
Oerlinghausen. In Oerlinghausen mit seinen Ortsteilen gibt es ein Dutzend Hausärzte. Knapp die Hälfte von ihnen hat das 60. Lebensjahr zum Teil deutlich überschritten. Die Suche nach Nachfolgern, die die Praxen weiterführen wollen, gestaltet sich dem Vernehmen nach schwierig. Die Zahl der Patienten hingegen wächst, weil im Umfeld der Bergstadt etliche Arztpraxen bereits geschlossen haben.
"Viele unserer Patienten kommen zunehmend auch aus Leopoldshöhe, Bielefeld und Lage", erzählen Ulrich Kochsiek (48) und Ralf Übelacker (54), die eine Gemeinschaftspraxis an der Detmolder Straße betreiben. Von 7.000 unterschiedlichen Patienten im Jahr berichten beide. Etwa 3.000 kämen pro Quartal, die meisten von ihnen auch im darauffolgenden. Schon vor einiger Zeit haben die beiden Hausärzte Hilfe gefunden. Katrin Bentler-Burkamp arbeitet als dritte Ärztin in der Praxis, und zwar für 16 Stunden. "Das ist schon mal eine große Hilfe", betont Ulrich Kochsiek.
Um die Vielzahl der Patienten bewältigen zu können, wünschen sie sich noch einen weiteren Kollegen oder eine Kollegin. Schon jetzt wollen sie die räumlichen Voraussetzung dafür schaffen. "Wenn wir mittelfristig mit mehr Ärzten arbeiten wollen, brauchen wir mehr Platz", sagt Ralf Übelacker. Nach langer Wartezeit liegt die Baugenehmigung für einen 120 Quadratmeter großen Anbau mittlerweile vor. Am Montag ist der erste Bagger angerückt, um die dritte Baustelle entlang der Detmolder Straße voranzutreiben.
Patienten über die Rückseite
Weil das Hauptgebäude, errichtet im Jahr 1903, komplett denkmalgeschützt ist, "durfte der Anbau nicht damit konkurrieren", erläutert Ulrich Kochsiek die architektonischen Bestimmungen. Schlicht und stilistisch angepasst soll er werden. Während der Arbeiten läuft der Betrieb bis auf eine Ferienwoche weiter. Patienten gelangen in dieser Zeit allerdings nicht über den gewohnten Eingang zur Praxis, sie müssen links am Gebäude vorbei gehen und für etwa sechs Wochen den Eingang an der Rückseite nehmen.
Nach der Fertigstelllung wird die Hauptanmeldung im Anbau zu finden sein, ebenso wie das Labor, der Raum für die Blutentnahme und drei Akutbehandlungszimmer. Im Hauptgebäude sollen die bislang kleinen Räume vergrößert werden. Wichtig vor allem, dass das Gebäude dann behindertenfreundlich ist. Bislang führen einige Stufen hoch zur Anmeldung. "Belastungs-EKG und Ultraschall werden wieder in der Praxis sein", berichtet Ralf Übelacker, und nicht mehr im Keller. Es wird drei Ärztezimmer geben, die alle zur Detmolder Straße hin liegen. "Mit dem Anbau können wir mit vier Ärzten parallel arbeiten."
Bereits seit Herbst 2016 ist die Praxis Kochsiek/Übelacker Lehrpraxis der Universität Bochum. "Wir bilden Studenten während der Blockpraktika aus", bestätigt Ralf Übelacker. Er unterrichtet auch in Minden. Angestrebt ist langfristig die akademische Lehrpraxis. Dann könnten Studenten im akademischen Jahr ausgebildet werden, und der eine oder andere könnte sich eventuell dafür begeistern, Hausarzt in Oerlinghausen zu werden.