Oerlinghausen

Post sucht neuen Betreiber

Veränderungen: Lars Schindowski hat zum Jahresende gekündigt. Geschäfte, die eine Postfiliale integrieren möchten, werden gesucht

Gibt auf: Lars Schindowski hätte gerne weitergemacht. Arbeit und Verdienst stehen für den 40-Jährigen aber in keinem Verhältnis. Deshalb hat er zum Jahresende gekündigt und will sich nun beruflich umorientieren. | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
30.10.2015 | 30.10.2015, 08:21
Neueröffnung: Hans-Jürgen Voss schließt sein "New-Oerli?ns" am Simonsplatz und öffnet den "Leierkasten" mit anderen Konzept in der Südstadt am Stukenbrocker Weg. - © Karin Prignitz
Neueröffnung: Hans-Jürgen Voss schließt sein "New-Oerli?ns" am Simonsplatz und öffnet den "Leierkasten" mit anderen Konzept in der Südstadt am Stukenbrocker Weg. | © Karin Prignitz

Oerlinghausen. Die Öffnungszeiten waren bereits eingeschränkt worden. Jetzt ist es amtlich. Lars Schindowski wird die Postfiliale an der Hauptstraße 33 zum Jahresende aufgeben. Weil er sich von der Deutschen Post alleine gelassen fühlt. "Die Schmerzgrenze", sagt der 40-Jährige, "ist schon lange erreicht." Alles stehe und falle mit der Vergütung, und die sei bei der Fülle der Aufgaben und dem großen Zeitaufwand einfach zu gering.

Viele Dinge müsse er zwar erledigen, honoriert bekomme er sie aber nicht, sagt Schindowski, bei dem der Ärger groß ist. Paketmarken im Internet ausdrucken, das sei eine der Sachen, die für ihn unterm Strich keinen Cent übrig lassen.

"Bei einigen Anbietern im Internet wird man aber quasi dazu gezwungen, die Marken dort auszudrucken." Auch die Postbankgeschäfte seien so eine Sache. "Ich leite quasi eine Bankfiliale, werde aber bezahlt, wie ein Hilfsarbeiter", sagt Schindowski.

Ganz zu schweigen davon, dass er genervten Kunden erklären muss, warum das Briefporto schon wieder teurer wird. "Wir müssen als Fußabtreter herhalten, obwohl wir es gar nicht zu verantworten haben." Als dann im Juli auch noch der Automat vor der Filiale abgebaut worden sei, "war das ein weiterer empfindlicher Schlag". Und die Parkplatzsituation sei auch nicht gerade förderlich gewesen. "Es sind viele Faktoren zusammengekommen."

Eigentlich hatte Schindowski neben der Poststation ein zusätzliches Geschäft aufbauen wollen. "Die Zeit dafür ist aber nie geblieben." Schon sein Vorgänger habe aus diesen Gründen aufgegeben. Rainer Ernzer, zuständiger Pressesprecher der Deutschen Post DHL Group, verweist darauf, dass die Post bundesweit mehr als 13.000 Kooperationspartner habe

"Die Konditionen sind für alle gleich, wenn es eine große Unzufriedenheit gäbe, wurden nicht so viele mit uns zusammenarbeiten." Ernzer bestätigt: "Dass ein Betreiber allein vom Postgeschäft lebt, funktioniert tatsächlich nicht." Nur mit einem weiteren Sortiment, also einem zweiten Standbein, rechne sich das Ganze.

Man sei in der Oerlinghauser Kaufmannschaft bereits auf der Suche nach einem neuen Kooperationspartner. "Wir versuchen, es übergangslos hinzubekommen." Erste Gespräche habe es bereits gegeben, "wir sind auf einem Lösungsweg, aber noch ist nichts in trockenen Tüchern". Findet sich niemand, "dann sind wir bei Orten, in denen mehr als 2.000 Menschen zusammenhängend leben, verpflichtet, eine Postdienstleistung anzubieten".

Über eine Tochterfirma der Deutschen Post würden dann Räume angemietet und eine Übergangsfiliale eingerichtet. "Mit eingeschränkten Angeboten und eingeschränkten Öffnungszeiten." Einige Kunden hatten sich bereits jetzt darüber beschwert, dass die Schließfächer nur zu erreichen sind, wenn die Post geöffnet hat. Einen 24-Stunden-Service, sagt Ernzer, "gibt es so gut wie nirgendwo mehr".

Was sich sonst noch tut

  • In den ehemaligen Fahrrad-Fulland-Räumen wird voraussichtlich Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres „Das Fliesenhaus Steffler & Fuchs“ seine Fliesenausstellung mit Verkauf eröffnen. Und zwar auf einer Fläche von 160 Quadratmetern in den dann komplett neu gestalteten Räumen.
  • An der Hauptstraße 44 öffnet am 3. November Gerlinde Volland ihr Geschäft „Schräge Vasen“, in dem sie Vintage, Trödel und Antikes anbietet.
  • Das „Café ZaBo“ am Simonsplatz geht vom 1. November an in die Winterpause. „Ab dem 1. März 2016 sind wir wieder dabei“, sagt Inhaberin Mireille O’Mahony, kündigt aber an, „dass es dann auf jeden Fall Veränderungen geben wird“. 
Öffnen wird das Café Zabo zwischendurch während des Oerlinghauser Weihnachtsmarktes. Dann soll es am Simonsplatz parallel ein Fest für die Kinder geben, mit Buden, dem Nikolaus „und in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde sowie der Agenda 21“.
  • Komplett schließen wird zum 31. Oktober das „New-Oerli’ns“ an der Hauptstraße 60. Hans-Jürgen Voss eröffnet bereits eine Woche später, am 7. November um 17 Uhr, „mit anderem Konzept“ seinen „Leierkasten“ in der Südstadt am Stukenbrocker Weg 1. Neben Musik der 50er bis 90er Jahre „und dem Besten von heute“ soll es eine kleine Tanzfläche, Cocktails, besondere Biere und Speisen geben.
  • Ebenfalls in der Einkaufspassage am Stukenbrocker Weg hat am 6. Oktober die „Backwelt SB-Bäckerei“ eröffnet. Sie war vorher im Mix-Markt.