Oerlinghausen

SPD in Westlippe vorne

Die Grünen verdoppeln in Leopoldshöhe ihr Ergebnis. In Oerlinghausen verlieren die SPD und die CDU Stimmanteile. Kerstin Vieregge gratuliert Jürgen Berghahn.

Gabriele Mosig, Jan-Philipp Parschau und Gerhard Mosig (v. l.) bilden den Wahlvorstand in einem der zwei Wahlräume im katholischen Pfarrheim an der Grüte/Marktstraße. Die Wahlbeteiligung ist hoch. | © Karin Prignitz

26.09.2021 | 26.09.2021, 21:36

Oerlinghausen / Leopoldshöhe. Auch in Westlippe haben Politiker und Bürger den Ausgang der Bundestagswahl mit Spannung verfolgt. In beiden Kommunen gab es kein gemeinschaftliches Verfolgen der Auszählung im Rathaus, die Lokalredaktion hat telefonisch um erste Einschätzungen gebeten.

In Oerlinghausen haben sich 39,5 Prozent der 13.203 Wahlberechtigten für die Briefwahl entschieden. Das sind 5.222 Wahlbriefe, die kontrolliert werden müssen. „Bei der Bundestagswahl 2017 hatten wir noch vier Briefwahlvorstände", sagt Hauptamtsleiter Dirk Schäfer. „Wir haben dann zunächst auf sechs und dann, als immer mehr Wahlbriefe kamen, auf sieben Briefwahlvorstände erhöht. Jedes Team von Wahlhelfern muss dort zwischen 700 und 750 Stimmzettel auszählen.

Die Wahlbeteiligung wurde um 16 Uhr bei der Abfrage mit 75,4 Prozent angegeben, was sich nach Aussage von Dirk Schäfer bis 18 Uhr noch erhöht haben dürfte.

Um 20.30 Uhr, als noch nicht alle Stimmbezirke ausgezählt waren, gestand Kerstin Vieregge ihre Niederlage ein. Die CDU-Politikerin war 2017 im Wahlkreis Lippe I direkt gewählt worden. Sie gratulierte Jürgen Berghahn von der SPD.

Erkennbar war in Oerlinghausen, dass die Wähler mit der CDU-Politik nicht zufrieden sind. Die Verluste bei den Erst- und Zweitstimmen waren so hoch wie bei keiner anderen Partei. Es sei müßig, jetzt über die Gründe zu spekulieren, sagte sie im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Es könne sein, dass es der falsche Kandidat gewesen sei, es könne aber auch sein, dass die Wähler nach 16 Jahren einen Wechsel wollten.

Trotz Gewinn sind die Grünen enttäuscht

Bezogen auf ihren eigenen Wahlkreis wies sie darauf hin, dass Lippe schon immer SPD-nah gewesen sei.

Jürgen Berghahn sagt, er sei „überglücklich, dass ich so viele Stimmen bekommen habe. Lippe ist wieder ein roter Wahlkreis. Jetzt kann die Arbeit in Berlin beginnen – hoffentlich mit einem Kanzler Olaf Scholz."

Auch Peter Heepmann, Fraktionsvorsitzender der SPD im Oerlinghauser Rat, ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Wir haben als Sozialdemokraten das erreicht, was prognostiziert worden war", sagt er. Der eigentliche Erfolg aber sei gewesen, dass die SPD, die noch vor wenigen Wochen in Umfragen bei 15 Prozent lag und bereits totgesagt worden ist, ein solches Ergebnis erzielen konnte.

Ganz und gar unzufrieden ist Ute Hansing-Held, Fraktionsvorsitzende der Grünen, mit dem Ergebnis. Und das, obwohl die Grünen in Oerlinghausen als die Gewinner der Wahl dastehen. „Ich bin absolut enttäuscht", sagt sie. „Das hätte eine Klimawahl sein sollen. Stattdessen ist ein ,Weiter so’ gewählt worden. Das zeigt auch die geringe Wertschätzung für die jüngere Generation. Die Leopoldshöher Wahlhelfer sind fix. Der erste Stimmbezirk, Kindergarten Greste II, übermittelt das Ergebnis um 18.41 Uhr. CDU und SPD liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, die AfD ist zwischenzeitlich drittstärkste Kraft. Die Grünen verdoppeln fast ihr Ergebnis im Vergleich zu 2017. Die FDP bleibt auf ähnlichem Niveau. Im Laufe des Abends legt die SPD bei den Zweitstimmen zu. Und Jürgen Berghahn zieht an Kerstin Vieregge vorbei.

Leopoldshöhes Bürgermeister Martin Hoffmann hat sich während des Wahltags in allen Wahlbüros sehen lassen, lobt die Wahlhelfer. Auch in der Gemeinde habe die Zahl der Briefwähler deutlich zugelegt. Vermutlich wegen Corona, sagt Hoffmann. Mit Maskenverweigerern habe es keine Probleme gegeben, das sei gut gelaufen. Den spannenden Zweikampf zwischen Vieregge und Berghahn verfolgt er im Internet. Dass die SPD bei den Zweitstimmen wieder zugelegt hat, freut ihn. Bis allerdings die Briefwahl-Stimmen ausgezählt sind, „kann man noch nicht viel sagen".

Dass die AfD mit etwas über 12 Prozent wieder ein zweistelliges Ergebnis erreicht, verwundert Martin Hoffmann. Klaus Fiedler (CDU) erschreckt es eher. Das „Kopf-an-Kopf-Rennen" zwischen Kerstin Vieregge und Jürgen Berghahn habe er hingegen erwartet, „das war von vorneherein klar". Dass die CDU-Kandidatin gegen den „Profi aus dem Landtag" verloren hat – schade. Dass Robin Wagener vermutlich über die Landesliste in den Bundestag einziehen wird, freut Birgit Kampmann (Grüne). „Er ist wohl bei den Leuten gut angekommen." Sie habe allerdings gehofft, dass die AfD in Leopoldshöhe nicht wieder so viele Stimmen bekommt.