Oerlinghausen

Umstrittenes Idyll: Betreiber schließt Wasserpark in Währentrup

Bernhard Schulz reagiert mit Unverständnis auf Forderungen des Kreises Lippe. Am Donnerstag soll es ein klärendes Gespräch geben

Idyll: Auf einem riesigen Areal hat Bernhard Schulz in den vergangenen elf Jahren eine einzigartige Parklandschaft geschaffen. Viele Besucher aus der nahen und weiteren Umgebung genießen die Spaziergänge inmitten bunt blühender Blumen, exotischer Gehölze und Teichanlagen. | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
03.08.2016 | 03.08.2016, 18:19
Hinweis: Vor dem geschlossenen Tor im Eingangsbereich des Währentruper Wasserparks hängt seit Anfang der Woche dieses Schild. Eigentümer Bernhard Schulz bringt auf ihm seine Unzufriedenheit zum Ausdruck. Er sieht sich in seinen Vorhaben behindert und eingeschränkt und strebt eine gerichtliche Klärung an. - © Karin Prignitz
Hinweis: Vor dem geschlossenen Tor im Eingangsbereich des Währentruper Wasserparks hängt seit Anfang der Woche dieses Schild. Eigentümer Bernhard Schulz bringt auf ihm seine Unzufriedenheit zum Ausdruck. Er sieht sich in seinen Vorhaben behindert und eingeschränkt und strebt eine gerichtliche Klärung an. | © Karin Prignitz

Oerlinghausen. Exotische Gehölze, bunte Blumenarrangements, die das Bild zu den wechselnden Jahreszeiten prägen, Gewässer, über die Brücken führen, Spazierwege, Spielwiesen und immer neue Blickfänge: Der Wasserpark in Währentrup ist ein Anziehungspunkt für Menschen aus nah und fern. Immer wieder aber hat es auch Ärger um das Kleinod gegeben.

Betreiber Bernhard Schulz hat seinen Park seit Anfang der Woche nun komplett für die Öffentlichkeit gesperrt. Bereits im Mai 2011 hatte sich der Unternehmer entschlossen, das von ihm seit dem Jahr 2005 nach und nach gestaltete Areal nur noch während der Woche für Besucher zugänglich zu machen. Schulz reagierte damit auf die anhaltenden Beschwerden von Anwohnern. Sie beklagten die Parkplatzsituation vor ihren Häusern vor allem an Wochenenden und Feiertagen und fühlten sich vom Lärm der Besucher, aber auch von den seit elf Jahren stetig andauernden Garten- und Bauarbeiten belästigt. Dem Vernehmen nach wird öfter auch während der Ruhezeiten gearbeitet.

Der städtische Beigeordnete Hans-Jörg Düning-Gast bestätigte, dass es noch vor ein paar Wochen ein Gespräch mit Bernhard Schulz und Bürgermeister Dirk Becker gegeben habe. Von einer geplanten Komplett-Schließung sei dort mit keinem Wort die Rede gewesen. "Wir sind nach wie vor gesprächsbereit", betonte Düning-Gast. Zumal der Park ein Gewinn für die Stadt sei. Seit Montag laufen vor allem im nahe gelegenen Hotel Mügge am Iberg die Telefone heiß. "Wir haben nichts von der Schließung gewusst", sagt auch Gabriele Mügge. "Wir haben von Gästen davon erfahren."

Ein Reisebus mit Gästen aus Rietberg musste unverrichteter Dinge wieder abreisen. Andere Besucher standen ebenfalls konsterniert vor den geschlossenen Toren. Alle seien überrascht gewesen, sagt Gabriele Mügge. "Eigentlich hat es sich seit der Schließung an den Wochenenden gut eingespielt." Die Nachricht verbreitete sich unterdessen in Windeseile in der Stadt. Viele Oerlinghauser reagierten entsetzt.

