Oerlinghausen

Eine Olympiade der besonderen Art

Nach zweijähriger, coronabedingter Unterbrechung kann sich die Oerlinghauser Schützengesellschaft erstmals wieder an den Ferienspielen beteiligen.

Weiß und Grün sind die Farben der Oerlinghauser Schützengesellschaft und der Dosen, die Nick (Mitte) hier mit möglichst viel Geschick abwerfen muss. | © Knut Dinter

Knut Dinter
17.07.2022 | 17.07.2022, 17:16

Oerlinghausen. Schützenolympiade? Was sie erwartet, ist Mila und Annika zu Beginn noch gar nicht klar. Denn die beiden Zehnjährigen sind kurzfristig eingesprungen. „Eine Freundin war angemeldet, konnte aber wegen Corona nicht teilnehmen“, berichtet Annika. „Deswegen hatte sie mich gefragt, ob ich ihren Platz haben möchte.“ Was dann am Samstagnachmittag auf dem Schützenplatz am Steinbült folgte, bereitete nicht allein Mila und Annika, sondern auch 30 weiteren Kindern großes Vergnügen.

Die meisten der Acht- bis 13-Jährigen kannten den sportlichen Wettbewerb noch nicht. Als Einziger konnte sich Nick noch gut an den vorherigen erinnern und hat auch gleich seine jüngere Schwester Tessa dafür begeistert. Das Spielfest hat zwar eine lange Tradition bei der Schützengesellschaft, musste aber wegen der Pandemie zwei Jahre lang ausfallen. Jetzt konnte dieser Beitrag zu den Oerlinghauser Ferienspielen erstmals wieder stattfinden. Allerdings wurde vorsichtshalber auf die sonst übliche Übernachtung in Zelten verzichtet.

Jahrelang zeichnete Fabian Köster für die Organisationsleitung verantwortlich, Patrick Bockwinkel und Sarai Hanning unterstützten ihn. 2019 übernahmen die Geschwister Inga und Jan Gnaß diese Aufgabe, jetzt können sie von dieser Erfahrung profitieren. „Das Handy braucht ihr heute nicht“, rät Jan Gnaß den Kindern vorsorglich. Er muss es wissen, zumal der heute 23-Jährige früher häufig selbst zu den Teilnehmern der Olympiade gehörte.

Neun Spielstationen auf dem Platz

13 junge Mitglieder der Schützengesellschaft stehen dem Geschwisterpaar zur Seite, darunter auch ausgebildete Erzieher. Insgesamt neun Spielstationen haben sie aufgebaut. Die Mädchen und Jungen können selbst entscheiden, in welcher Reihenfolge sie die Aufgaben bewältigen wollen. Und die sind zum Teil recht knifflig. Denn wer hat schon mal einen acht Zentimeter langen Nagel in einen Holzbalken eingeschlagen?

Doch Tilman Schmandt und Timo Schilling stoppen nicht nur die Zeit. Sie zeigen sich auch großzügig, wenn mal ein Stift krumm wird. Maximilian hingegen hat einen Trick herausgefunden: Er hält den Hammerkopf waagerecht. „Damit hat man eine bessere Trefferquote“ meint er und benötigt nur rekordverdächtige acht Sekunden, bis er den Nagel komplett versenkt hat. Gleich nebenan erklärt Jungschützin Lara, was mit Teebeutel-Weitwurf gemeint ist. „Möchtest du Orangen- oder Kräutertee?“, fragt sie scherzhaft. „Mal sehen, welcher besser fliegt.“

Dabei spielte die Sorte gar keine Rolle. Denn es geht darum, einen getränkten Beutel in ein Ziel zu befördern – jedoch zunächst das Etikett in den Mund zu nehmen und dann über den Kopf oder die Schulter rückwärts zu schleudern. Das gelang nur recht wenigen und zur Belustigung der Umstehenden blieb so mancher Beutel auf der Stirn kleben. Andere Aufgaben wie das Riesen-Dart, das Dosenwerfen und der Hindernislauf sind wesentlich leichter zur erfüllen.

Niklas Kramer zeigt Lena, wie sie beim Schießen mit dem elektronischen Scatt-Gewehr das mehrere Meter entfernte Ziel anvisieren kann. - © Knut Dinter
Niklas Kramer zeigt Lena, wie sie beim Schießen mit dem elektronischen Scatt-Gewehr das mehrere Meter entfernte Ziel anvisieren kann. | © Knut Dinter

Bei einem Schützenverein liegt es nahe, auch mal das Schießen auszuprobieren. Bei der Olympiade ist dies ohne Munition und vollkommen ungefährlich mit dem computergestützten Scatt-Gewehr möglich. „Das Ziel wird über eine Leuchtdiode angesteuert“, erläutert Niklas Kramer. Um genauer treffen zu können, sollte ein Auge geschlossen sein, rät er den Kindern. „Das ist ja ein Gefühl wie beim Augenarzt“, meint Lena.

Auch wenn die erreichte Punktzahl individuell ausgerechnet wird, zählt doch allein die Teilnahme. Sämtliche „Olympioniken“ erhalten am Ende eine Urkunde und eine Tüte mit Süßigkeiten. Nach dem Imbiss mit Grillwürstchen startet die Nachtwanderung, bevor die Ferienaktion mit Stockbrot am Lagerfeuer ausklingt.