Oerlinghausen

Jupp Schulte ermittelt wieder

Unbequemer Kommissar: Im aktuellen Regionalkrimi schicken Jürgen Reitemeier und Wolfgang Tewes ihren Ermittler auf eine neue Dienststelle in „Lippisch-Sibirien“

Neue Aufgabe: Auf Einladung von Martina Lange stellten Jürgen Reitemeier (links) und Wolfgang Tewes ihren aktuellen Regionalkrimi vor. Darin schicken sie Kommissar Jupp Schulte in eine neue Dienststelle, die sich als Abstellgleis erweist. Foto: KNUT DINTER | © KNUT DINTER

19.02.2019 | 19.02.2019, 06:06

Oerlinghausen. Bereits 16 Mal hatte Kommissar Jupp Schulte erfolgreich Fälle gelöst. Dann endete die Zusammenarbeit mit dem Verlag. Aufgeben kam für das Autorenduo Jürgen Reitemeier und Wolfram Tewes nicht in Frage. Sie schrieben einfach weiter. Auf Einladung der Buchhandlung Blume stellten sie am Freitag im Alten Krug in Helpup ihren neuen Lippe-Krimi vor. „Totgesagte leben lange“ lautet der beziehungsreiche Titel.

Wie ihr Protagonist haben auch Reitemeier und Tewes „über den Kampf wieder zurück zum Spiel gefunden“, wie sie ihren 85 Zuhörern im vollbesetzten Saal des Alten Kruges erklärten. Die Figur des eigenwilligen Detmolder Kommissars habe so viele Fans gefunden, dass sich eine Fortsetzung geradezu aufdrängte. Aber wie? Zum Glück bot sich eine Lösung, denn es gab gleich mehrere Angebote. „Wir hatten das Luxusproblem, uns einen Verlag aussuchen zu können“, sagte Reitemeier.

Da lag es nahe, auch für den Kommissar einen neuen beruflichen Abschnitt herbeizuphantasieren. Schulte, stets aufsässig und für seine Vorgesetzten unbequem, wird zu einer neu geschaffenen Polizeiwache geschickt. Mit vier neuen Kollegen landet er allerdings auf einem beruflichen Abstellgleis. „Ab nach Lippisch-Sibirien“, lautet die Parole und gemeint ist Heidenoldendorf. Zitat: „Er wurde abgeschoben, kaltgestellt, an einen Ort, an dem er nicht störte und an dem er keinesfalls arbeiten wollte.“ Dort gibt es für die Zwangsversetzten nichts zu tun, überdies sollen sie ohne Computer auskommen.

Jetzt heißt es Abschied nehmen von Maren Köster und anderen den bewährten Kollegen. Nicht nur die Leser müssen sich erst noch an das neue Personal im 17. Lippe-Krimi gewöhnen. Autor Reitemeier meinte verschmitzt: „Wir kennen die ja auch nicht, wir wissen gar nicht, wie die ticken.“ Den Beweis lieferte er sofort nach. Während Reitemeier den Polizeikollegen als Jan van Leyden vorstellte, korrigierte ihn Tewes: „Der heißt doch nicht Jan, sondern Marco.“ Die spontane Antwort ließ die Zuhörer laut auflachen: „Ja, da sehen Sie, wir kennen die noch gar nicht.“

Um nicht vor Langeweile zu sterben, arbeitet Jupp Schulte einen zehn Jahre alten Fall auf. Ein junger Mann war in einem Bordell verstorben, der Kommissar ahnt Ungereimtheiten und sucht die Witwe auf. Die Ermittlungen führen ihn auch nach Oerlinghausen . . .

Mit den Lippe-Krimis wird die Ortskenntnis verbessert

Gerade diese regionalen Bezüge machen die Krimis für Dagmar Neumann besonders reizvoll. „Man hat dann immer schon ein Bild vor Augen“, meinte die Oerlinghauserin. „Auch die Lesungen sind immer nett und ein echtes Vergnügen.“ Es war daher keine Frage, dass sie am Büchertisch den neuen Band erwarb, um ihn gleich signieren zu lassen. An zwei Abenden habe das jüngste Werk verschlungen, berichtete Gerhard Schemmel aus Leopoldshöhe den beiden Autoren. „Totgesagte leben lange“ ist seiner Ansicht nach zugleich das bislang Beste in der Reihe.

Die Lektüre hat Susanne Laudien sogar geholfen, mit der lippischen Mentalität vertraut zu werden, als sie vor kurzem von Berlin nach Lage gezogen ist. „Ich habe sie alle gelesen“, berichtete sie begeistert. Die Krimis spiegelten das Leben in Lippe. „Ich habe das Gefühl, das geschieht alles wirklich hier.“ Den Wechsel von der Großstadt in die ländliche Region hat sie nicht bereut. Dank der Bücher sind ihr auch die beschriebenen Orte mittlerweile ein Begriff. „Als im Bekanntenkreis mal vom Klösterchen die Rede war, wusste ich sofort, dass es sich um das Krankenhaus in Bielefeld handelt“, sagte Susanne Laurien.

Der 18. Lippe-Krimi ist bereits in Arbeit. Buchhändlerin Martina Lange kündigte an, dass auch diese Fortsetzung wieder im Alten Krug präsentiert werden soll, zumal die Gäste sich zuvor bei einem eigens zusammengestellten „mörderisch guten Buffet“ stärken konnten.