Das Schild, auf dem auf die Nutzungsbedingungen des privaten Parks hingewiesen wird, ist mit einem schwarzen Kreuz versehen. Vor dem Eingangstor hängt ein Schild, auf dem Bernhard Schulz seine Beweggründe schriftlich zusammengefasst hat. Er wendet sich damit an die Mitbürger und lässt sie wissen, dass die Wasserparkanlage von Beginn an "von einigen Währentruper Bürgern nicht akzeptiert und mit unsachlichen Mitteln bekämpft" worden sei.

Durchgestrichen: Schwarze Klebestreifen deuten an, dass die bisherigen Öffnungszeiten für den Wasserpark derzeit nicht gelten. - © Karin Prignitz
Durchgestrichen: Schwarze Klebestreifen deuten an, dass die bisherigen Öffnungszeiten für den Wasserpark derzeit nicht gelten. | © Karin Prignitz

Schulz, der am Dienstag persönlich nicht zu erreichen war, nimmt auch die Städte Oerlinghausen und Lage, auf dessen Gebiet das Areal verläuft, in die Pflicht. Beide Städte "dulden zwar die Anlage, aber unterbinden und behindern die Entwicklung und die Pflege", heißt es auf dem Schild. Der Kreis wird dort ebenfalls angesprochen. Er belege die Anlage "mit völlig unverständlichen Maßnahmen und immer neuen Forderungen". Um diesen Zustand zu beenden, "sehen wir uns gezwungen, gerichtliche Klärung zu suchen", schreibt Schulz. "Bis dahin bleibt die Anlage ab sofort für die Öffentlichkeit geschlossen."

Thomas Cleve, Fachgebietsleiter für Landschaft und Naturhaushalt beim Kreis Lippe, kann diese rigorose Reaktion nicht ganz nachvollziehen. "Da hat Herr Schulz wohl etwas in den falschen Hals bekommen." Im westlichen Teil, dort, wo der Wasserpark auf dem Gebiet der Stadt Oerlinghausen liegt, habe es schon vor Jahren ein Planfeststellungsverfahren gegeben. Seither hat Bernhard Schulz weitere Flächen auch auf Lagenser Gebiet gestaltet.

Auf einer ursprünglichen Pferdewiese im Bereich Ellernkamp möchte er nun wohl einen Kunstpark anlegen. Vom Architekten habe es eine entsprechende Anfrage gegeben, bestätigt Thomas Cleve. Noch bevor die Fläche im Landschaftsschutzgebiet geprüft worden sei, habe Schulz mit der Umsetzung begonnen. Schon öfter sei so verfahren worden, was bereits das eine oder andere Bußgeldverfahren nach sich gezogen habe. "Bislang haben wir das in intensiven Gesprächen wieder hinbekommen", sagt Cleve. Er ist zuversichtlich, dass das auch diesmal klappen wird. Am morgigen Donnerstag soll es ein Treffen mit der Unteren Landschaftsbehörde, dem Betreiber und dem Architekten geben. "Ich gehe davon aus", sagt Thomas Cleve, "dass der Park danach schnell wieder geöffnet wird." Herr Schulz sei eben manchmal ein bisschen impulsiv.

Kommentar

Kein Idyll hinter Zäunen

Am Wasserpark in Währentrup scheiden sich die Geister. Bernhard Schulz hat viel Geld in die Hand genommen, um ein Areal zu schaffen, das einzigartig ist. Einen Park zum Verweilen mit stetig wechselndem Bewuchs, den Menschen nutzen, um in ihrer Freizeit Entspannung zu finden. Ein Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann, denn die Parklandschaft zieht auch Gäste von weither nach Oerlinghausen. Die Anwohner in unmittelbarer Nähe erleben auch die Kehrseite der Medaille. Denn ein solch großer Park benötigt kontinuierliche Pflege inklusive der Mäh- und Sägearbeiten. Und er wird von Bernhard Schulz nach wie vor stetig erweitert. Das bringt neben der Idylle immer wieder Krach mit sich. Seit der Park an Wochenenden geschlossen ist, hat sich zumindest die Parksituation entspannt. Bleibt zu hoffen, dass weitere klärende Gespräche zu einem Ergebnis führen, mit dem alle Seiten leben können. Eine Schließung auf Dauer und ein Idyll hinter grünen Zäunen ist auf keinen Fall erstrebenswert.