Oerlinghausen

Lipperreiher wollen den Dalbker Bach erhalten

Wenn der Dalbker Bach versiegt, trocknet das Land aus. Das befürchten Anwohner. Sie wollen die Lebensader des Dorfes erhalten - und bieten ihre Hilfe an

So soll es bleiben: Der Dalbker Bach an der Oberen Reihe in Lipperreihe. Die Anwohner Heinrich Kindsgrab (l.) und Jürgen Nolte weisen darauf hin, dass sich die Landschaft ohne den Bach in einen Trockenrasen zurückverwandelt würde. | © Sigurd Gringel

Sigurd Gringel
15.03.2017 | 15.03.2017, 13:00
Feuchtbiotop an der Ortsgrenze: Das könnte von der Trockenlegung des Dalbker Bachs ebenfalls beeinflusst werden. - © Foto: Otmar Lüke
Feuchtbiotop an der Ortsgrenze: Das könnte von der Trockenlegung des Dalbker Bachs ebenfalls beeinflusst werden. | © Foto: Otmar Lüke

Oerlinghausen. Der Dalbker Bach soll so bleiben, wie er ist. Das finden nicht nur Heinrich Kindsgrab und Jürgen Nolte, vier weitere Familien haben einen offenen Brief unterschrieben, in dem sie für den Erhalt des Dalbker Baches argumentieren. Kindsgrab und Nolte sind sich aus Gesprächen mit weiteren Anwohnern in Lipperreihe sicher, dass viele so denken wie sie. Allerdings müsste der Bach regelmäßig ausgebaggert und gepflegt werden. Dafür ist die Stadt zuständig, die Anwohner bieten aber für Teile des Baches ihre Unterstützung an.

Wie berichtet befürworten die Stadtverwaltung und der Kreis Lippe offenbar die Stilllegung des Baches. Er sei kaum erhaltenswert und aufwendig zu pflegen. Die Lokalpolitiker im Umweltausschuss wollten das nicht entscheiden und ordneten weitere Gespräche mit den Anwohnern an.

Jürgen Nolte und Heinrich Kindsgrab setzen sich für den Erhalt ein. Beide halten Pferde. Jürgen Nolte hat an der Oberen Reihe etwa 20 Hektar Grünland, auf denen momentan 13 Pferde weiden. Nicht seine, wie er betont, sondern Pensionspferde. Hauptberuflich geht er einer anderen Arbeit nach. Heinrich Kindsgrabs Hof liegt auf der anderen Seite des Dalbker Baches. Und das schon sehr lange. Erwähnt wurde die Familie bereits 1563, Jahrzehnte, bevor das Dorf Lipperreihe gegründet wurde - Lebensader des Dorfes war damals übrigens der Dalbker Bach. Ohne diese Wasserzufuhr würde sich das Grünland an der Oberen Reihe wieder in eine Trockenrasenlandschaft mit spärlichem Bewuchs zurückverwandeln. Die Hausbrunnen könnten versiegen. Davon ist Jürgen Nolte überzeugt.

Fast dicht: Weil sich viel Sediment abgesetzt hat, ist nur noch ein Teil des Rohres zu sehen. Es misst einen Meter im Durchmesser. - © Sigurd Gringel
Fast dicht: Weil sich viel Sediment abgesetzt hat, ist nur noch ein Teil des Rohres zu sehen. Es misst einen Meter im Durchmesser. | © Sigurd Gringel

Heinrichs Kindsgrabs Hof ist größer. 52 Hektar. Er hat Ställe für derzeit 50 Pferde und eine Reithalle. Zwischen Hof und Dalbker Bach liegt ein Waldstück mit sechs Teichen und verpachteten Wochenendhäusern. Einige Teiche dienen als Löschteiche, diese Bedingung war damals an die Genehmigung der Reithalle gekoppelt. Gäbe es die Teiche nicht, müssten zu Löschzwecken vier Zisternen gebaut werden, sagt Jürgen Nolte.

