Oerlinghausen/Leopoldshöhe. Schafe und Alpakas grasen, ein Hahn kikerikit, Hündin Maja klopft träge mit dem Schwanz aufs Gras, allerorten blühen die Obstbäume, im Teich blubbert es. Den Milan, der über dem Garten schwebt, kennt er persönlich. Ein Paradies. Allen Klischees folgend also die Frage: „Müssten Sie nicht eher ein Grüner sein, Herr Hansen?“ Die Antwort: ein Lachen. „Bin ich doch, bin ja Gärtnermeister.“
Politisch allerdings ist Hansen ein Schwarzer. Der 53-Jährige, Leiter der Adlerwarte Berlebeck, tritt im Wahlkreis Lippe I für die CDU an, wirbt in Lage, Bad Salzuflen, Oerlinghausen und Leopoldshöhe um Stimmen. Der Lagenser Ratsherr ist vor einigen Jahren aus Ärger über die Grundschulschließung in Billinghausen in die Politik gegangen. Nicht, weil er die vor rund 45 Jahren selber besucht hatte, „sondern weil die Entscheidung falsch war. Die Zahlen zeigen das bis heute, wir müssen überall an den Schulen anbauen.“
Sich für etwas zu engagieren, habe er von Kindheit an vorgelebt bekommen
Zwar hatte die CDU die Schließung vorangetrieben, das hinderte Hansen aber nicht daran, ebenda aktiv zu werden. „Ich habe mich geärgert, also habe ich mich eingebracht. Ich bin ja nicht nachtragend.“ Sich für etwas zu engagieren – sei es für den Förderverein der Kita, den Sportverein, die Nachbarschaft –, habe er von Kindheit an vorgelebt bekommen.
Nach einigen Jahren im Stadtrat reizt ihn nun der Wechsel in die Landespolitik, und er ist optimistisch, die Lipper überzeugen zu können. Die Reaktionen bei Hausbesuchen seien überwiegend positiv. Mit 53 reizt ihn die Aussicht, für Lippe in Düsseldorf etwas bewegen zu können. Denn dass da mehr drin sei, als zurzeit passiere, sei doch offensichtlich: „Lippe gibt es doch für Düsseldorf gar nicht. Allein die Polizeidichte: Im vergleichbaren Kreis Viersen gibt es 70 Polizisten mehr. Und hier wird die Polizei für ihre gute Arbeit bestraft.“ Womit er bei seinem Schwerpunkt ankommt, der mitnichten in der Naturschutzpolitik oder der Landwirtschaft liegt, wie (Achtung: Klischee) zu vermuten wäre.
"Auch in Schötmar oder Lage gibt es Clan-Kriminalität"
Hansen sagt, er habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der sei Basis für sicherheitspolitische Überzeugungen. „Wir dürfen die Augen nicht verschließen. Auch in Schötmar oder Lage gibt es Clan-Kriminalität.“ Sozialbetrug, Missachtung der Umgangsregeln von Rüpeleien im Freibad bis zur Ignoranz von Knöllchen: „Wir müssen Polizei und Ordnungsämter stärken, es nicht so weit kommen lassen wie in Oberhausen oder Duisburg“.
Weiteres großes Thema: Die Wirtschaftspolitik. Er weiß nicht zuletzt durch seine Hausbesuche, wie viele innovative Unternehmen es in Lippe gibt, die auf höchstem Niveau produzieren, und er weiß vom Fachkräftemangel. Drum wirbt er etwa für den Verein „Chance Ausbildung“ Lippe. Es gelte, junge Leute aus dem zweiten Ausbildungsmarkt in die Betriebe zu vermitteln. Schule und Betriebe müssten noch enger zusammenarbeiten, vieles stehe nur auf dem Papier. Und er fordert eine andere Willkommenskultur, um die hierher geflüchteten Menschen in Lohn, Brot und Ausbildung zu bringen: „Es kann nicht sein, dass ein Flüchtling nach der Lehre abgeschoben wird. Wir brauchen die Leute in Handwerk und Industrie.“
Der Adlerwarte in Detmold würde er bei einem Parlamentseinzug natürlich verbunden bleiben, etwa als Vorsitzender des Fördervereins Artenschutzzentrum. Daheim in Billinghausen wird er weiter die Eier der Greifvögel ausbrüten lassen. Doch dem Traumjob in Berlebeck, zu dem Hansen über die Beschäftigung beim Detmolder Grünflächenamt und seine Liebe zu Tieren gekommen war, würde er gern den zweiten Traumjob in Düsseldorf folgen lassen. Und Maja klopft mit dem Schwanz.
INFORMATION
Werdegang
Der Christdemokrat Klaus Hansen aus Lage ist 53 Jahre alt und Vater zweier erwachsener Kinder. Der Gärtnermeister leitet seit 26 Jahren die Adlerwarte in Detmold-Berlebeck und ist seit zehn Jahren in Gremien des Lagenser Stadtrates aktiv, dort unter anderem als Vorsitzender des Ausschusses für öffentliche Ordnung, Sicherheit, Feuerwehr und Mobilität.