Deutsche Bahn will Bad Salzuflen nicht gefährden

Bad Salzuflen. Nicht vieles war neu, was am Mittwochabend in der Sondersitzung des Stadtrates zur ICE-Strecke Bielefeld-Hannover von Bahnvertretern präsentiert worden ist. Und so manche Folie, die Projektleiter Carsten-Alexander Müller und Bahn-Sprecher Volker Vorwerk per Beamer auf eine Leinwand warfen, war für die gut 300 Gäste wegen starken Abendsonnen-Einfalls durch die XXL-Fenster der Konzerthalle nur schwer zu erkennen. Aber zwei Aussagen bleiben besonders haften. Quellenschutz ist bedeutend Sollte es sich durch im wahrsten Sinn des Wortes tiefergehende Untersuchungen herausstellen, dass für einen möglichen Tunnel durch den Obernberg ein Risiko für die Salzufler (und Bad Oeynhausener) Quellen entsteht, wird der nicht gebohrt. Wörtlich sagte Vorwerk: &bdquo;Wir werden nicht in Kauf nehmen, dass Bad Salzuflen und Bad Oeynhausen keine Kurorte mehr sein können.“ Um in dem Punkt auf Nummer sicher zu gehen, sei jetzt auch ein auf Hydrogeologie spezialisiertes Gutachterbüro Teil des Planungsteams für die Trasse, ergänzte Projektleiter Müller. Der neue Fahrplan der Bahn Eine zweite neue Aussage betraf die Veröffentlichung von konkreten Linien, die laut Bürgermeister Dirk Tolkemitt eigentlich für die Sitzung des OWL-Regionalrates am vergangenen Montag erwartet worden war (wir berichteten). Müller stellte die Präsentation von Trassen jetzt für &bdquo;nach Ostern“ in Aussicht. Später sprach er von &bdquo;Mai“. Die &bdquo;beste Möglichkeit“, also die von den Planern favorisierte Linie, soll laut Müller bis Ende des Jahres feststehen. Bis zu einem Beschluss des Bundestags über die Variante, die Baurecht erhalten soll, werden noch zwei bis drei Jahre ins Land gehen, so die Einschätzung des Bahn-Vertreters. Beitrag zur Verkehrswende Breiten Raum in der Präsentation der Bahn nahm die Frage ein, warum die rund 110 Kilometer lange Strecke zwischen Bielefeld und Hannover erneuert werden soll. Sie sei 175 Jahre alt und nicht überall für hohes ICE-Tempo geeignet, hieß es. Bei dem Projekt insgesamt gehe es darum, einen Beitrag zur Verkehrswende zu leisten, so Bahn-Sprecher Vorwerk. Berechnungen hätten ergeben, dass durch eine neue Bahnstrecke über ihre gesamte Lebenszeit rund 40.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart werden könnten. Ende 2020 habe die Bahn den Auftrag vom Bundesverkehrsministerium erhalten, zwei neue Gleise zwischen Bielefeld und Hannover zu bauen und die ICE-Fahrtzeit von aktuell 48 auf 31 Minuten zu verkürzen. Dies vor allem auch deshalb, um die für den neuen Deutschlandtakt notwendige Fahrtzeit von 54 Minuten zwischen Hamm und Hannover zu erreichen, so Vorwerk. Mehr Güter auf die Schiene Müller betonte, dass eine neue, leistungsstärkere ICE-Verbindung viele Vorteile im gesamten Bahnverkehr bringe. So würden die Schienen- und Beförderungskapazitäten deutlich erhöht, was gerade auch dem Nahverkehr nutze – wie beispielsweise dem S-Bahn-Konzept für OWL. Dazu könnten schlagartig mehr Güter auf die Schiene verlagert werden. Die Transportleistung der Bahn für alle Güter in Deutschland bezifferte Müller auf 18 Prozent. &bdquo;Unser Ziel ist, dies auf 25 Prozent zu steigern.“ Auch könnte es sich mit mehr Bahnkapazitäten und damit mit Reisenden und Gütern auf der Schiene lohnen, alte Strecken zu reaktivieren und wieder ans Netz anzubinden. Auf der Bestandsstrecke seien zudem neue Haltestellen denkbar. Mit oder ohne Klagemöglichkeit Ratsfrau Monika Prüßner-Claus wollte nach dem rund 40-minütigen Vortrag der Bahn-Vertreter wissen, ob für die Genehmigung der Strecke bestimmend das Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz (MgvG) zur Anwendung komme, wonach nur der Bundestag am Ende über das Projekt beschließt und von Bürgern, Initiativen, aber auch Kommunen bis hin zum Land keine Einwände geltend gemacht werden können. Bahn-Sprecher Müller antwortete, dass dies noch nicht endgültig feststehe. Weiterhin möglich sei auch ein Planfeststellungsverfahren mit Klagemöglichkeiten. Die Entscheidung, welches Instrument für das Projekt angewendet werde, treffe zu seinem späteren Zeitpunkt das Eisenbahn-Bundesamt mit dem Verkehrsministerium.

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