In der Machbarkeitsstudie, die den Ausschussmitgliedern als Entscheidungsgrundlage dient, heißt es, dass keine offensichtliche Speisung der Teiche durch den Dalbker Bach erkennbar sei. Dem widersprechen Kindsgrab und Nolte. Ihrer Ansicht nach korreliere der Wasserstand in den Teichen mit dem des Bachs. Allerdings in einem zeitlichen Verzug von mehreren Wochen.

In den 70er Jahren führte der Dalbker Bach viel mehr Wasser

Am Löschteich: Der Wasserstand korreliert mit dem des Dalbker Bachs. Davon sind die Anwohner überzeugt. - © Sigurd Gringel
Am Löschteich: Der Wasserstand korreliert mit dem des Dalbker Bachs. Davon sind die Anwohner überzeugt. | © Sigurd Gringel

Noch heute wirke sich der trockene Herbst auf den Wasserstand in einem Löschteich aus. "Der steht sonst zu dieser Zeit 20 Zentimeter höher", sagt Heinrich Kindsgrab. Vielleicht speise der Bach den Teich nicht komplett, räumt Heinrich Kindsgrab ein, aber er sorge dafür, dass der Teich das Wasser halte. Trockengefallen sind die Löschteiche noch nie.

Kindsgrab und Nolte sprechen sich gegen ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren aus; Stadtverwaltung und Kreis Lippe sind der Ansicht, dass dieses Verfahren für die weitere Planung unumgänglich ist. "Das braucht man nur, wenn etwas geändert werden soll", sagt Jürgen Nolte. Und er wehrt sich gegen die Ansicht, der Dalbker Bach sei als künstliches Gewässer ökologisch weniger wertvoll und deswegen nicht erhaltenswert.

Laut Wasserrahmenrichtlinie sollen auch künstlich angelegte Gewässer "gutes ökologisches Potential und einen guten chemischen Zustand" erreichen. Zudem habe der Bach längst einen natürlichen Charakter angenommen. Für den Erhalt sprechen nach Ansicht der Anwohner auch die Kosten. Das Ravensberger Stauwehr muss sowieso umgebaut werden, egal, ob der Bach stillgelegt, umgelegt oder erhalten wird.

Bleiben die Kosten für das regelmäßige Ausbaggern, das aber seit Jahren nicht geschehen ist. Bleibt das aus, setzen Sedimente den Bach zu. Das ist zum Beispiel an der Ecke Bachstraße / Obere Reihe zu beobachten. Dort steht das Wasser so hoch, dass es über das Ufer zu treten droht. Deswegen manipulieren Anwohner aus dem Dorf am Stauwehr. Sie wollen den Zufluss zum Dalbker Bach mit Brettern verringern, damit kein Wasser in ihre Keller gelangt.

In den 70er Jahren, als der Bach noch deutlich mehr Wasser führte, stand zur Schneeschmelze öfter mal Wasser in den Kellern der Häuser im Dorf. Auch im Sommer trocknete der Dalbker Bach nicht aus. Das weiß Heinrich Kindsgrab zu berichten. Heute entziehe die Straßenentwässerung dem Dalbker Bach Wasser. Und er erinnert sich, dass Strafgefangene in den 60er Jahren unter Aufsicht der Polizei mit Schippen das Bachbett ausbaggern mussten.

Jürgen Nolte und Heinrich Kindsgrab bieten an, den Bach an einigen Stellen selbst auszubaggern - mit dem Einverständnis der Stadt. Kindsgrab: "Mit einer Grabenfräse ist das nur ein Gucken."

Information
Bislang wurde der Dalbker Bach nur an der Oberen Reihe und im Dorf betrachtet. Doch auch am Dorfrand, auf dem Weg nach Stukenbrock, könne der Dalbker Bach eine wichtige ökologische Rolle spielen. Naturschützer weisen darauf hin, dass auf Höhe der Kreisgrenzen ein wertvolles Biotop existiert. In Untersuchungen müsse auch geklärt werden, ob das Biotop unmittelbar mit dem Dalbker Bach in Verbindung steht.