten die Vorgänge dort sehr aufmerksam und gehen Hinweisen auf mögliche Verstöße nach." Am kommenden Wochenende dürfte es wieder voll in und um Tintrup werden: Tim Kellner wird am Samstag 50 Jahre und hat über Youtube Jedermann eingeladen. Das wird auch die Polizei im Blick behalten: "Wir wollen auf keinen Fall, dass sich in Tintrup irgendjemand bedrängt oder bedroht fühlt", sagt eine Polizeisprecherin. "Wir werden auf jeden Fall erneut das Ordnungsamt unterstützen und eingreifen, wenn es nötig wird."

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