
Oerlinghausen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat viel verändert. Besonders auf dem Energiesektor mussten die Versorger umdenken. Alternativen zum Gas mussten her. Eine Möglichkeit ist die Versorgung der Haushalte mit Fernwärme, bei der die Bergstadt recht gut aufgestellt ist. Das war eine der Aussagen von Michael Makosch, Vertriebsleiter bei den örtlichen Stadtwerken.
Er war auf Einladung der SPD ins Begegnungszentrum der Arbeiterwohlfahrt nach Lipperreihe gekommen. Das Interesse der Bürger ist groß, der Saal des Begegnungszentrums war gut gefüllt. War Makosch für den fachlichen Teil zuständig, informierten Peter Heepmann, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, und Peter Jong, Vorsitzender der SPD, über die Möglichkeiten, die die Politik hat.
Makosch zählte zunächst die Vorteile der Fernwärme auf: Es würden keine Schornsteinfegergebühren anfallen, die Anlage hätte lediglich geringe Wartungskosten, sollte eine Störung auftreten, sei die Störungshotline 24 Stunden erreichbar. Als weiteres Argument führte er an, dass bei der Nutzung von Fernwärme mehr Platz im Keller wäre, weil kein Bedarf an einer eigenen Heizungsanlage bestehe. Die Nutzer brauchen nur eine Fernwärmestation – und die sei in etwa so groß wie ein Spülkasten, sagte Makosch und beantwortete damit eine Frage aus dem Publikum.
Er ging auch auf die Kosten ein. Für eine Fernwärmestation müssten 8.000 Euro veranschlagt werden, für den Haushaltsanschluss kämen noch 6.000 Euro hinzu, wobei die allerdings auch vom Installateur und den Gegebenheiten abhängig seien. Am Ende der Veranstaltung gab Peter Jong zu bedenken, dass bei der Nutzung von Fernwärme die Preise von den Stadtwerken diktiert würden.
Schnell wurde deutlich, dass die Zuhörer sich konkrete Aussagen von Makosch erwarten. Diese jedoch konnte der Vertriebsleiter nicht liefern. „Es wäre nicht seriös, wenn ich heute verkünden würde, dass bestimmte Straßen oder ganze Bereiche von Lipperreihe in den nächsten zehn Jahren an die Fernwärme angeschlossen werden, wenn es noch keine Entscheidungsgrundlage gibt. Wir würden auch gern planen, aber aus Berlin kommt nichts“, sagte er.
Die Nachfrage beeinflusst das Angebot
Darüber äußerten einige Zuhörer ihren Unmut. „Das ist dann für uns doch gar nicht mehr nutzbar“, kritisierte ein Teilnehmer.
Makosch hielt dagegen. „Wir brauchen konkrete Zahlen über den Bedarf“, sagte er. Dann könnten die Stadtwerke auch reagieren. Im Internet gebe es auf der Seite sw-oe.de/verfuegbarkeit-fw die Möglichkeit online abzufragen, ob Fernwärme für das eigene Haus möglich sei. Und man könne dort auch sein Interesse bekunden. Die aktuelle Zahl der Rückmeldungen/Interessenten sei, Stand Mai, 143 Haushalte. Makosch warb dafür, das Interesse schriftlich zu bekunden, denn eine hohe Nachfrage hätte auch Einfluss auf das Angebot.
Kritisiert wurde, dass viele Hauseigentümer nicht so gern online gingen. Aus dem Publikum kam der Vorschlag, die Lipperreiher Haushalte anzuschreiben. „Wir haben etwa 100 Haushalte angeschrieben und bekamen nur wenige Rückläufer“, sagte Makosch, versprach aber, diesen Punkt innerhalb der Stadtwerke noch einmal anzusprechen. Aber: „Je mehr Daten wir haben, desto leichter ist die Umsetzung.“