Oerlinghausen

REWE bekommt mehr Platz

Nahversorgung: Mit den Stimmen von SPD, FDP und FWG wird im Bauausschuss einer Erweiterung der Verkaufsfläche zugestimmt

Nimmt Form an: Aus der Baustelle wird ein REWE-Markt. Links soll der Parkplatz entstehen, rechts verläuft die Holter Straße. Foto: Kristoffer Fillies | © Kristoffer Fillies

Gunter Held
17.03.2018 | 17.03.2018, 07:07

Oerlinghausen. Als das Bestreben, den REWE-Markt zu erweitern in der Stadt die Runde machte, sagte ein Geschäftsmann: „Es dürfte doch wohl jedem sonnenklar gewesen sein, dass der Markt erweitert wird. Was mich erstaunt und ärgert, ist, dass diese Erweiterung schon während des Baus beantragt wird. Ich hatte angenommen, dass eine Anstandsfrist gewahrt und erst dann der Erweiterungsantrag gestellt wird.“

Der Antrag zur Erweiterung der Gesamtverkaufsfläche von 1.400 auf 1.560 Quadratmeter wurde während der Sitzung des Bauausschusses am Mittwoch diskutiert.

»Politik muss verlässlich sein«

Die Abstimmung fiel wie üblich bei diesem Thema aus: Die acht Mitglieder der Fraktionen SPD, FDP und FWG sprachen sich für den Antrag aus, die CDU, vier Mitglieder, und die Grünen, drei Mitglieder, stimmten dagegen. Nächster Schritt ist die Beteiligung der Öffentlichkeit.

Ute Hansing-Held, Fraktionsvorsitzende der Grünen, sagte: „Es gab Gründe, die Verkaufsfläche zu begrenzen. Diese Gründe werden jetzt ausgehebelt. Wir stimmen nicht zu.“

Angelika Lindner, Fraktionsvorsitzende der CDU, machte ihrer Empörung Luft: Eine wichtige Sache in der Kommunalpolitik sei die Verlässlichkeit, sagte sie. Und weiter: „Die Bürger sollten sich auf die politischen Entscheidungen verlassen können. In diesem Fall habe die Verlässlichkeit gerade einmal ein halbes Jahr Bestand gehabt, bevor sie mit fadenscheinigen Begründungen gekippt wurde. Dabei werden wir nicht zustimmen.“

Volker Neuhöfer (SPD) konterte: „Ich freue mich, mit einem Zitat von Konrad Adenauer antworten zu können: ,Der denkende Mensch ändert seine Meinung’, und es hat sich etwas geändert, deshalb stimmen wir zu.“ Nichts anderes war erwartet worden, denn die SPD unterstützt das Projekt seit Beginn an. Allerdings hat Neuhöfer nicht Adenauer zitiert, sondern den Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900).

Der Anlass für den Änderungsantrag ist bei Architekt Jens-Peter Huesmann nachzulesen. Er argumentiert, dass die Erhöhung der Verkaufsfläche neben der notwendigen Angebotsvielfalt in der Art der Präsentation der Waren sowie der Einrichtung eines Frischebereiches mit den entsprechend notwendigen und der Verkaufsfläche zuzurechnenden Bediengängen (Wurst, Fleisch, Fisch, Käse) innerhalb des Marktes zu begründen sei. Ursprünglich seien 1.600 Quadratmeter Verkaufsfläche angedacht gewesen – und darauf sei der Baukörper auch ausgelegt. Die Verringerung der Verkaufsfläche auf 1.400 Quadratmeter sei der Mittelweg gewesen, den der Gutachter CIMA vorgeschlagen habe, um die Kaufkraftabflüsse für die benachbarten Versorgungsbereiche auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Zwischenzeitlich sei jedoch der Rossmann Drogeriemarkt an einen neuen, größeren Standort in der Kernstadt umgezogen und auch der Combi-Markt stehe mit seiner Erweiterung kurz vor dem Abschluss. Vor dem Hintergrund dieser Veränderungen beantrage nun der Investor die Änderung des Bebauungsplanes.

Heftige Kritik an der Erweiterung gibt es auch vom Verein LiLi (Leben in Lipperreihe). Vorsitzender Andreas Otte wirft der CIMA vor, in ihrer gutachterlichen Kurzstellungnahme sachliche Fehler und argumentative Schwächen zu haben. So werde mit Umsatzzahlen des Combi-Marktes argumentiert, die noch gar nicht vorliegen können, weil die Erweiterung noch nicht abgeschlossen ist. Auch bleiben alte Aussagen der CIMA unberücksichtigt.