Oerlinghausen

Gedenken an Priester Kilian Kirchhoff

Jahrestag: Vor 75 Jahren wurde Kilian Kirchhoff, erster katholischer Seelsorger in Oerlinghausen, als Zeuge seines Glaubens von den Nationalsozialisten ermordet

Ständige Erinnerung: Vor der Kirche St. Michael befindet sich ein Gedenkstein für den ersten katholischen Seelsorger in Oerlinghausen. | © Knut Dinter

23.04.2019 | 23.04.2019, 17:37

Oerlinghausen. Vor 75 Jahren ist der erste Pfarrer der Oerlinghauser katholischen Kirchengemeinde, Kilian Kirchhoff, gestorben. Er wurde am 24. April 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet. Mit einem Gedenkgottesdienst erinnert die Gemeinde an den Franziskanerpater, Priester und Übersetzer.

Kirchhoff wurde am Rönkhausen im Sauerland geboren und auf den Namen Josef getauft. Da er früh Vollwaise wurde, wuchs er bei Pflegeeltern auf. 1914 wurde er in den und erhielt den Namen Frater Kilian. 1922 wurde er in Paderborn zum Priester geweiht.

Beginn in der Bergstadt: Diese Aufnahme zeigt Pater Kilian Kirchhoff in jungen Jahren. Es stammt aus der Zeit, als er in Oerlinghausen wirkte. - © privat
Beginn in der Bergstadt: Diese Aufnahme zeigt Pater Kilian Kirchhoff in jungen Jahren. Es stammt aus der Zeit, als er in Oerlinghausen wirkte. | © privat

In Oerlinghausen hielt er seine erste Predigt. Hier war eine kleine katholische Gemeinde neu entstanden. 30 bis 40 Personen trafen sich regelmäßig zum Gottesdienst. Als erster Seelsorger betreute Kirchhoff in den Jahren 1922/23 die Gläubigen.

In Beziehung gesetzt: In Sichtweite der Antoniuskapelle, des ersten katholischen Gotteshauses in Oerlinghausen, weist ein Straßenname auf Kirchhoff hin. - © Knut Dinter
In Beziehung gesetzt: In Sichtweite der Antoniuskapelle, des ersten katholischen Gotteshauses in Oerlinghausen, weist ein Straßenname auf Kirchhoff hin. | © Knut Dinter

Um einen geeigneten Versammlungsraum zu schaffen, entstand in jener Zeit die Antoniuskapelle an der Steinbruchstraße. Mitten in der Inflationszeit wurde sie mit privaten Spenden von Gemeindemitgliedern errichtet. Kirchhoff betreute die Ausgestaltung des kleinen Gotteshauses durch den Bildhauer und seiner Ehefrau Jenny Wiegmann. Daraus entwickelte sich auch eine private Freundschaft mit den Künstlern. Schon bald verließ Kirchhoff die Bergstadt wieder, hielt die Verbindung jedoch weiter aufrecht. Er bezeichnete Oerlinghausen später immer als seine „erste Liebe“. Er übernahm seelsorgerische Aufgaben in anderen Gemeinden, danach widmete er sich wissenschaftlicher Arbeit.

Durch zahlreiche Übersetzungen ostkirchlicher liturgischer Hymnen aus dem Griechischen machte er sich einen Namen. Unter anderem verfasste er ein monumentales, vierbändiges Werk mit dem Titel „Die Ostkirche betet“. Damit gilt er als einer der Wegbereiter für die Annäherung an die orthodoxe Christenheit. Nach dem Besuch einer befreundeten Familie in Dortmund wurde er von deren Tochter denunziert. 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet, vorgeworfen wurden ihm regimekritische Äußerungen. Er kam in Untersuchungshaft. Im anschließenden Prozess äußerte die Zeugin, sie hasse Priester, „da sie Gegner des Nationalsozialismus seien“. , Präsident des berüchtigten verurteilte Kirchhoff am 7. März 1944 in Berlin zum Tode. Theologen und Orientalisten verschiedener Universitäten setzten sich für ihn ein und wandten sich mit einem Gnadengesuch an das Gericht. Gleichwohl wurde das Todesurteil gegen Kirchhoff am 24. April 1944 im Zuchthaus Die Urne mit der Asche des Verstorbenen wurde später in Werl bestattet.

Anlässlich seines 90. Geburtstages 1984 hat die Malerin Katharina Sitnikov-Peters für die Kirche St. Michael in Oerlinghausen einen Kreuzweg in Form von Ikonen geschaffen. Damit wird nicht zuletzt an Kirchhoff und seine Begeisterung für die Ostkirche erinnert. In mehreren Stationen wird auf sein Schicksal eingegangen, in die 12. Kreuzwegstation wurde sein Porträt integriert.

INFORMATION


Feierlichkeiten

  • Anlässlich des 75. Todestag lädt die katholische Kirchengemeinde für den heutigen Mittwoch, 24. April, 19 Uhr zu einer einfachen Messfeier in der Krypta ein. Dabei wird der Kelch verwendet, den Pater Kilian der Gemeinde als Andenken überließ.
  • Das Gefäß wird anschließend an Rönkhausen ausgeliehen, den Geburts- und Taufort von Pater Kilian.
  • Die dortige Kirchengemeinde wird am Samstag, 27. April, einen Gedenkgottesdienst abhalten, außerdem werden während einer Feierstunde Experten über das Leben Kirchhoffs Auskunft geben.