Lesung

Krimiautor entzückt sein Publikum in Oerlinghausen mit schwarzem Humor vom Niederrhein

Die Buchhandlung Blume präsentiert eine Lesung mit Klaus Stickelbroeck. Die Veranstaltung ist nach langer Pause wieder im katholischen Gemeindehaus möglich.

Krimiautor Klaus Stickelbroeck kommt mit seiner leicht schnoddrigen Art bei Publikum der Lesung im katholischen Gemeindehaus St. Michael in Oerlinghaues gut an. | © Gunter Held

Gunter Held
07.10.2022 | 07.10.2022, 17:07

Oerlinghausen. Geärgert, gemordet, geschnappt – oder auch nicht. Machste nix dran. So ungefähr funktionieren die Geschichten von Klaus Stickelbroeck, Polizist auf der Düsseldorfer Altstadtwache und seit Jahren erfolgreicher Krimiautor.

Martina Lange und Jörg Czyborra von der Buchhandlung Blume begrüßen Autor und Publikum – „endlich wieder“ – im katholischen Gemeindesaal. Stickelbroeck hat sein jüngstes Buch mitgebracht, eine Sammlung von Kurzkrimis.

Und schon ist man bei der ersten Schwierigkeit: Normalerweise funktionieren Autorenlesungen so, dass ein bisschen was vom Anfang des Romans vorgelesen wird, dann kommen, je nach Vermögen der Autoren einige Anekdoten oder Erzählungen, wie das Buch zustande gekommen ist, und dann wird noch etwas aus der Mitte und dem hinteren Abschnitt des Buches vorgelesen. – Nur nicht das Ende. Denn schließlich lebt der Autor, die Autorin (auch) davon, dass Bücher verkauft werden. Und wer kauft schon einen Krimi, bei dem er schon vor dem Kauf weiß, wer der Mörder ist.

Ein Gratistipp für die bequemste Zelle in Düsseldorf

Also, das Ende ist tabu. Und bei Kurzkrimis? Von denen liest Klaus Stickelbroeck einige bis zum Ende vor. Und das macht er so gut, dass man als Zuhörer denkt: Den will ich noch mal selbst lesen. Doch zuvor gibt Stickelbroeck noch einen sehr pragmatischen Ratschlag für alle, die in der Düsseldorfer Altstadt beim Kneipenbummel zu tief ins Glas geschaut haben und von seinen freundlichen Kollegen in die kostenlose Unterkunft gebracht werden.

„Wenn es noch geht, drum bitten, in die Zelle drei gebracht zu werden“, erzählt er. „Die ist am saubersten und sogar ein bisschen gemütlich. Bloß nicht in Zelle eins. Da kommen die rein, die nicht mehr laufen können. Nicht gemütlich. Außerdem wissen die Kollegen schon Bescheid. Zelle drei? Ha, wohl beim Kollegen Stickelbroeck in ’ner Lesung gewesen... Und dann gibt es auch noch einen Kaffee dazu.“

Und dann geht es hinein in die Kurzkrimis. In den, in dem ein Mann vom Selbstmord abgehalten wird. Und zwar, weil seine Frau befürchtet, dass er sich umbringen will und deshalb jemanden engagiert hat, genau das zu verhindern. „Also liebt meine Frau mich doch noch“, liest Stickebroeck vor. „Das würde ich jetzt so nicht sagen“, antwortet der andere und greift nach hinten in seinen Hosenbund, aus dem er eine Pistole mit Schalldämpfer zieht. „Aber die Lebensversicherung zahlt nur bei Mord ...“ Eine andere Geschichte baut sich in bester Frankenfeld-Manier vom kleinen Problem bis zum tödlichen Chaos auf. Und nur ein Niederrheiner wie Stickelbroeck darf von „dem Heinz Schilanka seine Tochter ihr Verlobter“ sprechen, ohne dass das Grammatikempfinden Purzelbäume schlägt.

Neue Fassung des "Herrn von Ribbeck"

Zur kurzen literarischen Form gehört auch das Gedicht – meistens jedenfalls. Und so trägt der schreibende Polizist auch zwei Gedichte vor, steht vor der Rezitation kurz auf, verbeugt sich und legt dann bitterböse los. Und weil die Gedichte so schön haarsträubend sind, beschließt er den Abend mit seiner Fassung des „Herrn von Ribbeck“.

Nun ist es gemeinhin wenig erbaulich, wenn versucht wird, Klassiker zu verbessern. Doch was Klaus Stickelbroeck aus der Fontaneballade gemacht hat, ist einfach großartig. Die niederrheinische Art, das Publikum mit einzubeziehen, ist einfach nur lustig. Fazit des Abends: mehr davon!