Oerlinghausen

Digitales Dorf in der Tasche

Dorfplattform: Eine neue Form der Kommunikation soll in Kürze an den Start gehen. Lipperreihe ist eines von 16 Modelldörfern

Präsentation: Ann-Kathrin Habighorst, Projektleiterin von "Smart Country Side" beim Kreis LIppe (l.) und die Koordinatorin in Lipperreihe, Manuela Outiti stellen in der Lipperreiher Kirche vor, wie die digitale Dorfplattform aussehen könnte. | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
06.03.2019 | 06.03.2019, 11:58

Oerlinghausen. Die Dorf-App für Lipperreihe kann kommen. Der Oerlinghauser Stadtteil ist eines von zehn Modelldörfern im Kreis Lippe, hinzu kommen sechs im Kreis Höxter, die sich dem digitalen Wandel stellen und den Anschluss nicht verpassen wollen. Möglich macht das das Projekt Smart Country Side (SCS) der Kreise Lippe und Höxter. Über den aktuellen Stand, über Nutzen und Möglichkeiten der Plattform sowie den zeitlichen Rahmen hat jetzt Projektleiterin Ann-Kathrin Habighorst vom Kreis Lippe in der Lipperreiher Kirche Auskunft gegeben.

Seit einer Dorfkonferenz im März 2018 ist viel geschehen. Im günstigsten Falle können die Grundversion der Website und die App bereits in wenigen Wochen an den Start gehen. Der Anbieter für die Informations- und Kommunikationsplattform ist mit dem Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE aus Kaiserslautern gefunden, die Bausteine für die Dorf-App liegen vor. Jetzt kann von den Bürgern eine individuelle Plattform für ihr Dorf erstellt werden.

Dorf-App soll die Kommunikation fördern

Manuela Outiti ist die Koordinatorin. Im vergangenen Jahr hat sie bereits kräftig die Werbetrommel gerührt und Ideen weiterentwickelt. „Ohne ein Team ist das aber nicht zu leisten“, betont die Gesundheitsmanagerin, für die die Dorf-App ein Herzensanliegen ist. Einiges ist bereits auf den Weg gebracht worden. So wurden Lernmaterialien geordert und Anträge für Unterstützungsbedarf gestellt. „Wir sind auf einem guten Weg, es stemmen zu können.“

Einmal wöchentlich sollen schon in Kürze Schulungskurse beginnen. „Ziel ist die Vermittlung von Kompetenzen zur sicheren Nutzung digitaler Medien“, sagt Manuela Outiti. Die Teilnehmer sollen auf ihrem jeweiligen Kenntnisstand abgeholt werden, „damit es für niemanden langweilig wird“. Redakteure und Autoren würden gebraucht. Der Kreis stellt Bildschirm, vier Tablets, zwei Kameras und einen Drucker zur Verfügung. Und er finanziert das Gesamtprojekt fünf Jahre lang. Danach, informiert Ann-Kathrin Habighorst auf Nachfrage, werde ein vierstelliger Betrag anfallen. „Für Nutzer ist die App natürlich kostenlos.“ Ein Raum für die Schulungen ist bereits gefunden. Die AWO Lipperreihe stellt ihn zur Verfügung.

Der im Vorfeld laut gewordenen Kritik, dass die Dorf-App in Konkurrenz mit der bereits bestehenden „OerlyApp“ treten könnte, widersprechen Ann-Kathrin Habighorst und Manuela Outiti. Die Dorf-App solle viel eher eine wertvolle Ergänzung sein, verweisen beide auf Verknüpfungen. „Wir müssen gucken, wo man sich gegenseitig ergänzen kann, wo es Schnittstellen gibt.“ Bei Veranstaltungshinweisen etwa. Andreas Otte kann sich durchaus vorstellen, dass die Dorf-App „auch für Oerlinghausen insgesamt eine spannende Geschichte sein kann“.

Alle teilnehmenden Dörfer hatten im Vorfeld ihre Bedarfe formuliert. „Überall“, berichtete Ann-Kathrin Habighorst, „kam das Gleiche heraus.“ Mit der Dorf-App soll vor allem die Kommunikation gefördert werden. Mit „EXTERdigiTAL“ ist die erste Dorf-App bereits online. Neuigkeiten und Veranstaltungen, diese Angebote sollten immer dabei sein, empfahl die Projektleiterin des Kreises. „Alles andere bleibt ihnen überlassen.“ In Lipperreihe könnten etwa regelmäßig aktuelle Angebot des Dorfladens eingestellt werden.

In Extertal gut funktioniert

Dorfinformationen können weitergegeben werden, Vereine auf ihre Angebote aufmerksam machen und vieles mehr. „Die Dorf-App“, ging der Appell von Manuela Outiti an die Lipperreiher, „kann nur mit Leben gefüllt werden, wenn Sie sich einbringen.“ Multiplikatoren seien wichtig. In Extertal sei viel ehrenamtliche Zeit und Arbeit investiert worden, berichtete Ann-Kathrin Habighorst, „das hat dort sehr gut funktioniert.“ Dort seien alle Dörfer Extertals dabei. Ein Testballon.

Für die Lipperreiher Dorf-App, quasi der App für die Tasche, muss noch ein Name gefunden werden. „Wenn der festgelegt ist, braucht das Fraunhofer-Institut etwa 1,5 Wochen“, kündigte die Projektleiterin die zügige Umsetzung an. Wie lange es brauche, um die Inhalte festzulegen, wollte Michael Smolnik wissen. „Da richten wir uns nach Ihnen in Lipperreihe.“ Peter Heepmann regte an, den Kontakt mit der Stadt zu suchen, um Standarddinge verlinken zu können. Manuela Outiti kündigte weitere Informationsveranstaltungen zum Thema Dorf-App an.

Smart Country Side ist ein mit Mitteln aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) gefördertes Kooperationsprojekt der Kreise Lippe und Höxter und eines von zehn Projekten des Handlungskonzeptes „OWL 4.0“.

Zusammen wollen die Akteure die digitale Transformation in Ostwestfalen-Lippe voranbringen und die Zukunftschancen der Region sichern.