
Oerlinghausen. Die Eltern der künftigen Kindergartenkinder haben in diesen Tagen Post bekommen. „Die Platzzusagen sind verschickt worden“, bestätigt Fachbereichsleiter Marcel Jagnow von der Stadt. „Das Nachrückverfahren schließt sich direkt an.“ Begehrt sind vor allem Plätze für Kinder unter drei Jahren.
Im Kitajahr 2019/20 haben nach Auskunft des Kreises Lippe 332 Jungen und Mädchen unter drei Jahren in Oerlinghausen einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. 196 von ihnen sind angemeldet worden. 172 Plätze stehen zur Verfügung. Bei den Kindern über drei Jahren gibt es einen Rechtsanspruch für 487 Kinder. 452 sind angemeldet. Die Zahl der geplanten Kitaplätze liegt bei 464. Der Kreis weist allerdings darauf hin, dass immer eine gewisse Anzahl von Anmeldungen nicht verbindlich sind. Sprich: es gibt viele Mehrfachanmeldungen.
„Ich musste 60 Familien eine Absage schicken“

Nun muss sortiert werden. „Sofern bei den U-3-Kindern Kitaplätze fehlen“, heißt es in einer Mitteilung des Kreises, „wird deren Rechtsanspruch durch das gleichwertige Angebot von qualifizierten Tagespflegepersonen erfüllt“. Im vergangenen Jahr hatten 501 Kinder über drei Jahren und 326 Kinder unter drei Jahren einen Rechtsanspruch.

Die Prognose, dass immer weniger Kinder geboren werden, so ist es aus allen Kitas zu hören, bestätige sich in Oerlinghausen – zumindest aktuell – nicht. Auch Fachbereichsleiter Friedel Schafmeister vom Kreis bestätigt: „Es werden immer mehr Kinder.“
Warum sich die Prognosen in die entgegengesetzte Richtung entwickelt haben, darüber könne man nur spekulieren, sagt Schafmeister. Sicherlich sei es nicht möglich, dass jedes Kind die Wunschkita bekomme, noch mehr Kita-Plätze zu planen, das sei aber im Hinblick auf die vielen gut ausgebildeten Tagesmütter nicht sinnvoll. „Wir müssen sie mit berücksichtigen und einbeziehen.“
Die Evangelische Kirchengemeinde Oerlinghausen hat sich dennoch entschlossen, ihre Kita „Löwenzahn“ auf dem Röden um eine dritte Gruppe zu erweitern. Die Bagger sind bereits angerückt. „Die Maßnahme soll im September fertig sein“, informiert Pfarrer Klaus Sommer. „Wir haben sehr viele Anmeldungen – wie immer“, bestätigt Nina Michael, die auch die evangelische Kita „Krümelkiste“ für Kinder unter drei Jahren an der Marktstraße leitet. „Ich habe für beide Einrichtungen 40 Absagen schreiben müssen.“ Die neue dritte Gruppe ist für 23 Kinder bestimmt.
„Es verlagert sich“, verweist Kerstin Steinmann, Leiterin der DRK-Kita „Zauberberg“, auf veränderte Lebensverhältnisse und Bedarfe. „Die meisten Eltern melden ihre Kinder früher an“, also vor dem dritten Lebensjahr. „45 Stunden-Plätze sind in der Überzahl.“ „Für 25 Stunden kommt fast keiner mehr“, das kann auch Dirk Ritzenhoff, Leiter der AWO-Kindertagesstätte in Lipperreihe, bestätigen. Mehr als 60 Anmeldungen hat er für die zwei U-3-Gruppen bekommen, nur 20 Plätze sind zu vergeben, auch im Ü-3-Bereich seien noch 20 Kinder unversorgt.
„Ich musste 60 Familien eine Absage schicken.“ Selbst, wenn man Doppelanmeldungen berücksichtige, werde längst nicht jedes Kind einen Kita-Platz bekommen. „Das ist traurig“, findet Ritzenhoff. Die Schmerzgrenze sei erreicht. Schon, wenn nur ein einziges Kind in den U-3-Gruppen zusätzlich aufgenommen werde, sei das im Sinne einer guten Betreuung kaum zu verantworten.
In der Oerlinghauser Innenstadt soll das von der Arbeiterwohlfahrt genutzte Provisorium an der Hermannstraße mit zwei Gruppen zunächst erhalten bleiben. Sobald das im Ceweco-Haus geplante Gesundheitszentrum fertig ist, werde die Kita dort hineinziehen, kündigt Rieke Vorher, Fachberaterin für Einrichtungen im Kreis Lippe, an. „Wir planen perspektivisch mit drei Gruppen.“ Ziel sei der Start zum 1. August 2020.
Noch aber haben die Umbauarbeiten am Ceweco-Haus nicht begonnen. Eine ganz neue Kita, und zwar die erste Betriebskita in der Bergstadt, entsteht derzeit bei der Firma Gundlach Verpackung. „Der Umbau geht gut voran“, berichten Projektleiterin Rita Ahlers und Joachim Liebe-Freund vom Träger, der von Laer Stiftung aus Bielefeld. „Wir werden am 1. August starten.“
Die zehn Plätze für Kinder unter drei Jahren sind bereits vergeben. Für Kinder über drei Jahre gebe es bislang keine Anmeldung. Das werde sich aber ändern und einspielen, da ist sich Marcel Jagnow sicher. Rita Ahlers betont, dass die Betriebs-Kita nicht nur Gundlach-Mitarbeitern offen stehe, sondern sie offen für alle Kinder ist. Platz ist dort noch für 20 bis 22 Ü-3-Kinder. Eine Kita-Leiterin ist bereits eingestellt.