
Oerlinghausen/Leopoldshöhe. Weihnachtszeit ist immer auch Krippenzeit. Ein Brauch, der bis ins frühe Christentum zurückgeht. Schon damals haben Menschen die Geburt Christi durch dreidimensionale Modellbauten bildlich dargestellt. Anfangs beschränkten sich die Szenen auf das Jesuskind, den Esel und den Ochsen. Seit dem Mittelalter sind weitere Figuren wie Maria, Josef und die drei Weisen hinzugekommen. Längst ist die Darstellung um viele weitere Details erweitert worden. Jeder Krippe hat ihren eigenen Charme. Ein Blick in zwei große Oerlinghauser Kirchen zeigt, wie unterschiedlich gefertigt und gestaltet Krippen aussehen können.
In der evangelisch-reformierten Alexanderkirche stehen, wenn dort nicht gerade größere Veranstaltungen stattfinden, erstmals zwei Krippen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Bereits vertraut sind den Kirchgängern die Ostheimer Krippenfiguren. Sie haben ihren festen Platz unter dem großen Weihnachtsbaum gefunden.
Einige Krippenfiguren gehen auch auf Tour in die Kitas
Angeschafft worden sind sie vor vielen Jahren, weil sich die Jungen und Mädchen im Kindergarten eine richtig schöne Weihnachtskrippe wünschten. Die Entscheidung für die Ostheimer Figuren, die in der Waldorf-Tradition stehen, fiel, weil diese Figuren für Kinder schnell zu erfassen und anschaulich sind. Pfarrerin Susanne Tono nimmt einige der Figuren immer wieder einmal mit in den Kindergarten, wenn sie dort die Weihnachtsgeschichte erzählt.
Eine gänzlich andere Krippenversion hat der neue Pfarrer Uwe Sundermann von seiner vorherigen Wirkungsstätte in Schieder mit in die Bergstadt gebracht. Bereits im Jahr 1999 verwandelte Sundermann seine Pfarrküche in ein Kreativstudio, um dort Krippenfiguren aus stabilen Papprollen, Bierdeckeln, farbigem Kartonpapier, verschiedenen Stoffresten sowie Hölzern von Eis am Stiel für einen Adventsgottesdienst mit Kindern zu basteln. „Die Krippenfiguren entstanden Stück für Stück“, erzählt Sundermann von kontinuierlichen Prozess. „Der Engel kam erst etliche Jahre später hinzu – ebenfalls für einen Gottesdienst mit Kindern.“
In der Adventszeit im Jahr 2000 hätten einige Familie nach den Figuren gefragt, erinnert sich der Pfarrer. Also holte er sie vom Dachboden und stellte sie seither Jahr für Jahr auf. Sundermann verweist auf einen Vorteil: „Sei können schnell zur Seite gestellt werden, wenn Platz benötigt wird.“ Etwa für das Krippenspiel, eine Trauerfeier in der Kirche oder für einen Konzertauftritt. Weil das Wesentliche bei den Pappfiguren der künstlerische Aspekt ist, einigte sich Uwe Sundermann mit der Schiederaner Gemeinde, sie an die neue Wirkungsstätte mitzunehmen. „Hier in Oerlinghausen hat sie vor dem dunkel gestrichenen Hintergrund des Abendmahlstisches einen noch schöneren Platz gefunden und kommt dort wunderbar zur Geltung.“ Die Krippen sollen bis Anfang Januar in der Alexanderkirche stehen.
Figuren sind geschnitzt, und jede ist ein Unikat
Die Krippenfiguren in der katholischen St.-Michael-Kirche stammen aus der Leopoldshöher Johanneskirche, die im Februar 2018 abgerissen worden war. Hergestellt hat sie Holzbildhauerin Petra Rentrup aus Rheda-Wiedenbrück. „Sie sind geschnitzt, jede ist ein Unikat“, erzählt Gabriele Malkemper. Angeschafft worden sind die beweglichen Figuren von den Erlösen der Adventsbasare, die die einstige Bastelgruppe der Kirchengemeinde früher regelmäßig veranstaltet hat. Seit dem Jahr 2004 sei die Krippe, immer, wenn finanzielle Mittel da gewesen seien, erweitert worden, erzählt Gabriele Malkemper.

Eingekleidet worden sind die Figuren vor allem von Hildegard Wiemer. Als die Johanneskirche wegen Baufälligkeit und Schimmelbefall geschlossen und schließlich abgerissen wurde, wanderten die besonderen Figuren, zu denen sich acht Schafe, Hund, Esel und Ochse gesellten, nach Oerlinghausen in die Michael-Kirche.
Der Stall sei von einem Krippenbauer gestaltet worden, sagt Gabriele Malkemper. Pfarrsekretärin Regina Kretschmer hat die Krippe in der Woche nach dem vierten Advent aufgebaut. Sie wird bis zum 2. Februar stehengelassen. Am 6. Januar kommen die Heiligen Drei Könige und ein Kamel dazu.