Polizei ermittelt: Rocker sollen Ordnungsamtsmitarbeiter in Tintrup eingekesselt haben

Blomberg-Tintrup. Es scheinen bedrohliche Szenen gewesen zu sein, die sich Samstagabend am Rande eines Rockertreffs in Tintrup abgespielt haben. "Mehrere Dutzend Teilnehmer einer privaten Veranstaltung" sollen gegen 19.40 Uhr Ordnungsamtsmitarbeiter vor dem neuen Vereinsheim des Motorradclubs eingekesselt und an der Arbeit gehindert haben. Das bestätigt die Polizei am Sonntag auf Anfrage. Die Beamten und Beamtinnen leiteten daraufhin einige Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Nötigung ein. Weil gegen 22 Uhr mindestens eine Bengalfackel angezündet worden sei, prüft die Polizei außerdem den Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Zu gewaltsamen Ausschreitungen soll es bei den Einsätzen nicht gekommen sein. Beide Vorfälle hätte die Polizei vor Ort "kommunikativ lösen können", heißt es aus der Polizei-Pressestelle. Im Vorfeld hatte der rechte Influencer Tim Kellner "herzlich" zu sich "nach Hause in die Männer-WG" und damit in das 320-Seelen-Dorf Tintrup eingeladen. Nach Angaben der Stadtverwaltung sollen etwa 60 bis 100 Menschen seinem Aufruf gefolgt sein. Bei der Ankunft am Clubhaus des Motorradclubs "Brothers Guard" habe ein Großteil der Besucher falsch geparkt und dadurch insbesondere in den Nebenstraßen für das kleine Dorf wichtige Rettungswege versperrt, berichtet Blombergs Bürgermeister Christoph Dolle auf Anfrage. Aus diesem Grund habe das Ordnungsamt der Stadt Blomberg zahlreiche Ordnungswidrigkeiten festgestellt und Knöllchen verteilen müssen. Die fünf Ordnungskräfte seien daraufhin im Auto von einer "großen Traube" aus anwesenden Besuchern eingekesselt und an der Weiterfahrt gehindert worden. "Die Kollegen fühlten sich angesichts der Masse ziemlich bedroht", sagt Blombergs Bürgermeister, der sich den Vorfall im Nachgang schildern ließ und selbst eine Stunde zuvor noch vor Ort gewesen sei. Polizei muss Ordnungsamt zur Hilfe kommen Die Situation habe sich erst entspannt, als mehrere angeforderte Polizeiwagen zur Unterstützung am Clubhaus angekommen seien und die Beamten deeskalierend in die Szenerie einschritten. Ob der Vorfall nun Konsequenzen für das im Dorf äußerst umstrittene Vereinsheim hat? "Wir müssen erst einmal prüfen, wie die Situation rechtlich aussieht. So stellen wir uns natürlich keine Zusammenarbeit mit einem Veranstalter vor", sagt Christoph Dolle. Generell gebe es auch eine Form der Veranstalterhaftung. "Was da in Tintrup passiert ist, beunruhigt mich sehr." Auch das sich gegen Rechts formierende Blomberger Bündnis beobachtet den Vorfall rund um Tim Kellners Clubhaus besorgt. "Wenn Pyrotechnik [...] auf öffentlichen Straßen und inmitten eines Wohngebietes abgebrannt wird, werden Grenzen abermals deutlich überschritten", heißt es in einer Presseerklärung. Einige Anwohnerinnen und Anwohner hatten sich von der entzündeten Fackel offenbar bedroht gefühlt, weshalb am späten Abend erneut die Polizei gerufen wurde. Dass Mitarbeitende des Ordnungsamtes zuvor eingekesselt worden seien und ihre Arbeit nur durch die Polizei unterstützt nachgehen könnten, stehe dazu auf "alarmierende Weise für das Aggressions- und Gewaltpotenzial" von den durch den rechten Influencer initiierten Treffen. Stadt und Polizei müssten auf die "Eskalationsspirale" entschieden reagieren, fordert das Bündnis. Außerdem müsse man die Menschen in Tintrup vor dieser "immer aggressiver auftretenden Gruppe" wirksam schützen. Tim Kellner äußerte sich als Veranstalter auf Nachfrage der Redaktion nicht zu den Vorfällen. Die Ermittlungen laufen gegen die am Vorfall beteiligten Besucher. Lesen Sie auch Rechter Rocker im Blomberger Rat: "Ihr habt in mir einen echten Gegner"

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